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DOI: 10.1055/s-0042-1753562
Benutzerfreundlichkeit einer Anamnese-App für die primärärztliche Versorgung aus Sicht der Patient*innen
Einleitung Ärzt*innen stehen vor der Herausforderung, in einer knappen Konsultationszeit notwendige Informationen und Untersuchungsbefunde für differentialdiagnostische Überlegungen und Therapieplanung zu erhalten, auf Fragen der Patient*innen einzugehen und die Konsultation zu dokumentieren.
Im Projekt DASI (‚Digital assistierte Informationserfassung vor der Sprechstunde‘) wurde eine App entwickelt, mit der Patient*innen mit akutem Behandlungsbedarf vor der Sprechstunde zu ihrem Beratungsanlass befragt werden können. Die App erhebt Informationen zu den aktuellen Beschwerden, zum Krankheitsverlauf und zur relevanten Krankenvorgeschichte. Diese Angaben können den Ärzt*innen vorab im Praxisinformationssystem zur Verfügung gestellt werden. Mit dieser ‚Vorab-Anamnese‘ soll die knappe Konsultationszeit effektiver genutzt werden können. Den Patient*innen ermöglicht das Tool eine gezielte Vorbereitung auf die ärztliche Konsultation.
Das Ziel der vorgestellten Studie ist die Evaluation der Bedienbarkeit der App aus Sicht der Patient*innen.
Methoden Zwischen November 2021 und Januar 2022 wurden Patient*innen mit akuten körperlichen oder psychischen Beschwerden in hausärztlichen Praxen und im ambulanten Bereitschaftsdienst für die Studie rekrutiert. Die Patient*innen nutzten nach der Studienaufklärung und -einwilligung die Anamnese-App für die Eingabe ihrer aktuellen Beschwerden. Zur Erfassung der subjektiv empfundenen Benutzer*innenfreundlichkeit bewerteten sie anschließend die der App mit dem System Usability Scale (SUS; 10 Fragen auf einer fünfstufigen Likert-Skala; Scores zwischen 0-100), wobei ein Wert ab 68 eine hohe Bedienbarkeit widerspiegelt. Zusätzlich wurden ausgewählte soziodemographische Daten, Fragen zur alltäglichen Mediennutzung und Nutzungsdaten der App (alle Fragen und Antworten, Benutzungszeit) erhoben.
Ergebnisse 392 Personen füllten den SUS vollständig aus. Mit einem Mittelwert von 77,9 (Standardabweichung 16,1) zeigt sich insgesamt eine gute Bedienbarkeit. Weibliche und jüngere Patient*innen bewerteten die App im Durchschnitt besser. Die detaillierte Datenauswertung erfolgt derzeit und wird bis zum Kongress vorliegen.
Schlussfolgerung Durch die Erhebung der subjektiv empfundenen Bedienbarkeit der Anamnese-App können mögliche Schwächen in der Gestaltung aufgezeigt und daraufhin verbessert werden. Hierbei spielen sowohl inhaltliche Aspekte, als auch das Design und die Navigation eine Rolle. Die intensive Testung einer digitalen Neuerung im Praxisalltag und mit einem diversen Patient*innenkollektiv ist wesentlich, um alle Patient*innen gleichermaßen an der Digitalisierung teilhaben zu lassen zu können. Anhand der Dauer der Anwendung und dem Maß an technischer Unterstützung, die für die digitale Anamnese benötigt wird, kann außerdem reflektiert werden, inwiefern sich eine elektronische Anamnese in den Praxisalltag integrieren lässt und ob der Einsatz der App im hausärztlichen Setting bzw. im Bereitschaftsdienst für alle Patient*innen gleichermaßen sinnvoll ist.
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Publication History
Article published online:
22 August 2022
© 2022. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
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Germany