Key words diverticulitis - diverticulosis - CDD - CT - diverticular disease
Einleitung
Die Divertikulose ist eine Volkskrankheit mit insbesondere in den westlichen Ländern
sinkendem Erkrankungsalter [1 ]. Bislang erfolgte die Stratifizierung der Stadien im angloamerikanischen Raum meist
nach Hinchey et al. in der nach Wasvary et al. [2 ]
[3 ] modifizierter Version (Hinchey-Wasvary-Klassifikation, nachfolgend „HWK“) und im
deutschsprachigen Raum nach Hansen & Stock (nachfolgend „HSK“) [4 ]. Keines dieser Klassifikationssysteme spiegelt den heutigen Kenntnisstand über Verlaufsformen
der Divertikelkrankheit sowie ihre Prognose, Diagnostik und Behandlungsoptionen vollständig
wider.
Mit dem Erscheinen der S2k-Leitlinie Divertikelkrankheit/Divertikulitis [5 ] steht seit 2014 die Classification of Diverticular Disease (CDD) zur Verfügung.
Dieses auf die modernen Leitlinienempfehlungen abgestimmte Einteilungssystem soll
einerseits die jeweiligen deskriptiv-morphologischen Vorzüge der Vorläufer kombinieren
und andererseits den heutigen, interdisziplinären Behandlungsoptionen besser entsprechen.
Diese Leitlinie selbst wurde in Ihrer Bedeutung für die Radiologie und in ihrer Auswirkung
auf diagnostische und therapeutische Algorithmen der Divertikelkrankheit von Schreyer
at al. vorgestellt [6 ].
Für die radiologische Diagnostik hat sich überwiegend die Computertomografie (CT)
als Verfahren durchgesetzt [7 ]. Der vorliegende Artikel fasst die unterschiedlichen Kategorien mit den einzelnen
CDD-Typen dieser Klassifikation fokussiert im Hinblick auf ihre Anwendung in der computertomografischen
Befundung zusammen. Er bietet für jedes Stadium typisches Bildmaterial sowie Hinweise
auf praxisrelevante Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu den bisherigen Klassifikationssystemen.
Grundlagen
Bei Kolondivertikeln handelt es sich um Pseudodivertikel. Anatomisch beschrieben und
in den Leitlinien definiert sind sie als „erworbene Ausstülpungen der Mukosa und Submukosa
durch muskelschwache Lücken der Kolonwand“ [5 ]
[8 ]
[9 ]
[10 ]. Als strukturelles Korrelat dieser muskelschwachen Lücken vermutet man Gefäßdurchtrittsstellen.
Als Risikofaktoren werden Lebensalter, genetische Einflussgrößen und ballaststoffarme
Ernährung angenommen [10 ]
[11 ]
[12 ]
[13 ]
[14 ]
[15 ]
[16 ]
[17 ]
[18 ]
[19 ]
[20 ], weitere Faktoren wie Medikamente und Komorbiditäten sind Gegenstand aktueller Forschung
[21 ]
[22 ]
[23 ]
[24 ]
[25 ]
[26 ]. Die Mehrzahl der Divertikel tritt hierzulande im Colon sigmoideum auf.
Reizlose Divertikel haben keinen behandlungsbedürftigen Krankheitswert.
Erst eine Divertikelkrankheit, definiert durch das Auftreten von Symptomen oder Komplikationen,
erfordert nach der S2k-Leitlinie ein therapeutisches Einschreiten. Typische Verlaufsformen
ab Typ 2 der CDD sind die Divertikulitis/Peridivertikulitis, Abszedierung, eine gedeckte
oder offene Perforation mit Peritonitis, Blutung sowie eine Stenose-, Konglomerat-
und Fistelbildung.
