Einleitung Welche Methoden sind effektiv zur Behandlung von
Online-Verhaltenssüchten im Kindes- und Jugendalter? Mit der Aufnahme der
Verhaltenssüchte als eigenes ICD-11 Kapitel wurde erstmals durch die WHO
offiziell anerkannt, dass Menschliches Verhalten an sich, auch ohne das
Zuführen einer psychotropen Substanz, abhängig machen kann.
Exzessive (Online-) Verhaltensweisen, insbesondere die Nutzung von Computerspielen,
betreffen bereits jüngere Populationen als Störungen durch den
Konsum psychotroper Substanzen. Während der Pandemie ist die
Prävalenz der Computerspielstörung zudem stark angestiegen. Umso
größer ist der klinische Bedarf an Therapiemethoden zur effektiven
Behandlung dieser neuen Störungskategorie bei Kindern und Jugendlichen.
Material und Methodik Im Rahmen der AWMF Leitlinienentwicklung wurde
eine systematische Literaturrecherche zur Behandlung der
Computerspielstörung im Kindes- und Jugendalter durchgeführt. Aus
250 identifizierten Veröffentlichungen zu Interventionsstudien der letzten
10 Jahre wurden nach Abstract- und Volltextsichtung insgesamt 16 Studien mit
akzeptabler Studienqualität eingeschlossen.
Ergebnisse Insbesondere die störungsspezifische kognitive
Verhaltenstherapie und Interventionen mit intensivem Einbezug der Eltern zeigten
vielversprechende Ergebnisse zur Behandlung der Computerspielstörung.
Zusammenfassung Die störungsspezifischen Methoden der
kognitiven Verhaltenstherapie beinhalten insbesondere den Aufbau belohnender
Aktivitäten, Strategien zur adaptiven Emotionsregulation, operante Methoden
zur Löschung und Substitution der konditionierten Suchtteufelskreise und
kognitive Interventionen. Insgesamt zeigt sich aber noch großer
Forschungsbedarf zur Verbesserung der noch relativ dünnen Evidenzlage zur
differenziellen Wirksamkeit spezifischer Therapiemethoden bei Kindern und
Jugendlichen.