Z Gastroenterol 2022; 60(08): e641
DOI: 10.1055/s-0042-1755096
Abstracts | DGVS/DGAV
Klinische Praxis und Versorgungsforschung
Versorgungsforschung: Von COVID19 bis ambulante Versorgung
Freitag, 16. September 2022, 17:15 – 18:35, Saal 8

„Lessons learned“: Gemeinsam stark durch die Krise – Interprofessionelle Zusammenarbeit als Resilienzfaktor für Mitarbeitende in der SARS-CoV-2-Pandemie

K Ruttmann
1   Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Gastroenterologie, Endokrinologie, Infektiologie und Rheumatologie, Regensburg, Deutschland
,
N Lindenberg
2   Universitätsklinikum Regensburg, Klinik für Anästhesiologie, Regensburg, Deutschland
,
S Albaladejo-Fuertes
1   Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Gastroenterologie, Endokrinologie, Infektiologie und Rheumatologie, Regensburg, Deutschland
,
C Kunst
1   Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Gastroenterologie, Endokrinologie, Infektiologie und Rheumatologie, Regensburg, Deutschland
,
K Gülow
1   Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Gastroenterologie, Endokrinologie, Infektiologie und Rheumatologie, Regensburg, Deutschland
,
C Demirci
1   Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Gastroenterologie, Endokrinologie, Infektiologie und Rheumatologie, Regensburg, Deutschland
,
S Schlosser
1   Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Gastroenterologie, Endokrinologie, Infektiologie und Rheumatologie, Regensburg, Deutschland
,
S Schmid
1   Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Gastroenterologie, Endokrinologie, Infektiologie und Rheumatologie, Regensburg, Deutschland
,
M Müller-Schilling
1   Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Gastroenterologie, Endokrinologie, Infektiologie und Rheumatologie, Regensburg, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung Medizinisches Personal zählt zu den durch die SARS-CoV-2-Pandemie stark belasteten Bevölkerungsgruppen. Die World Health Organisation gab zu Pandemiebeginn Empfehlungen heraus, die psychische Belastungen für Gesundheitsfachkräfte durch eine interprofessionelle Zusammenarbeit minimieren sollten.

    Ziele Geleitet durch diese Empfehlungen führten wir eine multidimensionale Befragung im Querschnittdesign zu psychischen Belastungen in der Pandemie und dem Einfluss von interprofessioneller Zusammenarbeit als potentiellem Resilienzfaktor unter den Beschäftigten eines Universitätsklinikums während der ersten Covid-Welle durch.

    Methodik Mittels der Generalized Anxiety Disorder Scale-7 (GAD-7) und dem PHQ-2, einer Ultrakurzform des Patient Health Questionnaire-D, erfolgte ein Screening auf Anzeichen ängstlicher und depressiver Symptome. Zusätzlich abgefragt wurden einzelne depressive Symptome und pandemiespezifische Belastungen sowie die Einschätzung der interprofessionellen Zusammenarbeit.

    Ergebnis An der Befragung beteiligten sich N=289 Mitarbeitende verschiedener Berufsgruppen (Rücklauf=38,6%), darunter n=235 in der direkten Versorgung von Patient*innen mit einer SARS-CoV-2 Infektion. Bezüglich psychischer Belastungen ergab ein Screening mittels GAD-7 eine minimale/milde Angstsymptomatik (MW 5.21 SD±4,63), wobei 34 (17%) der Befragten Anzeichen einer mittelgradigen/stärkeren Angst aufwiesen. Die Abfrage pandemiespezifischer Ängste ergab (MW 3,07; Min./Max. 1-6; SD±1,00) und Belastungen (MW 2,83; Min./Max. 1-6; SD±1,03). Das Screening mittels PHQ-2 deutete für 20,3% auf eine Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen depressiver Beschwerden (Cut-Off≥3) hin. Die interprofessionelle Zusammenarbeit im Team beträgt MW 2,0 und entspricht somit einer guten Bewertung. Eine negative Wahrnehmung interprofessioneller Kommunikation/Zusammenarbeit im Team korrelierte sowohl mit höheren Belastungen durch die Pandemie (p<0,001; r=0,362) als auch mit verstärkten pandemiebezogenen Ängsten (p<0,001; r=0,335).

    Schlussfolgerung Eine interprofessionelle Arbeitskultur hat eine protektive Funktion auf die psychische Gesundheit unter Belastungssituationen, wobei sich die Ergebnisse vor allem auf eine Abschwächung situationsgebundener Ängste in der Pandemie bezogen. Die Kultivierung einer interprofessionellen Zusammenarbeit in die Alltagsroutinen kann somit nicht nur die Versorgungsqualität verbessern, sondern hat auch Potential für die psychische Stabilität von Mitarbeitenden.


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    Publication History

    Article published online:
    19 August 2022

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