Differenzialdiagnosen
Neben der Sigmadivertikulitis bestehen eine Reihe anderweitiger Differenzialdiagnosen,
die im Rahmen der Untersuchung und Auswertung ebenfalls abgeklärt werden müssen. Aufgrund
der oftmals unspezifischen Klinik sind internistisch-chirurgische, gynäkologische
und urologische Krankheitsbilder zu berücksichtigen. Hierzu zählen im engeren Sinne
alle Formen der Kolitis (infektiös, ischämisch, chronisch entzündlich, nicht entzündlich,
medikamenteninduziert, strahleninduziert, neutropen), neoplastische Prozesse wie das
kolorektale Karzinom sowie abdominelle und retroperitoneale Abszesse und Hämatome.
Zudem muss an das ganze Spektrum an Differenzialdiagnosen des abdominellen Schmerzes
gedacht werden, beispielsweise Appendizitis, Reizdarmsyndrom, Herniationen und Adhäsionen,
Aneurysmen, Zystitis, Urolithiasis, Endometriose, Extrauteringravidität, Adnexitis
oder auch der Tuboovarialabszess [5 ]
[27 ].
Klassifikationen
Es sind in der Vergangenheit mehrere Systeme zur Klassifikation der Divertikelkrankheit
vorgeschlagen worden [12 ]
[28 ].
Die beiden gängigsten Klassifikationen, die HWK und die HSK, sind aus heutiger Perspektive
in unterschiedlicher Weise suboptimal [2 ]
[3 ]:
Die im angloamerikanischen Raum verbreitete Hinchey-Klassifikation wurde ursprünglich
mit einer begrenzten chirurgischen Ausrichtung konzipiert. Sie sollte es ermöglichen,
makroskopisch perforierte Verläufe der Divertikulitis nach entsprechend indizierten
OP-Verfahren zu stratifizieren. Die Differenzierung dieser Verläufe ist entsprechend
gut. In der modifizierten Version nach Wasvary et al. [3 ], wurde im Nachhinein ein Versuch unternommen, die Hinchey-Klassifikation um ambulant
behandelbare Verläufe zu erweitern (Schaffung der Kategorie „mild clinical diverticulitis“.
Die blande Divertikulose, chronische Verläufe sowie Divertikelblutungen werden allerdings
nicht erfasst.
Die in Deutschland verbreitete HSK ist im Gegensatz dazu bereits primär als umfassende
Taxonomie der verschiedenen Verläufe der Divertikelkrankheit konzipiert worden. Sie
umfasst Kategorien für die blande Divertikulose, für akute, unkomplizierte und komplizierte
Divertikulitiden sowie für chronisch rezidivierende Verläufe. Die HSK differenziert
aber dafür nicht genauer bei abszedierten, perforierten, chronischen und blutenden
Verläufen.
Die CDD greift diese Problematik auf und erfasst alle fächerübergreifend bedeutsamen
Verlaufstypen. Gleichzeitig differenziert sie Subtypen, die nach aktuellem Kenntnisstand
therapiegerecht stratifiziert sind. Sie verbindet und erweitert in diesem Sinne die
Vorzüge der Vorläufersysteme.
CT Aufnahmetechnik
Die Leitlinie gibt neben einem Verweis auf die gebotene Minimierung der Strahlenexposition
keine explizite Empfehlung zur CT-Aufnahmetechnik mittels CT. Diese darf abhängig
von der klinischen Situation entschieden werden. Gemäß Schreyer et al. fehlen bislang
hochwertige, aktuelle Vergleichsstudien zum diagnostischen Mehrwert von intravenösem
(i. v.), oral oder rektal appliziertem Kontrastmittel (nachfolgend „KM“) [6 ]. Der Gebrauch von intravenösem KM ist zur Diagnosestellung nicht obligat [29 ], aber in Hinblick auf die möglichen Differenzialdiagnosen steigert intravenös appliziertes
KM den Wert der Untersuchung. Abszedierende Verläufe der akuten Divertikulitis (CDD-Typ
2: Enhancement der Abszesskapsel) sowie eine vermehrte Gefäßinjektion (ab CDD-Typ
1a) und phlegmonöse Umgebungsreaktion (ab CDD-Typ 1b) werden durch i. v.-KM gut sichtbar.
Insbesondere bei adipösen Patienten gibt es erste Hinweise, dass zunächst ganz ohne
KM gearbeitet werden kann [27 ].
