Aktuelle Dermatologie 2017; 43(03): 113-114
DOI: 10.1055/s-0043-102796
Von den Wurzeln unseres Fachs
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Geschichte der Klinik für Dermatologie und Allergologie in der Nordseeklinik/Sylt

H. Lantzsch
Klinik für Dermatologie und Allergologie, Asklepios Nordseeklinik Westerland GmbH
,
S. Kappes
Klinik für Dermatologie und Allergologie, Asklepios Nordseeklinik Westerland GmbH
,
N. Buhles
Klinik für Dermatologie und Allergologie, Asklepios Nordseeklinik Westerland GmbH
› Author Affiliations
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Korrespondenzadresse

Dr. med. Hanka Lantzsch
Fachärztin Dermatologie
Asklepios Nordseeklinik Westerland GmbH
Norderstraße 81
25980 Sylt OT Westerland

Publication History

Publication Date:
31 March 2017 (online)

 

Einleitung

Auf dem Gelände im Norden der Stadt Westerland existiert seit 1937 ein „Kurlazarett für Luftstreitkräfte“. Nach dem Krieg übernimmt das Landesversorgungsamt Schleswig-Holstein dieses Lazarett für Kurbehandlungen von Kriegsversehrten. Auch der neue Pächter (1951) führt nur „Kurmaßnahmen“ als Arbeiterwohlfahrtsverband (AWO/Hamburg) durch. Mitte der 50er-Jahre integriert die AWO die Akutversorgung aus dem Städtischen Krankenhaus Westerland in die Nordseeklinik auf Sylt [1].


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Hauptteil

Bis zu den 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts liegt der Schwerpunkt der Nordseeklinik rein zahlenmäßig im Rehabilitationsbereich. Dort zeigt sich, dass die „dermatologischen Kuren“ Anfang der 60er-Jahre nicht mehr durch Allgemeinärzte oder Ärzte mit internistischem Schwerpunkt zielführend durchgeführt werden können.

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Abb. 1 „Kriegsbeschädigte“ sonnen sich auf der Klinikterrasse.
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Abb. 2 Bevor die Therapiedüne 1968 eröffnete fand die erste empirische Heliotherapieinitiative im Klinikgelände statt [1].

1965 wird aus einer pulmonologisch orientierten internistischen Reha eine dermatologische Rehaklinik ausgegliedert. Chefarzt dieser dermatologischen Abteilung wird im „Jobsharing“ Herr Dr. med. Gottfried Ludwig, der als Hautarzt in Westerland eine Niederlassungspraxis führt [1].

Die der Klinik benachbarte Forschungsstation „medizinische Klimatologie“ ist eine Außenstelle der Physiologie der Kieler Christian-Albrechts-Universität und wird damals durch die Professoren Pfleiderer und Jessel auch mit Schwerpunkt dermatologische Klimatherapie beforscht. Die wichtigsten Ergebnisse werden schon in dem Buch „Thalassotherapie“, entstanden aus Verhandlungen im Rahmen des 13. Internationalen Kongresses für Thalassotherapie vom 27. – 31. August 1966 in Westerland auf Sylt veröffentlicht [2]. Prof. Witzleb und Prof. Stick sind die Nachfolger [3].

Allerdings haben im Rahmen der sich entwickelnden Rehabilitation die Edukation, ergotherapeutische, psychologische und diätetische Schulungen zugenommen, sodass die klimatherapeutischen Elemente (u. a. Therapiedüne seit 1968) mehr und mehr adjuvanten Charakter für unsere Patienten erlangten [4].

Die Nordseeklinik findet 1974 als Krankenhaus der Regelversorgung Aufnahme im Krankenhausbedarfsplan von Schleswig-Holstein mit 120 Betten. Es ist leider nicht der Zeitpunkt verbrieft, ab wann die ersten dermatologischen Akutbetten entstehen. Jedenfalls sind 1988 zwei dermatologische Akutbetten sicher im Krankenhausbedarfsplan (zur Versorgung der Inselbevölkerung und der Touristen) belegt. In dieser Zeit verfügt die dermatologische Rehaeinrichtung über 40 Betten. Im internistischen Bereich der Reha sind 124 Planbetten vorhanden. Nach 1988 werden die Badekuren abgeschafft und es finden moderne Rehabilitationsmaßnahmen in beiden Bereichen statt.

1991 übernimmt Dr. med. Norbert Buhles die Leitung der Klinik für Dermatologie und Allergologie (damals sog. „Gartenhaus“) und setzt die Rehaentwicklung auf eine neue multimodale Ebene [4] [5]. Ein Jahr später übernimmt die Asklepios GmbH die Klinik. Ab 1992 heißt die Einrichtung: Asklepios Nordseeklinik Westerland/Sylt.

Gleichzeitig werden Präventionsmaßnahmen angeboten (bspw. in den örtlichen Schulen, aber auch in de Berufsschulen des Festlandes wie die Friseur-Präventions-Kurse). 2000 Vorstellung des „tätigkeitsgeprüften Hautschutzplanes“ (TGH) [6].

