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DOI: 10.1055/s-0042-1756077
Implizite kognitive Mechanismen bei der problematischen Nutzung sozialer Netzwerke– ein systematischer Überblick
Einleitung Die bisherige Forschung zu impliziter Kognition bei Verhaltenssüchten bietet wichtige Erklärungsansätze für suchtartige Verhaltensweisen trotz des Erlebens negativer Konsequenzen. Verschiedene theoretische Modelle betonen die Rolle impliziter kognitiver Mechanismen auch bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von spezifischen Internetnutzungsstörungen wie der problematischen Nutzung sozialer Netzwerke (SN). Insbesondere werden impliziten Assoziationen, Aufmerksamkeitsverzerrungen und Annäherungs- wie Vermeidungstendenzen als relevant im Kontext der problematischen SN-Nutzung erachtet. Der Beitrag fasst in einem systematischen Überblick bisherige empirische Befunde zu impliziten Kognitionen bei einer problematischen SN-Nutzung zusammen.
Material und Methodik Aus den Datenbanken PubMed, Psychology and Behavioral Science Collection, ProQuest, Web of Science und APAPsycNet wurden basierend auf einer gezielten Suchstrategie potenzielle Studien überprüft und anhand zuvor festgelegter Ein- und Ausschlusskriterien bewertet.
Ergebnisse Von den 18 Studien, die zunächst identifiziert wurden, erfüllten sechs Arbeiten die Einschlusskriterien. Zwei Studien untersuchten implizite Assoziationen, zwei Arbeiten adressierten Aufmerksamkeitsverzerrungen und zwei Studien betrachteten Annäherungs- und Vermeidungstendenzen. Die Studien veranschaulichen, dass einer erhöhte Aufmerksamkeitsverzerrung, Annäherungstendenzen wie auch positive Assoziationen mit einer höheren Symptomschwere einer problematischen Nutzung einhergehen. Lediglich in einer Studie konnte kein Zusammenhang zwischen Aufmerksamkeitsverzerrungen und der Symptomschwere ermittelt werden.
Zusammenfassung Die bisherigen Ergebnisse zu impliziten Kognitionen bei der problematischen SN-Nutzung legen eine erhöhte Aufmerksamkeitsverzerrung, positive Assoziationen und Annäherungstendenzen bei einer problematischen SNS-Nutzung nahe. Dies deutet auf weitere Parallelen zu anderen Verhaltenssüchten sowie substanzbezogenen Störungen hin. Die Argumentation für eine Einstufung der problematischen SN-Nutzung als spezifische Internetnutzungsstörung wird unterstützt. Gleichwohl ist die Befundlage noch begrenzt und implizite Kognitionen bei der SN-Nutzung sollten in zukünftigen Arbeiten tiefergehend und im Kontext weiterer affektiver und kognitiver Mechanismen untersucht werden.
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Interessenkonflikt
Keine
Publication History
Article published online:
30 August 2022
© 2022. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
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Germany