Die Gabe von oral und rektal appliziertem wasserlöslichem KM wird kontrovers diskutiert
und in der Leitlinie ebenfalls nicht festgelegt: Einigkeit herrscht darüber, dass
durch die enterale KM-Gabe die Darstellung der Darmwand und Divertikeln erleichtert
wird. Auch bei der Abgrenzung von Darmlumen zu Abszessen oder Lufteinschlüssen sowie
zur Darstellung von Fisteln, Stenosen und Perforationen mit Leckage kann rektal appliziertes
Kontrastmittel hilfreich sein und eine Indikation zur chirurgischen Therapie erbringen.
Ferner können luminale Raumforderungen besser abgegrenzt werden. Aufgrund fehlender
abschließender Evidenz des Benefits einer enteralen Kontrastierung ist sowohl das
Design verfügbarer Studien als auch praktiziertes Untersuchungsprotokoll äußerst heterogen
[5 ]
[6 ]
[29 ]
[30 ]
[31 ]
[32 ]
[33 ]
[34 ]
[35 ]
[36 ]
[37 ]
[38 ]
[39 ]
[40 ].
Die CDD-Klassifikation in der CT-Befundung
[Tab. 1 ] präsentiert die Typen der CDD mit kurzen Erläuterungen und erlaubt, die einzelnen
Kategorien der drei diskutierten Klassifikationen zu vergleichen. Auch gibt sie eine
Übersicht der aktuellen nach CDD-Typen stratifizierten Therapieoptionen (eine genauere
Erläuterung hierzu bietet der Artikel von Schreyer et al. [6 ]).
Tab. 1
Klassifikationssysteme der Divertikelkrankheit und stratifizierte Therapie: Übersicht
über die Classification of Diverticular Disease (CDD) und die nach CDD-Typen stratifizierten
Therapieoptionen gemäß aktueller S2k-Leitlinie. Am linken Tabellenrand werden den
CDD-Typen die korrespondierenden Stadien der Hansen & Stock Klassifikation (Spalte
„HSK“) und der Hinchey Klassifikation in Modifikation nach Wasvary et al. (Spalte
„HWK“) gegenübergestellt. Ist die Entsprechung zum jeweiligen CDD-Typ nicht exakt,
wird dies mit „~“ markiert. Fehlt eine äquivalente Kategorie, wird dies mit „–“ markiert.
HSK
HWK
CDD
Beschreibung/Befund
Erläuterung
Therapie
0
–
0 – asymptomatische Divertikulose
blande Divertikulose ohne Entzündungszeichen
Zufallsbefund, asymptomatisch, keine Krankheit
–
1 – akute unkomplizierte Divertikelkrankheit/Divertikulitis
einfache lokale Inflammation
1
0
1a
Divertikulitis/Divertikelkrankheit ohne Umgebungsreaktion
auf die Divertikel beziehbare Symptome, optional Entzündungszeichen (Labor), optional
typische Schnittbildgebung
ambulant: primär konservativ ohne Antibiose, keine obligate OP im Intervall
2a
1a
1b
Divertikulitis mit phlegmonöser Umgebungsreaktion
obligat Entzündungszeichen (Labor), obligat Schnittbildgebung: phlegmonöse Divertikulitis
2 – akute komplizierte Divertikulitis
wie 1b, zusätzlich:
2b
~1b
2a
Mikroabszess
gedeckte Perforation, kleiner Abszess (≤ 1 cm); minimale parakolische Luft
stationär: primär Antibiose, wenn nötig parenterale Flüssigkeits substitution, wenn
möglich Abszessdrainage, ggf. OP im Intervall
~2
2b
Makroabszess
Para- oder mesokolischer Abszess (> 1 cm)
2c
2c
freie Perforation
freie Perforation, freie Luft/Flüssigkeit, generalisierte Peritonitis
stationär: Notfall-Operation
3
2c1
eitrige Peritonitis
4
2c2
fäkale Peritonitis
–
3 – chronische Divertikelkrankheit
rezidivierende oder anhaltende symptomatische Divertikelkrankheit
~3
3a
symptomatische unkomplizierte Divertikelkrankheit (SUDD)
typische Klinik, optional Entzündungszeichen (Labor)
ggf. Mesalazin (off-label)
