Aktuelle Dermatologie 2017; 43(03): 108
DOI: 10.1055/s-0043-102524
Von den Wurzeln unseres Fachs
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Alopecia areata in der antiken griechischen und römischen Medizin

Abstracts für die Posterausstellung im Rahmen der Fortbildungswoche in München 2016 in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft für Geschichte der Dermatologie und Venerologie e. V. (AGDV)
G. Lutz
Hair & Nail Medicine, Bonn
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Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. Gerhard Lutz
Hair & Nail Medicine
Postfach 130117
53061 Bonn

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Publication Date:
31 March 2017 (online)

 

    In der Ätiologie der Alopecia areata (A. a.) werden neben genetischen und psychischen Faktoren, auch immer wieder die zunehmenden, schädlichen Umwelteinflüsse diskutiert. In Bezug auf die letztgenannte Vermutung lag es nahe zu recherchieren, wie weit sich in der Medizingeschichte Hinweise auf die A. a. finden. Dabei zeigte sich, dass bereits HIPPOKRATES von Kos, einer der berühmtesten Ärzte der Antike, 400 Jahre v. Chr. in seinem Werk „de affectionibus“ diesen Haarausfall erwähnte. Während AULUS CORNELIUS CELSUS, ein römischer Enzyklopädist, in seinem Werk „de medicinae“ dezidiert aus klinischer und therapeutischer Sicht die A. a. beschrieb. Dabei verarbeitete AULUS CORNELIUS CELSUS das medizinische Wissen der vorchristlichen Zeit.

    Im Gegensatz zu heute, wo der Begriff „Alopecia“ bzw. „Alopezie“ für Haarausfall im Allgemeinen verwendet wird, war in altgriechischer Zeit der Begriff „Alopekia“ nur für A. a. reserviert. Für die gewöhnliche Kahlheit, insbesondere die des Mannes, verwendeten die Ärzte der Antike dagegen den Begriff „phalakrosis“. Nach Ansicht des HIPPOKRATES wird ein Mann kahlköpfig infolge des extremen Gebrauchs seines Gehirns, während die A. a. durch den Schleim, eine der 4 Kardinalflüssigkeiten, verursacht wird. Somit fand bereits im antiken Griechentum eine eindeutige Trennung zwischen Alopecia areata und männlicher Glatzenbildung statt. Diese Fakten belegen, dass die A. a. keine neuzeitliche Erkrankung ist. Berücksichtigt man die aktuellen Ergebnisse der genetischen Forschung, so ist davon auszugehen, dass die A. a. primär im Zusammenhang mit genetischen Störungen steht. Da sich Auffälligkeiten bei Genen zeigten, die für Regulation der Immunantwort mitverantwortlich sind. Dies betrifft insbesondere die T-Lymphozyten, die bei der Pathogenese der A. a. eine bedeutende Rolle spielen.


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