Suchttherapie 2022; 23(S 01): S18-S19
DOI: 10.1055/s-0042-1755989
Abstracts
S12: Symposium der dg sps-Stipendiatinnen und -Stipendiaten

Pilotierung einer Checkliste zur Evaluation von Patient:innen mit alkoholassoziierter Lebererkrankung vor Aufnahme in die Lebertransplantationswarteliste

D Eickhoff
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
,
M Sterneck
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
,
M Lang
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
,
A Buchholz
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung Für Patient:innen mit alkoholassoziierten Lebererkrankungen ist entsprechend der Richtlinie zur Wartelistenführung und Organvermittlung eine Stellungnahme durch einen Mental Health Professional (MHP) Voraussetzung zur Aufnahme in die Lebertransplantationswarteliste. In der Stellungnahme sollen der Schweregrad einer Alkoholkonsumstörung beurteilt werden sowie bei Indikation Behandlungsempfehlungen erfolgen. International publizierte Instrumente/Risikoindizes zur Einschätzung der Rückfallwahrscheinlichkeit sind für den deutschen Sprachraum bisher nicht validiert. Im Rahmen einer Checkliste wurden alle Kriterien zusammengefasst, die bisher zur Einschätzung des Rückfallrisikos vorgeschlagen wurden. Ziel dieser Studie war es, durch eine retrospektive Beurteilung von Stellungnahmen erste Erkenntnisse zur Machbarkeit, Anwendbarkeit und Validität der Checkliste zu untersuchen.

    Material und Methodik In der Studie wurden durch zwei MHP alle Patient:innen mit alkoholassoziierten Lebererkrankungen anhand der Checkliste beurteilt, für die zwischen 01/2020 und 05/2022 eine Stellungnahme im Rahmen der Listungsuntersuchungen eingeholt wurden. Zusätzlich wurden den Patient:innenakten relevante klinische Charakteristika entnommen. Zur Einschätzung der konkurrenten Validität wurde die Transplant Evaluation Rating Scale (TERS) eingesetzt.

    Ergebnisse Für 118 Patient:innen (mittleres Alter=55±10 Jahre (SD), 32% weiblich) lagen auswertbare Dokumentationen vor. Bei 87 Patient:innen (74%) wurde eine Alkoholabhängigkeit diagnostiziert. Die durchschnittliche Trinkmenge lag bei 12±7 Standardgläsern mit einer mittleren Trinkdauer von 19±13 Jahren riskanten bis hohen Konsums; im Mittel waren die Patient:innen 20,9 Monate abstinent (SD=45,9). Bei 47% der Patient:innen (n=55) lag eine komorbide psychische Erkrankung vor. 82 Patient:innen (70%) wurden nicht zur Transplantation gelistet. Bei 34% der Patient:innen (n=40) wurde die Evaluation nicht fortgeführt. Im Rahmen der weiteren Evaluation wurden 24% (n=28) aus psychosozialen Gründen und 12% (n=14) aus medizinischen Gründen nicht in die Warteliste aufgenommen. 17 Patient:innen (14%) wurden bisher transplantiert. Zwei der vier inkludierten Risikoindizes korrelierten mit der TERS (r>±.5; p<.001). Probleme in der Anwendung der Checkliste und Auswertung der Risikoindizes waren fehlende Informationen, aber auch mangelnde Passung der Risikoindizes für deutsche Transplantationszentren.

    Zusammenfassung Die vorgestellte Checkliste kann eine schriftliche Stellungnahme sinnvoll ergänzen, bedarf aber noch weiterer Anpassungen und Validierung.


    #

    Interessenkonflikt

    Keine

    Publication History

    Article published online:
    30 August 2022

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