Suchttherapie 2022; 23(S 01): S17
DOI: 10.1055/s-0042-1755985
Abstracts
S11: Internetnutzungsstörung bei Kindern und Jugendlichen

Krypto-Gaming, NFTs & Blockchain: Ist das was für Kinder und Jugendliche?

M Dreier
1   Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz
,
M Beutel
1   Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz
,
W K Müller
1   Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz
,
K Wölfling
1   Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung Krypto-Gaming, NFTs (Non-Fungible Tokens) und Blockchain werden aktuell diskutiert und in ersten Computerspielen implementiert. So können Kinder und Jugendliche NFTs in Computerspielen kennenlernen, nutzen und auch eine Spekulation über die NFT-Preisentwicklung wird ermöglicht. In einigen Ländern bestehen bereits NFT-play-to-earn-Entwicklungen, welche sich ebenfalls auch in der EU oder in Deutschland etablieren könnten, da der NFT-Markt in Computerspielen aktuell noch unreguliert ist.

    Material und Methodik Eine systematische Literaturrecherche zu NFTs, Krypto-Gaming, Blockchain und Mikrotranskationen bietet die Basis für die vorliegende Untersuchung. Identifizierte Literatur wurde dabei anhand von Grundlagenarbeiten zum Thema Mikrotransaktionen bei Kindern und Jugendlichen eingeordnet.

    Ergebnisse Es sollte keine Verschleierung der tatsächlichen Geldwerte eines digitalen Gutes durch in-game-Währungen bzw. Ersatzwährungen geben. Die Entwicklung und Zahlungsabwicklung um NFTs nutzt Blockchain-Technologie und Währungen wie bspw. Ethereum oder Bitcoin. Kryptowährungen sind extrem volatil. Währungsschwankungen laden zur Spekulation auf sich verändernde Kurswerte ein. So entsteht eine gefährliche und doppelte Volatilität der NFTs: 1) die währungsbezogenen Schwankungen, welche an den Börsenplätzen dieser Welt gehandelt werden und 2) die vom Game Design definierte und im Spielverlauf hergestellte soziale Zuschreibung der NFT-Wertigkeit. Ergänzend wird ein digitales Rückgaberecht für NFTs notwendig. Dieses Rückgaberecht sollte einen stabilen Währungsgegenwert wie bspw. Euro oder Dollar nutzen. Zusätzlich sollte bereits vor dem Kauf ein festgeschriebener Eintauchgeldwert definiert sein. Des Weiteren sollte für Kinder und Jugendliche die evidenzbasierte finanzielle Obergrenze von 16€ pro Monat für das Investment in Mikrotransaktionen und auch NFTs [MIRPPU; Maximum Individual Revenue Per Paying User per month] Anwendung finden.

    Zusammenfassung Problematisch sind die doppelte Volatilität der NFTs und die daraus resultierende Perspektive des „play-to-earn“ bzw. der Spekulation auf die Preisentwicklung des jeweiligen NFTs. Eine Verschränkung von NFTs mit premium Lootboxen würde die Entwicklung eines problematischen Nutzungsverhaltens weiter beschleunigen, da so die Verhaltenssüchte der Computerspielnutzungsstörung und der Glücksspielsucht eine Brücke zu börsenartigen Spekulationen in Computerspielen schlagen würde, welche für Kinder und Jugendliche nicht geeignet sind.


    #

    Interessenkonflikt

    Keine

    Publication History

    Article published online:
    30 August 2022

    © 2022. Thieme. All rights reserved.

    Georg Thieme Verlag
    Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany