Einleitung Trotz stetiger Weiterentwicklungen therapeutischer Angebote
sind Rückfallquoten nach stationärer suchtspezifischer Behandlung im
Jugendalter hoch. Achtsamkeitsbasierte Programme erscheinen vielversprechend, um
über meditationsbasierte Techniken den Umgang mit Craving und internalen
Auslösern zu verbessern und damit Rückfallquoten zu optimieren.
Bislang fehlen aber Studien für jugendliche Populationen. Die vorliegende
explorative randomisiert-kontrollierte Studie untersucht (initiale) Wirksamkeit und
Akzeptanz eines achtsamkeitsbasierten Gruppentherapieansatzes im stationären
jugendpsychiatrischen Setting.
Material und Methodik Im Rahmen der vom BMBF geförderten
Pilotstudie (01GL1745G), wurden 84 Patient:innen nach Abschluss des qualifizierten
Entzugs entweder dem Treatment-as-usual (TAU; multimodale, jugendpsychiatrische
Suchtbehandlung; n = 42) oder der MIND IT! Bedingung (TAU +
achtsamkeitsbasierte 12-stündige Gruppenbehandlung; n = 42)
zugewiesen. Achtsamkeit und Selbstregulation wurden über Selbstbericht und
neuropsychologische Testbatterie Prä-Post und nach 6 Monaten erfasst.
Ergebnisse Die Mind it! Gruppe wurde über die Gruppenstunden
hinweg im Durchschnitt insgesamt gut bewertet.Die durchschnittliche Teilnahme lag
bei 6 Sitzungen. Die Dropoutquote war höher in der Mind it! Bedingung (16
vs. 7). Alle Patient:innen profierten vom stationären Setting und konnten
den Cannabiskonsum signifikant auch 6 Monate nach Therapieende reduzieren.
Allerdings zeigte sich kein spezifischer Gruppeneffekt bzgl. der konsumbezogenen
Variablen. Im Craving findet sich zum Postzeitpunkt eine Überlegenheit in
der Mind it! Gruppe, welche aber nicht im Follow-up erhalten bleibt. Im Kontrast
dazu scheint die Mind it Gruppe die Selbstregulation (v.a. Urgency und
Emotionsregulation) positiv auch längerfristig zu beeinflussen.
Zusammenfassung Die Pilotstudie zeigt Stärken und
Schwächen des Designs auf. Das Achtsamkeitskonzept kann auch im
stationären Setting zur Behandlung jugendlicher Suchterkrankter angewendet
werden. Dabei ist eine Modifikation der Anzahl der Gruppensitzungen zu diskutieren
und ggf. ein zusätzlicher Fokus auf Achtsamkeitsübungen in Form von
Hausaufgaben zu legen, um die Wirksamkeit des Programms zu verstärken. Es
gibt Hinweise auf eine Wirksamkeit v.a. im Bereich der Selbstregulation. Das
Konsumverhalten 6 Monate nach stationärer Behandlung ist
gruppenunabhängig verbessert und unterstreicht die Wirksamkeit aktueller
suchttherapeutischer Behandlungskonzepte.