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DOI: 10.1055/s-0043-103527
Berühmte Gynäkologen im Operationssaal: ein besonderes Bildmotiv
Publication History
Publication Date:
26 April 2017 (online)
Das Porträt „an sich“
„…Die erste öffentlich gelungene Narkose dauerte gerade mal drei Minuten. Sie wurde am 16. Oktober 1846 von William Thomas Green Morton im Massachusetts General Hospital in Boston organisiert und durchgeführt. Die Einführung der Anästhesie machte nun für den Zuschauer die Anwesenheit an öffentlichen Operationen erst erträglich. Der kontrollierte Schlaf führte zu einem enormen Popularitätsanstieg der Chirurgen, die nun nicht nur im Porträt sondern oft auch während der Behandlung festgehalten wurden…“ [1]
Die bildendenden Künstler haben nicht nur unterschiedliche Stile in den verschiedenen europäischen Regionen ausgebildet: Es haben sich auch verschiedene eigenständige Bildgattungen wie das Landschaftsbild, das Historienbild, das Stillleben oder das Porträt entwickelt [2]. Man unterscheidet zwischen
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dem Einzelporträt, zu dem auch das Selbstporträt gehört,
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dem Doppel- und
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dem Gruppenporträt.
„Je nach dem Menschenbild einer Epoche ist das Bildnis zwischen überindividueller, sozialer, individuell physiognomischer und physiologischer Wiedergabe angesiedelt …“ [3]. Das Porträt ist unter den Bildgattungen wahrscheinlich die älteste. In formaler Hinsicht wie auch in der Intention der Auftraggeber und der Künstler hat es im Verlauf der letzten Jahrhunderte einige Veränderungen erfahren. Das Interesse an ihm ist dabei nie verloren gegangen, auch wenn in bestimmten Epochen andere Kunstgattungen als höherwertig eingestuft wurden [2].
Fast alle großen Maler des 19. und 20. Jahrhunderts haben irgendwann in den Jahren ihrer künstlerischen Tätigkeit das Porträt eines prominenten oder eines weniger bekannten Arztes gemalt – als Auftragswerk, oder weil eine persönliche Bindung zu dem dargestellten Mediziner bestand [4].
Die ersten Ärzte-Gruppenporträts finden sich bereits auf den Titelbildern der ersten medizinischen Lehrbücher und Atlanten zur Zeit des Barock. Hier wurden zunächst vor allem Anatomen in fachrichtungstypischen Situationen beim Präparieren an einer Leiche dargestellt. Die abgebildeten Personen mussten dafür nicht unbedingt in persönlichem Kontakt gestanden oder tatsächlich gemeinsam am Seziertisch gestanden haben. Wichtig für den Leser waren lediglich Bekanntheitsgrad und die repräsentative Rolle der dargestellten Fachvertreter [5]. Erst in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, mit dem Beginn des „Jahrhunderts der Chirurgen“, wurden auch Ärzte dieser und anderer Fachrichtung zum Thema von Werken der bildenden Kunst.
Im Gegensatz dazu steht als Kennzeichen für das 20. Jahrhundert nicht mehr so sehr die Einzelleistung, sondern die eines Teams, einer Forschergruppe, ohne die die (geniale) Einzelpersönlichkeit ihre Leistungen nicht hätte erbringen bzw. ihre Ideen hätte umsetzen können. Dies zeigt sich auch in der Porträtdarstellung. Außerdem (siehe Leopoldina-Sammlung von Gelehrtenportraits [6]) werden im 20. Jahrhundert auch erstmals die Porträtierten während ihrer wissenschaftlichen Forschungsarbeit oder in ihrer direkten Arbeitsumgebung dargestellt, also z. B. während einer Operation. Diesem „Trend“ tragen auch die Porträts dreier berühmter Gynäkologen Rechnung, die nachfolgend näher beschrieben werden sollen: Die Radierung „Hofrat Professor Dr. Rudolf Chrobak“, das Bild „Wertheim bei einer gynäkologischen Operation“ und vor allem das Gemälde „Geheimrat Bumm bei einer Operation“.
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Literatur
- 1 Abend S. Götter in Weiß. Arztmythen in der Kunst. Wilhelm-Fabry-Museum Hilden. Hilden: Typ&Print Hilden; 2010: 130
- 2 Krämer T. Portraitmalerei. Werkbetrachtungen von der Antike bis zur Gegenwart. Stuttgart, Leipzig: Ernst Klett; 2010
- 3 Meiers großes Taschenlexikon. Stichwort Portrait. Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich: B. I. Taschenbuch Verlag; 2001
- 4 Klövekorn GH. Das Portrait des Arztes. Leverkusen: Farbenfabriken Bayer Leverkusen; 1956: 129
- 5 Eckart W-U. Das Arztporträt als Titelbestandteil des medizinischen Lehrbuchs. In: Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Hrsg. Porträt 2 – DER ARZT. Graphische Bildnisse aus dem Porträtarchiv Diepenbroick. Münster: 1978: 37-48
- 6 Hacker J, Schneider K. Hrsg. Das Antlitz der Wissenschaft. Gelehrtenportraits aus drei Jahrhunderten. Leipzig: Pöge Druck; 2012
- 7 Rudolf Chrobak (1843–1910), Professor für Geburtshilfe und Gynäkologie im Hörsaal, Radierung von Ferdinand Schmutzer. Online: http://www.univie.ac.at/Achse/tor-der-heimlich-schwangeren/ Stand: 03.02.2017
- 8 Ferdinand Schmutzer (1870 – 1928). Porträtist des Wiener Geisteslebens. Herausgegeben vom Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste Wien, ausgewählt und bearbeitet von Bärbel Holaus. Wien; 1999: 62 Hofrat Prof. Dr. Rudolf Chrobak
- 9 Adams JQ. Wertheim bei einer Operation. Online: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:John_Quincy_Adams_Wertheim_bei_einer_Operation_(cropped).jpg Stand: 03.02.2017
- 10 Schaller A. Das Wertheimbild. Biographie eines Gemäldes. Gynäkologisch-Geburtshilfliche Rundschau 1994; 34: 37-42
- 11 Ernst Bumm bei einer Operation. Online: http://www.ggg-b.de/_download/unprotected/david_m_bild_ernst_bumm_operation.pdf Stand: 03.02.2017
- 12 Christian Schad. Operation (1929). Online: http://www.lenbachhaus.de/sammlung/neue-sachlichkeit/ Stand: 03.02.2017
- 13 Hoyer HO. Ferdinand Sauerbruch bei der Operation. Online: http://www2.hu-berlin.de/presse/zeitung/archiv/07_08/num_1/geschichte.pdf Stand: 03.02.2017
- 14 Toellner R. Vorwort. In: Portrait 2. Der Arzt. Graphische Bildnisse des 16. bis 20. Jahrhunderts aus dem Portraitarchiv Diepenbroick. Münster: Landschaftsverband Westphalen-Lippe, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte; 1978