3
3b
rezidivierende Divertikulitis ohne Komplikationen
Entzündungszeichen (Labor), typische Schnittbildgebung
Individualmedizinische Entscheidung, keine generelle Empfehlung zur elektiven Intervalloperation
3c
rezidivierende Divertikulitis mit Komplikationen
Nachweis von Stenosen/Fisteln/Konglomerat
stationär: elektive Operation
–
4 – Divertikelblutung
Divertikelblutung
Nachweis eines Divertikels als Blutungsquelle
stationär: Wenn möglich endoskopische Blutstillung, sonst angiografische Embolisation
oder Operation
Symptomatische Divertikulose
CDD-Typ 0 ([Abb. 1 ]) bezeichnet die asymptomatische Divertikulose und entspricht HSK-Stadium 0. Von
der HWK wird sie nicht erfasst. Jenseits des 40. Lebensjahres ist sie in Industriegesellschaften
ein häufiger Zufallsbefund ohne unmittelbaren Krankheitswert. Zur Darstellung kommen
wandnah reizfreie, zartwandige Luftfiguren.
Abb. 1 CDD-Typ 0: Intravenös kontrastmittelverstärktes CT des Abdomens einer 76-jährigen
Patientin in axialer a , koronarer b , sagittaler c und axial vergrößerter d Darstellung. Bild einer nebenbefundlich diagnostizierten Divertikulose bei galligem
Erbrechen. Die reizlosen Divertikel präsentieren sich als 5 – 10 mm große, zartwandige
Luftfiguren am Kolonrand (siehe Pfeile). Eine vermehrte Gefäßinjektion oder entzündliche
Imbibierung des Umgebungsfetts kommt nicht zur Darstellung.
Akute unkomplizierte Divertikelkrankheit/Divertikulitis
CDD-Typ 1a–b sind akute, unkomplizierte, die unter engmaschiger klinischer Kontrolle
ambulant primär konservativ geführt werden können.
Meist erfolgt die Präsentation allerdings erst bei fortgeschrittenen hospitalisierten
Divertikulitiden.
Beim CDD-Typ 1a ([Abb. 2 ]) bestehen akute Symptome und gegebenenfalls erhöhte Entzündungsparameter in der
Blutanalyse. Das Erkennen des CDD-Typs 1a ist in der CT-Befundung aufgrund der diskreten
morphologischen Abweichung vom Normalbefund anspruchsvoll und gelingt besser in Kenntnis
der Klinik. Als Normwert für die Darmwanddicke gibt die Leitlinie eine Stärke von
maximal 3 mm an. Wird diese divertikelnah überschritten und/oder kommt vermehrte Gefäßinjektion
zur Darstellung, besteht morphologisch eine Divertikulitis CDD-Typ 1a. Dies entspricht
HSK-Stadium 1 und HWK-Kategorie 0.
Abb. 2 CDD-Typ 1a: Intravenös kontrastmittelverstärktes CT des Abdomens einer 73-jährigen
Patientin in axialer a , koronarer b , sagittaler c und axial vergrößerter d Darstellung. Die entzündeten Divertikel zeigen sich zipfelartig und wandverdickt
(siehe Pfeile) und mit diskret vermehrter Gefäßinjektion. Das umgebende Fettgewebe
ist aber auch hier noch unauffällig konfiguriert.
Häufiger und einfacher ist durch das Erkennen einer umgebenden Gewebeimbibierung die
Diagnose einer phlegmonösen Peridivertikulitis ([Abb. 3 ]). Ihr Vorliegen definiert CT-morphologisch den CDD-Typ 1b. In der HWK entspricht
die phlegmonöse Peridivertikulitis Stadium 1a. In der HSK wurde sie als niedriggradig
komplizierter Verlauf gewertet (Stadium 2a), während die CDD sie jetzt als höhergradig
unkomplizierten Verlauf interpretiert. Diese Abstufung in den unkomplizierten CDD-Typ
1 spiegelt das bei verbesserten antibiotischen Möglichkeiten heutzutage konservativere
Therapieregime der nicht abszedierenden Peridivertikulitis wider ([Tab. 1 ]).
