Einleitung Mit Beginn der COVID-19-Pandemie im März 2020
wurden zahlreiche Maßnahmen zur Eindämmung des Virus ergriffen (z.
B. Kontaktbeschränkungen, häusliche Quarantäne). Es ist
anzunehmen, dass sich durch die Pandemie und die damit einhergehenden
Einschränkungen des Alltagslebens Veränderungen im Alkoholkonsum von
jungen Erwachsenen ergaben.
Material und Methodik Im Rahmen einer Online-Befragung zu den
Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf den Substanz- und Medienkonsum wurden im
Januar und Februar 2022 8447 junge Erwachsene im Alter von 18 bis 21 Jahren
retrospektiv zu pandemiebedingten Veränderungen im Alkoholkonsum befragt.
Neben einer direkten Einschätzung der Veränderung wurde der
Alkoholkonsum in verschiedenen Pandemiephasen abgefragt. Die Auswertung der
Konsummuster erfolgte im Rahmen eines für das Geschlecht, verschiedene
Persönlichkeitsfaktoren sowie die erlebte pandemiebedingte Belastung
adjustierten Wachstumskurvenmodells, zufällige personenspezifische
Einflüsse wurden berücksichtigt.
Ergebnisse 86% (n = 7301) der befragten jungen
Erwachsenen berichteten Alkohol zu trinken. Hiervon gaben 32% einen aufgrund
der COVID-19-Pandemie gesteigerten Alkoholkonsum an. 38% berichteten von
einem verringerten Konsum. Im Konsumverlauf gaben die befragten Personen im Mittel
an, während der Pandemie weniger Alkohol getrunken zu haben als vor
Pandemiebeginn. Dies galt insbesondere für Phasen, die durch starke
Einschränkungen geprägt waren, während sich der
Alkoholkonsum in Phasen der Lockerungen wieder steigerte und auf einem
vorpandemischen Niveau einpendelte. Die größte Veränderung
zum vorherigen Zeitraum wurde für den ersten Lockdown (Frühjahr
2020) berichtet.
Zusammenfassung Mit der Umsetzung von Kontaktbeschränkungen
fielen für viele junge Erwachsene die Gelegenheiten weg, die
üblicherweise mit einem ausgeprägten Alkoholkonsum assoziiert sind
(z. B. Besuch von Clubs, Geburtstags- und Abschlussfeiern). Es ist anzunehmen, dass
dieser Wegfall von Gelegenheiten bei vielen jungen Menschen ursächlich
für den beobachteten reduzierten Alkoholkonsum war. Gleichzeitig ist es
denkbar, dass Alkohol auch zur Bewältigung von Belastungen, die mit der
Pandemie einhergingen (z. B. Sorgen, Einsamkeit, Langeweile), genutzt wurde. Dadurch
ließe sich möglicherweise der gesteigerte Konsum bei einem nicht zu
vernachlässigenden Anteil der jungen Erwachsenen erklären.