Pneumologie 2017; 71(02): 79-80
DOI: 10.1055/s-0042-123885
Pneumo-Fokus
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Asthmaverschlechterung durch Paracetamol prospektiv nicht bestätigt

Sheehan WJ. et al.
Acetaminophen versus Ibuprofen in Young Children with Mild Persistent Asthma.

N Engl J Med 2016;
375: 79-80
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Publication Date:
21 February 2017 (online)

 

In den USA ist Paracetamol die am häufigsten bei Kindern eingesetzte Medikation. Beobachtungsstudien hatten allerdings sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen eine Assoziation zwischen der Paracetamol-Einnahme und Asthmasymptomen und einer Verschlechterung der Lungenfunktion berichtet. Wissenschaftler eines US-amerikanischen Asthma-Netzwerks untersuchten, ob sich das prospektiv bestätigen lässt.


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An der multizentrischen, doppelt verblindeten Parallelgruppenstudie nahmen 300 Kinder im Alter von 12 bis 59 Monaten mit mildem persistierendem Asthma teil. Randomisiert erhielten sie bei innerhalb von 48 Wochen auftretendem Fieber oder Schmerzen entweder Paracetamol oder Ibuprofen nach Bedarf. Als primärer Endpunkt wurde die Zahl der Asthmaexazerbationen, die eine Gabe von systemischen Glukokortikoiden (GKS) notwendig machten, ermittelt. Die Asthma-Kontrollmedikation war in beiden Gruppen in vergleichbarer Weise standardisiert worden.

Ergebnisse

Im Median benötigten die Patienten über den Studienzeitraum 5,5 Dosen der Studienmedikation, 7,0 im Paracetamol- und 4,5 im Ibuprofen-Arm (p = 0,47). Die Zahl der Asthmaexazerbationen mit notwendiger systemischer GKS-Gabe unterschied sich mit 0,81 pro Teilnehmer im Paracetamol- und 0,87 pro Teilnehmer im Ibuprofenarm nicht (relative Rate 0,94; 95 % Konfidenzintervall 0,69 – 1,28; p = 0,67).

49 % der Kinder, die Paracetamol, und 47 % der Kinder, die Ibuprofen erhalten hatten, entwickelten wenigstens eine Asthmaexazerbation, die systemische GKS notwendig machte, 21 % bzw. 25 % auch mindestens zwei solcher Verschlechterungen – wiederum war kein Unterschied zwischen beiden Gruppen zu erkennen. Das galt auch für den Anteil der Tage mit kontrolliertem Asthma (85,8 % versus 86,8 %; p = 0,50), den Verbrauch an Salbutamol-Bedarfsmedikation (2,8 und 3,0 Inhalationen pro Woche; p = 0,69) sowie eine nicht geplante Inanspruchnahme medizinischer Leistungen aufgrund des Asthmas (0,75 und 0,76 Episoden pro Patient; p = 0,94). Auch unerwünschte Ereignisse waren vergleichbar häufig, schwere unerwünschte Ereignisse traten 6-mal im Paracetamol und 12-mal im Ibuprofenarm auf.

Fazit

Bei Kleinkindern mit persistierendem Asthma geht eine Bedarfsmedikation mit Paracetamol bei Fieber oder Schmerzen nicht mit einer höheren Inzidenz von Asthmaexazerbationen und einem schlechter kontrollierten Asthma einher als bei Ibuprofen-Gabe. Da diese Studie spezifisch darauf ausgerichtet war, diese Fragestellung zu untersuchen, ist sie von der Evidenz her stärker zu gewichten als Beobachtungstudien oder die Post-hoc-Analyse einer randomisierten Studie zum Vergleich von Paracetamol und Ibuprofen zur Fiebersenkung, die eine Assoziation von Paracetamol-Einnahme und Asthmaverschlechterung nahegelegt hatte, betonen die Autoren.

Friederike Klein, München


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