Abb. 3 CDD-Typ 1b: Intravenös sowie oral und rektal positiv kontrastmittelverstärktes CT
des Abdomens eines 71-jährigen Patienten in axialer a , koronarer b , sagittaler c und axial vergrößerter d Darstellung. Zur Wandverdickung und vermehrten Gefäßinjektion kommt beim CDD-Typ
1b das definierende Kriterium der phlegmonösen Umgebungsreaktion hinzu (siehe Pfeile).
Akute komplizierte Divertikulitis
Die CDD-Typen 2a–c umfassen die komplizierten Verläufe der akuten Divertikulitis.
Die gedeckt perforierten CDD-Typen 2a und 2b erfordern neben den erfüllten CDD-1bKriterien
einen Abszess mit Durchmesser ≤ 1 cm (CDD-Typ 2a, [Abb. 4 ]) bzw. > 1 cm (CDD-Typ 2b, [Abb. 5 ]).
Abb. 4 CDD-Typ 2a: Intravenös kontrastmittelverstärktes CT des Abdomens eines 37-jährigen
Patienten in axialer a , koronarer b , sagittaler c und axial vergrößerter d Darstellung. Neben den Typ 1b Kriterien ist hier ein Abszess mit randständiger Kontrastanreicherung
abgrenzbar. Mit 8 mm Durchmesser entspricht er dem CDD-Typ 2a (Abszessdurchmesser
< 1 cm).
Abb. 5 CDD-Typ 2b: Intravenös sowie oral und rektal positiv kontrastmittelverstärktes CT
des Abdomens einer 59-jährigen Patientin in axialer a , koronarer b , sagittaler c und axial vergrößerter d Darstellung. Hier sind ebenfalls die CDD-Typ 1b Kriterien erfüllt, aber der Abszess
ist mit 50 mm Durchmesser deutlich größer als 1 cm. Damit handelt es sich um CDD-Typ
2b.
Der Mikroabszess des CDD-Typs 2a entspricht am ehesten dem Stadium 1b der HWK. Allerdings
werden in der HWK herdnahe Abszesse noch bis 5 cm Durchmesser dieser Kategorie zugeordnet.
Erst Abszesse > 5 cm (HWK-Kategorie 2) korrespondieren wieder mit dem nächsthöheren
CDD-Typ (2b). Die HSK dagegen bietet mit ihrem Stadium 2b lediglich eine einzige nicht
weiter differenzierte Kategorie für abszedierende Verläufe. Das stationäre Behandlungskonzept
der gedeckt perforierten Verläufe beruht heute maßgeblich auf einer Antibiotikagabe
und interventioneller Abszessdrainage. Bei Nichtansprechen oder Progress besteht eine
Indikation zur Operation direkt, bei Ansprechen erst im entzündungsfreien Intervall.
In der Befundung zu beachten ist, dass oft kleine parakolische Lufteinschlüsse mit
den gedeckt perforierten CDD-2a und 2b einhergehen und erst der Nachweis freier abdomineller
Luft und/oder Flüssigkeit mit Peritonitis den CDD-Typ 2c konstituiert. Der CDD-Typ
2c differenziert eitrige (CDD 2c1, [Abb. 6 ]) und fäkale Peritonitis (CDD 2c2) und bedarf notfallmäßig chirurgischer Sanierung.
Die HSK erfasst freie Perforationen ohne weitere Differenzierung in ihrem Stadium
2c, während die Kategorien HWK 3 (eitrige Peritonitis) und HWK 4 (fäkale Peritonitis)
den CDD-Typen 2c1 und 2c2 entsprechen.