Der Akut-Bereich in der Dermatologie wird schwerpunktmäßig zur Behandlung der chronisch-entzündlichen Haut ausgebaut und ist derzeit im Krankenhausbedarfsplan Schleswig-Holstein mit 39 Betten aufgeführt. Dadurch wurde die Trennung zwischen Rehabilitationseinrichtung (70 Betten) und Akutklinik notwendig [7].


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Schlussbemerkung

Die Vertreter der Klinik für Dermatologie und Allergologie auf Sylt sind Mitbegründer der Arbeitsgemeinschaft Rehabilitation in der Dermatologie (AReD) und auch weiterhin tätig in verschiedenen wissenschaftlichen Beiräten und bei der Erstellung (schwerpunktmäßig sozialmedizinisch ausgerichteter rehabilitativer) dermatologischer Leitlinien [7]. Am 50-jährigen Jubiläum der Hautklinik blickt die Einrichtung 2015 nicht nur historisch, sondern auch sozialmedizinisch auf eine besondere Entwicklung zurück, die durch mehr als 100 Publikationen dokumentiert ist [1] [9].


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  • Literatur

  • 1 Buhles N. Geschichte der Nordseeklinik. Ästhetische Dermatologie 2015; 8-9 Sonderausgabe
  • 2 Pfleiderer H, Jessel U. Hrsg. Thalassotherapie. Glückstadt: Verlag J. J. Augustin; 1968: 254 327, 361, 368
  • 3 Buhles N. Ist Klimatherapie mit gesundheitlichem Umweltschutz vereinbar?. Der Deutsche Dermatologe 1998; 5: 46
  • 4 Lantzsch H, Buhles N. Rehabilitation bei Psoriasis: Quo vadis. Akt Dermatologie 2014; 40: 223-230
  • 5 Schmitter J, Buhles N. Rehabilitation bei atopischer Dermatitis. Haut 2014; 2: 72-76
  • 6 Buhles N, Scholten S. Rehabilitation von Gewerbedermatosen (anlässlich des 3. BG-Meeting im Rahmen des 10. Workshop der Inselkliniken auf Sylt in der ANSK 8./9. März 2000). Dermatosen in Beruf und Umwelt 2000; 48: 188-194
  • 7 Kurrat W. Chronisch krank und doch zufrieden. Ästhetische Dermatologie 2015; 16-18 Sonderausgabe
  • 8 Wehrmann J, Buhles N. S1-Leitlinie 013/026: Dermatologische stationäre Rehabilitation bei atopischer Dermatitis Erwachsener (AWMF 12/2014). . 2014
  • 9 Buhles N. Kappes S. Klimatherapie in der Dermatologie auf Sylt. Ästhetische Dermatologie 2012; 1: 2-6

Korrespondenzadresse

Dr. med. Hanka Lantzsch
Fachärztin Dermatologie
Asklepios Nordseeklinik Westerland GmbH
Norderstraße 81
25980 Sylt OT Westerland

  • Literatur

  • 1 Buhles N. Geschichte der Nordseeklinik. Ästhetische Dermatologie 2015; 8-9 Sonderausgabe
  • 2 Pfleiderer H, Jessel U. Hrsg. Thalassotherapie. Glückstadt: Verlag J. J. Augustin; 1968: 254 327, 361, 368
  • 3 Buhles N. Ist Klimatherapie mit gesundheitlichem Umweltschutz vereinbar?. Der Deutsche Dermatologe 1998; 5: 46
  • 4 Lantzsch H, Buhles N. Rehabilitation bei Psoriasis: Quo vadis. Akt Dermatologie 2014; 40: 223-230
  • 5 Schmitter J, Buhles N. Rehabilitation bei atopischer Dermatitis. Haut 2014; 2: 72-76
  • 6 Buhles N, Scholten S. Rehabilitation von Gewerbedermatosen (anlässlich des 3. BG-Meeting im Rahmen des 10. Workshop der Inselkliniken auf Sylt in der ANSK 8./9. März 2000). Dermatosen in Beruf und Umwelt 2000; 48: 188-194
  • 7 Kurrat W. Chronisch krank und doch zufrieden. Ästhetische Dermatologie 2015; 16-18 Sonderausgabe
  • 8 Wehrmann J, Buhles N. S1-Leitlinie 013/026: Dermatologische stationäre Rehabilitation bei atopischer Dermatitis Erwachsener (AWMF 12/2014). . 2014
  • 9 Buhles N. Kappes S. Klimatherapie in der Dermatologie auf Sylt. Ästhetische Dermatologie 2012; 1: 2-6

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Abb. 1 „Kriegsbeschädigte“ sonnen sich auf der Klinikterrasse.
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Abb. 2 Bevor die Therapiedüne 1968 eröffnete fand die erste empirische Heliotherapieinitiative im Klinikgelände statt [1].