Suchttherapie 2022; 23(S 01): S34
DOI: 10.1055/s-0042-1756037
Abstracts
S25: E-Mental-Health bei Internetnutzungsstörungen

Digitale Interventionen bei Internetnutzungsstörungen: Überblick zur internationalen Evidenz und Vorstellung der laufenden Studien PARI und SCAVIS

H Schmidt
1   Universität zu Lübeck, Lübeck
,
D Brandt
1   Universität zu Lübeck, Lübeck
,
A Bischof
1   Universität zu Lübeck, Lübeck
,
G Bischof
1   Universität zu Lübeck, Lübeck
,
J H Rumpf
1   Universität zu Lübeck, Lübeck
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung Digitale Interventionen stellen eine niederschwellige und insbesondere für jüngeren Zielgruppen attraktive Versorgungsform dar. Dieser Beitrag stellt überblicksartig die internationale Evidenz zu digitalen Interventionen für Internetnutzungsstörungen (INS) sowie das Studiendesign der aktuell in Deutschland laufenden Studien ,,Prävention bei Auszubildenden in Bezug auf Rauschmittelkonsum und Internetbezogene Störungen“ (PARI) und ,,Stepped Care Ansatz zur Versorgung Internetbezogener Störungen“ (SCAVIS) dar.

    Material und Methodik Es wurde eine Literaturrecherche zu digitalen Interventionen für INS in den Datenbanken PubMed und WebofScience durchgeführt. In der randomisierte Wartelisten-Kontrollstudie PARI wird derzeit die Wirksamkeit eines app-basierten Coachings zur Prävention von Suchtverhalten und Förderung von Lebenskompetenzen bei Berufsschüler*innen geprüft. In der randomisiert-kontrollierten SCAVIS-Studie wird die Wirksamkeit eines dreistufigen Versorgungsansatzes (app-basiertes Präventionsmodul, telefonische Beratung, Onlinetherapie) für INS geprüft.

    Ergebnisse In internationalen Studien liegen heterogene Ergebnisse zur Effektivität digitaler Interventionen im Suchtbereich vor. Es konnten nur wenige publizierte, systematische Daten zur Verbreitung digitaler Interventionen für INS gefunden werden. In der PARI-Studie haben im Rekrutierungszeitraum von 5089 adressierten Schüler*innen 68% die App heruntergeladen und 49% teilgenommen. Eine proaktive Rekrutierung führte gegenüber mailbasierten Rekrutierungsansätzen zu höheren Teilnahmequoten; ebenso weibliches Geschlecht (b=0,21), jüngeres Alter (b=-0,01) und Rekrutierung durch Studienmitarbeiter*innen gegenüber Schul-/Präventionspersonal (b=0,14). Gymnasiale Bildungsgänge nahmen häufiger als berufliche Bildungsgänge teil (b=0,22). In der derzeit laufenden Rekrutierungsphase der SCAVIS-Studie zeichnet sich ab, dass eine proaktive Rekrutierung notwendig ist.

    Zusammenfassung Derzeit scheint es einen Mangel an ausreichend evaluierten, digitalen Interventionen für INS zu geben. Die Zwischenergebnisse der PARI- und SCAVIS-Studie deuten darauf hin, dass ein proaktiver Rekrutierungsansatz erforderlich ist, um eine ausreichende Reichweite zu erzielen. Zudem sollten insbesondere Rekrutierungswege und App-Elemente implementiert werden, die vulnerable und schwer zu erreichende Zielgruppen adressieren.


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    Interessenkonflikt

    Keine

    Publication History

    Article published online:
    30 August 2022

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