Einleitung Für Patient:innen mit alkoholassoziierten
Lebererkrankungen ist entsprechend der Richtlinie zur Wartelistenführung und
Organvermittlung eine Stellungnahme durch einen Mental Health Professional (MHP)
Voraussetzung zur Aufnahme in die Lebertransplantationswarteliste. In der
Stellungnahme sollen der Schweregrad einer Alkoholkonsumstörung beurteilt
werden sowie bei Indikation Behandlungsempfehlungen erfolgen. International
publizierte Instrumente/Risikoindizes zur Einschätzung der
Rückfallwahrscheinlichkeit sind für den deutschen Sprachraum bisher
nicht validiert. Im Rahmen einer Checkliste wurden alle Kriterien zusammengefasst,
die bisher zur Einschätzung des Rückfallrisikos vorgeschlagen
wurden. Ziel dieser Studie war es, durch eine retrospektive Beurteilung von
Stellungnahmen erste Erkenntnisse zur Machbarkeit, Anwendbarkeit und
Validität der Checkliste zu untersuchen.
Material und Methodik In der Studie wurden durch zwei MHP alle
Patient:innen mit alkoholassoziierten Lebererkrankungen anhand der Checkliste
beurteilt, für die zwischen 01/2020 und 05/2022 eine
Stellungnahme im Rahmen der Listungsuntersuchungen eingeholt wurden.
Zusätzlich wurden den Patient:innenakten relevante klinische Charakteristika
entnommen. Zur Einschätzung der konkurrenten Validität wurde die
Transplant Evaluation Rating Scale (TERS) eingesetzt.
Ergebnisse Für 118 Patient:innen (mittleres
Alter=55±10 Jahre (SD), 32% weiblich) lagen auswertbare
Dokumentationen vor. Bei 87 Patient:innen (74%) wurde eine
Alkoholabhängigkeit diagnostiziert. Die durchschnittliche Trinkmenge lag bei
12±7 Standardgläsern mit einer mittleren Trinkdauer von
19±13 Jahren riskanten bis hohen Konsums; im Mittel waren die Patient:innen
20,9 Monate abstinent (SD=45,9). Bei 47% der Patient:innen
(n=55) lag eine komorbide psychische Erkrankung vor. 82 Patient:innen
(70%) wurden nicht zur Transplantation gelistet. Bei 34% der
Patient:innen (n=40) wurde die Evaluation nicht fortgeführt. Im
Rahmen der weiteren Evaluation wurden 24% (n=28) aus psychosozialen
Gründen und 12% (n=14) aus medizinischen Gründen
nicht in die Warteliste aufgenommen. 17 Patient:innen (14%) wurden bisher
transplantiert. Zwei der vier inkludierten Risikoindizes korrelierten mit der TERS
(r>±.5; p<.001). Probleme in der Anwendung der Checkliste
und Auswertung der Risikoindizes waren fehlende Informationen, aber auch mangelnde
Passung der Risikoindizes für deutsche Transplantationszentren.
Zusammenfassung Die vorgestellte Checkliste kann eine schriftliche
Stellungnahme sinnvoll ergänzen, bedarf aber noch weiterer Anpassungen und
Validierung.