Suchttherapie 2022; 23(S 01): S47
DOI: 10.1055/s-0042-1756075
Abstracts
S35: (Problematische) Nutzung des Smartphones und sozialer Netzwerke: Aktuelle Perspektiven

Elterliche Faktoren und die problematische Nutzung sozialer Medien im Kindes- und Jugendalter

J Philippi
1   Deutsches Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters, Hamburg
,
K Simon-Kutscher
1   Deutsches Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters, Hamburg
,
R Thomasius
1   Deutsches Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters, Hamburg
,
K Paschke
1   Deutsches Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters, Hamburg
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung Eine problematische Nutzung sozialer Medien (problematic social media use, PSMU) in der Adoleszenz zeigt eine zunehmende Relevanz in klinischen Settings. Der Zusammenhang zwischen elterlichen Risikofaktoren im Zusammenhang mit Suchtverhaltensweisen von Kindern und Jugendlichen ist gut belegt, allerdings gibt es hier keine ausreichenden längsschnittlichen Erfassungen in Bezug auf die problematische Nutzung sozialer Medien. Die vorliegende Studie erfasste daher psychosoziale und erzieherische Faktoren sowie elterliches Mediennutzungsverhalten im Hinblick auf PSMU bei Kindern und Jugendlichen.

    Material und Methodik Bei der vorliegenden Studie handelt es sich um eine längsschnittliche repräsentativen Online-Befragung. Es wurden bei Eltern und je einem zugehörigen Kind im Alter von 10 bis 17 Jahren psychosoziale, erzieherische und mediennutzungsbezogene Merkmale der Eltern sowie die Nutzungsmuster sozialer Medien der Kinder mittels standardisierter Verfahren erhoben. Zur Baseline wurden Nbaseline = 1221 und zum Follow-up nach einem Jahr Nfollow-up = 659 Eltern-Kind-Dyaden erreicht. Relevante Prädiktoren wurden anhand der Baseline-Daten regressionsanalytisch identifiziert und ihr prospektiver Vorhersagewert für kindliche PSMU mittels logistischer Regression errechnet.

    Ergebnisse Mediennutzungs- und erziehungsbezogene Faktoren der Eltern liefern einen bedeutsamen Beitrag zur Varianzaufklärung kindlicher PSMU. Hierzu gehören längere Mediennutzungszeiten, problematischere Nutzungsmuster sowie eine geringer erlebte Selbstwirksamkeit in der allgemeinen und medienbezogenen Erziehung. Ein weiterer wichtiger Prädiktor für eine PSMU der Kinder ist ein problematisches Mediennutzungsverhalten der Eltern.

    Zusammenfassung Anhand der vorliegenden Studie kann erstmalig die Bedeutsamkeit elterlicher Mediennutzungsmuster sowie erzieherischer Faktoren im Zusammenhang mit problematischen Nutzungsmustern von sozialen Medien der Kinder im Längsschnitt gezeigt werden. Dadurch können Erkenntnisse zur Ätiologie von PSMU gewonnen werden und Implikationen für Prävention und Therapie abgeleitet werden. Um die Stabilität der Effekte sowie potentielle Moderatoren zu erfassen sind weitere Untersuchungen mit zusätzlichen Messzeitpunkten notwendig. Zudem sind randomisiert-kontrollierte Studien zu familienbasierten Interventionen, die elterliches Medien(erziehungs-)verhalten unter Berücksichtigung von Rollenmodellen und Medienkompetenz beinhalten, wünschenswert.


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    Interessenkonflikt

    Keine

    Publication History

    Article published online:
    30 August 2022

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