Einleitung Die Prävalenz der
Pornografie-Nutzungsstörung (PNS) liegt bei Männern zwischen 4.4
% und 11 % sowie bei Frauen zwischen 1.2 % und 3.1 %
(Grubbs et al., 2020). Erst die ICD-11 ermöglicht eine spezifische
Diagnostik der Symptomatik, sodass es bislang, trotz klinisch relevanter
Prävalenzraten, wenig Kenntnisse über die Versorgungssituation und
das Therapieinteresse Betroffener gibt.
Material und Methodik In einer Befragungen wurde die Prävalenz
der PNS sowie das Interesse an einer spezifischen Therapie der PNS in der
Allgemeinbevölkerung (N = 2070; Studie 1) erfasst. Zudem wurden
Befragungen von psychiatrischen sowie psychosomatischen Kliniken (N = 28;
Studie 2), von Patient:innen in Suchtkliniken (N = 106; Studie 3) und
ambulant tätigen Psychotherapeut:innen (N = 788; Studie 4)
durchgeführt, um die Versorgungssituation zu erfassen.
Ergebnisse Die Punkt-Prävalenz der PNS betrug bei
Männern 8.3 % und bei Frauen 1.3 %. Interesse an einer
spezifischen Therapie äußerten 51.2 % der männlichen
und 64.3 % der weiblichen Betroffenen. Lediglich zwei der 28 befragten
Kliniken boten ein spezielles Behandlungsangebot. Unter den befragten Patient:innen
der Suchtkliniken wiesen zwei eine PNS auf. 2021 wiesen 1.2 % der ambulant
behandelten Patient:innen PNS-Symptome auf. Ein Großteil der
Psychotherapeut:innen (58,7 %, Studie 4; 64.3 %, Studie 3)
schätzten ihre Kenntnisse zur Behandlung der PNS als schlecht oder sehr
schlecht ein.
Zusammenfassung Insgesamt weisen das große Interesse an einer
Therapie, die geringe Rate von PNS-Patient:innen in ambulanter und
stationärer Behandlung sowie der geringe Kenntnisstand der Behandler:innen
auf mangelnde Behandlungsangebote hin. Dies zeigt, dass es einen großen
Bedarf an Behandlungsforschung und Etablierung von störungsspezifischem
Wissen gibt.