Kolditz M.
et al.
Burden and risk factors of ambulatory or hospitalized CAP: A population based cohort
study.
Respir Med 2016;
121: 32-38
Ziel der vorliegenden Studie war es daher, Inzidenz, Hospitalisierungsrate und 30-Tages-Mortalität
von ambulanten und hospitalisierten CAP-Patienten zu analysieren und diesbezügliche
Risikofaktoren zu ermitteln. Hierzu nutzten die Autoren Daten einer großen deutschen
Krankenkasse, die mehr als die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung im Bundesstaat Sachsen
abdeckt. Vergleiche mit Daten des statistischen Bundesamts zeigten, dass die erfassten
Personen eine repräsentative Auswahl darstellten. Die Autoren erfassten Daten zur
CAP über die entsprechenden ICD10 Codes, und zwar für die Jahre 2010 – 2011. Stationäre
Fälle wurden über die Entlassdiagnosen erfasst, ambulante Fälle über die Diagnosecodes
ohne eine Hospitalisierung aufgrund einer CAP innerhalb von 30 Tagen, validiert durch
die Verschreibung von Antibiotika innerhalb von 7 Tagen nach Diagnose. Die analysierten
Risikofaktoren beinhalteten Alter, Geschlecht und chronische Begleiterkrankungen.
In die Analyse gingen die Daten von 1.837.080 Versicherten ein. Unter diesen identifizierten
die Autoren für den Studienzeitraum 35.011 Fälle einer CAP bei 32.007 Patienten, was
eine Inzidenzrate von 9,7 pro 1000 Personenjahren ergab. Bei 2418 Patienten (7,6 %)
kam es zu mehr als einer CAP-Episode, die Hospitalisierungsrate betrug 46,5 %. Die
30-Tages-Mortalität lag bei 12,9 % (4516 Patienten). Hospitalisierte Patienten wiesen
eine Krankenhaus-Mortalität von 17,2 % und eine 30-Tages-Mortalität von 21,9 % auf,
bei den ambulanten Patienten lag diese bei 5,0 %. Diese zeigte eine deutliche Altersabhängigkeit
und betrug bei ambulanten Patienten im Alter unter 60 Jahren nur 0,3 %. In der multivariaten
Analyse zeigte sich die Inzidenz einer CAP assoziiert mit einem höheren Alter, männlichem
Geschlecht und den Komorbiditäten, wobei sich die höchsten Odds Ratios (OR) für chronische
neurologische (OR 2,4), Lungen- (OR 2,3) oder immunsuppressive Erkrankungen (OR 2,1)
ergaben. Im Hinblick auf die 30-Tages-Mortalität blieben dieselben Prädiktoren signifikant.
Das höchste Mortalitätsrisiko bestand bei chronischen neurologischen (OR 2,3) und
malignen Erkrankungen (OR 2,0).
Die ambulant erworbene Pneumonie stellt sowohl bei ambulanten als auch bei hospitalisierten
Patienten eine große Belastung im Hinblick auf Inzidenz, Morbidität und Gesamtmortalität
dar. Nach Ansicht der Autoren sind daher Maßnahmen nötig, die das Bewusstsein für
die Erkrankung steigern und die Behandlungsqualität verbessern, beispielsweise eine
adäquate Notfallversorgung schwerer Fälle oder eine Pneumokokken-Impfung zur Prävention.
Dr. med. Johannes Weiß, Bad Kissingen