Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2018; 53(04): 237-244
DOI: 10.1055/s-0043-104668
Topthema
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

PRO: Epiduralanalgesie – Goldstandard bei abdominalen und thorakalen Eingriffen

Pro: Epidural Analgesia Remains the Gold Standard for Abdominal and Thoracic Surgery
Hannah Listing
,
Daniel Pöpping
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
09. Mai 2018 (online)

Preview

Zusammenfassung

Die Kombination aus thorakaler Epiduralanalgesie (TEA) und Allgemeinanästhesie hat sich bei großen abdominellen und thorakalen Operationen aufgrund der ausgezeichneten Analgesiequalität bewährt [1]. Komplikationen sind selten, aber potenziell schwerwiegend – sie müssen rasch erkannt und therapiert werden. Daher sollte die TEA in ein den gesamten perioperativen Verlauf umfassendes Konzept integriert sein, wie es in diesem Beitrag vorgestellt wird.

Abstract

Pain relief with epidural analgesia is superior compared to systemic opioid analgesia after major abdominal and thoracic surgery. It remains a safe procedure, as long as it is embedded in a concept covering the whole perioperative period. This includes the knowledge of the anesthesiologist how to operate the process of catheter insertion as well as to treat complications like the hypotension, associated with the application of epidural local anesthetics. A close postoperative monitoring by an acute pain service team is a responsible task and should be available 24/7. Despite the low incidence of complications, their consequences could be disastrous for patients. To avoid persisting neurological damage, standardized diagnostic procedures must be established and surgical intervention should be available within six hours if necessary. Non-analgetic benefits of epidural analgesia include reduced pulmonary complications like pneumonia and lower incidences for cardiac arrhythmia. Furthermore, perioperative mortality could be decreased by epidural analgesia. These effects should be considered as “add-on”. The excellent pain relief is more than enough to recommend this method.

Kernaussagen
  • Die TEA ist ein sicheres Verfahren, sofern sie in ein Konzept eingebettet ist, das den gesamten perioperativen Zeitraum (prä-, intra- und postoperativ) umfasst.

  • Die Analgesie durch eine TEA ist einer reinen opioidbasierten Schmerztherapie weiterhin überlegen.

  • Nicht analgetische Effekte der TEA konnten in erster Linie hinsichtlich einer Protektion der pulmonalen Funktion nachgewiesen werden. Auch protektive Effekte auf kardiovaskuläre Komplikationen sind belegt. Eine reduzierte Mortalität von Patienten, die für große chirurgische Eingriffe zusätzlich perioperativ eine TEA erhielten, konnte zumindest in einigen Studien nachgewiesen werden.

  • Diese Effekte sollten in erster Linie als „Add-on“ betrachtet werden. Der alleinige analgetische Vorteil rechtfertigt die Anwendung der TEA.

  • Der Anästhesist hat nicht nur die Aufgabe, die Fertigkeit der TEA-Anlage an sich zu erlernen. Er muss auch auf die medikamenteninduzierten Folgen, wie z. B. einen Blutdruckabfall, vorbereitet sein und diese adäquat therapieren können.

  • Die postoperative Betreuung durch einen Akutschmerzdienst ist eine verantwortungsvolle Aufgabe und sollte rund um die Uhr verfügbar sein.

  • Komplikationen sind insgesamt selten, können jedoch schwerwiegende Folgen haben. Um bleibende Schäden zu vermeiden, müssen Komplikationen frühzeitig erkannt und im Verdachtsfall standardisiert innerhalb von 6 h einer adäquaten Diagnostik und Therapie zugeführt werden.