Einleitung Alkoholkonsum und alkoholbezogene Störungen sind
von großer gesellschaftlicher und gesundheitspolitischer Bedeutung.
Während Trinkverhalten und Trinkmuster bei Männern häufiger
untersucht werden, stehen Frauen seltener im Fokus der Forschung. Zur Entwicklung
gendersensitiver Therapieansätze müssen vor allem die Mechanismen,
die alkoholbezogenen Störungen bei Frauen zugrunde liegen, näher
erforscht werden.
Material und Methodik Im Vortrag wird der aktuelle Wissensstand dazu
dargestellt, welche Bedeutung die Hormone Progesteron und Östradiol
für sozialen und pathologischen Alkoholkonsum haben. Dabei soll unter
anderem auf Schwankungen über den Menstruationszyklus und postmenopausale
Veränderungen fokussiert werden.
Ergebnisse Zusammengefasst gibt es erste Hinweise darauf, dass
Progesteron erlebtes Craving beeinflusst und das Zusammenspiel von Progesteron und
Östradiol das Trinkverhalten moduliert. Die Schwere der
Abhängigkeit, Trinkverstärker wie z.B. Wochenendtage, Affekt und
Alter sind Mediatoren und Moderatoren der hormonellen Effekte im Verlauf des Zyklus
und in der postmenopausalen Phase.
Zusammenfassung Die verfügbaren Daten geben Hinweise darauf,
dass Progesteron und Östradiol Craving und Alkoholkonsum im Verlauf des
Menstruationszyklus und über die Lebensspanne weiblicher Patientinnen
beeinflussen. Die verfügbare Literatur zum Themenbereich ist quantitativ
überschaubar und viele Studien sind methodisch limitiert. Es besteht daher
weiterer Forschungsbedarf. Die beschriebenen Zusammenhänge können
als Grundlage für die Entwicklung von zukünftigen Therapien
für Frauen mit alkoholbezogenen Störungen dienen.