Pneumologie 2017; 71(02): 79
DOI: 10.1055/s-0042-123886
Pneumo-Fokus
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Latente Tuberkulose: Prävalenz in den USA stagniert

Mancuso JD. et al.
The prevalence of latent tuberculosis infection in the United States.

Am J Respir Crit Care Med 2016;
194: 501-509
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Publication History

Publication Date:
21 February 2017 (online)

 

Im Jahr 2014 wurden in den USA 9412 neue Fälle einer Tuberkulose (TB) registriert. Mit 3,0 Fällen/100 000 Einwohner war die Inzidenz damit gegenüber dem Jahr 2000 um 48 % gesunken. Latente TB-Infektionen (LTBI) bilden aber weiterhin ein großes Reservoir für die Infektion, wie James D. Mancusco et al. herausfanden.


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Die Zahl von LTBI zu verringern, ist ein wichtiger Bestandteil zur Kontrolle und Eliminierung der TB in den USA. Um die Prävalenz der LTBI insgesamt und in bestimmten Bevölkerungsgruppen zu analysieren, werteten die Autoren Daten der nationalen, repräsentativen Studie NHANES (National Health and Nutrition Examination Survey) aus den Jahren 2011 – 2012 aus. Die Kohorte umfasste 6083 Personen im Alter von 6 Jahren und älter. Die Prävalenz der LTBI wurde sowohl anhand des Tuberkulin-Hauttests als auch mit einem Interferon-γ-Freisetzungstest (QuantiFERON-TB Gold In-Tube, QFT-GIT) ermittelt.

Ergebnisse

Mit dem Tuberkulin-Hauttest ergab sich für 2011 – 2012 eine LTBI-Prävalenz von 4,4 %, mit dem QFT-GIT von 4,8 %. Gegenüber der NHANES-Welle von 1999 – 2000 bedeutet das eine leichte Prävalenzzunahme (Prävalenz damals 4,2 %). In absoluten Zahlen sind damit in den USA derzeit zwischen 12,4 – 13,6 Millionen Einwohner von einer LTBI betroffen.

Unter den in den USA geborenen Personen hat die LTBI-Prävalenz seit 2000 leicht abgenommen, bei woanders geborenen Personen dagegen nicht. Das immer noch große TB-Reservoir in den USA wird inzwischen zu 73 % von nicht in den USA geborenen Einwohnern gebildet. Die Autoren weisen in diesem Zusammenhang auf den hohen Anteil von in asiatischen Ländern mit hoher TB-Inzidenz geborenen Einwanderern hin, die 2010 28 % der nicht in den USA geborenen Einwohner ausmachten. Typische asiatische Herkunftsländer sind China, Vietnam, Indien, Korea und Philippinen – alle gehören zu den 10 Ländern mit der höchsten TB-Last weltweit. Neben den im Ausland Geborenen hatten auch frühere Geburtskohorten eine höhere LTBI-Prävalenz als spätere und ältere Personen eine höhere als jüngere. Weitere Risikogruppen waren Personen mit engem Kontakt zu TB-Erkrankten. Die Identifizierung spezifischer Risikogruppen weist auf Möglichkeiten einer gezielten Test- und Behandlungsstrategie hin, um dem Ziel der TB-Eliminierung näher kommen zu können.

Fazit

Nach bis zum Jahr 2000 abnehmender LTBI-Prävalenz in den USA müssen die Autoren nun eine Stagnation der Prävalenzrate konstatieren. Ein T-Reservoir von mehr als 12 Millionen Einwohnern weist darauf hin, dass die USA noch weit entfernt von der Eliminierung der TB ist. Die gezielte Testung und Behandlung muss weiter ein Grundpfeiler für die Bekämpfung der TB sein.

Friederike Klein, München


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