Abb. 6 CDD-Typ 2c: Intravenös kontrastmittelverstärktes CT Abdomen eines 51-jährigen Patienten
in axialer a , koronarer b , sagittaler c und axialer Darstellung im Lungenfenster d . Hier zeigt sich eine frei perforierte Divertikulitis (weiße Pfeile: Divertikulitis
mit Perforationsstelle) mit Nachweis freier Luft (schwarze Pfeile). Damit liegt CDD-Typ
2c vor. Dezidierte Hinweise auf eine generalisierte Peritonitis bestehen in diesen
Aufnahmen nicht.
Chronische Divertikelkrankheit
CDD-Typ 3a–c differenziert chronische Verläufe der Divertikelkrankheit. Die HWK erfasst
chronische Verläufe nicht. Die HSK bietet mit Stadium 3 nur eine undifferenzierte
Kategorie für alle chronischen Verlaufsarten.
Die Symptomatic Uncomplicated Diverticular Disease (SUDD) des CDD-Typs 3a präsentiert
sich im CT als scheinbarer CDD-Typ 0 und hat keine eigenen morphologischen Charakteristika.
Die SUDD ist im Unterschied zu CDD-Typ 0 aber durch klinische Symptompersistenz gekennzeichnet,
obwohl in der Bildgebung und makroskopisch Hinweise auf Entzündung nicht mehr vorliegen.
Diese Patientengruppe und der ihr zugrundeliegende Pathomechanismus sind noch nicht
ausführlich charakterisiert. Strate et al. beschreiben neuropeptiderge Schleimhautveränderungen,
diskret erhöhte Calprotectinwerte sowie histologische Hinweise für eine chronisch
persistierende Entzündung in der Darmwand [41 ]. Es kann ein Off-label-Behandlungsversuch mit Mesalazin erfolgen [42 ], hier ist aber in den nächsten Jahren noch Dynamik in der Behandlungsempfehlung
zu erwarten.
CDD-Typ 3b, die rezidivierende unkomplizierte Divertikulitis, entspricht morphologisch
den nicht perforierten CDD-Typen 1a oder 1b und kann aus der Perspektive des CT-Befundenden
nur mit klinischer Fallkenntnis korrekt erkannt und beschrieben werden.
Die komplizierten Verläufe des CDD-Typs 3c haben mit Stenose-, Konglomerat- oder Fistelbildung
(exemplarisch Stenose, [Abb. 7 ]) wieder distinkte morphologische Charakteristika. Eine aktuelle Erläuterung dieser
Komplikationen wurden dezidiert von Onur et al. beschrieben [43 ].
Abb. 7 CDD-Typ 3c: Intravenös kontrastmittelverstärktes CT des Abdomens eines 63-jährigen
Patienten in axialer a , koronarer b , sagittaler c und entlang des Darmes gekrümmter planarer d Darstellung. Postentzündliche Stenose mit insbesondere in der koronaren Schichtung
sichtbarer Distension der vorgeschalteten Darmschlingen. Neben der Fistel- oder Konglomeratbildung
konstituiert diese Komplikation der Divertikelkrankheit den CDD-Typ 3c.
Divertikelblutung
Die Diagnose einer Divertikelblutung (CDD-Typ 4) ist keine primäre Domäne der CT.
Sie erfolgt durch Nachweis eines Divertikels als Blutungsquelle in der Regel durch
endoskopische Aufnahmen ([Abb. 8 ]). Von den Vorläufersystemen der CDD wird sie nicht erfasst. Ihre Therapie erfolgt
heutzutage primär durch endoskopische Blutstillung. Bei fortlaufender Blutung kommen
eine angiografische Embolisation oder chirurgische Verfahren zum Einsatz.
Abb. 8 CDD-Typ 4: Endoskopische Darstellung unterschiedlicher Patienten. Darstellung der
ins Lumen gerichteten Blutungen aus Divertikeln (siehe Pfeile).
Zusammenfassung
Mit der CDD steht ein aktualisiertes System zur Stadieneinteilung der Divertikelkrankheit
zur Verfügung, das konzeptionell in die aktuelle S2K-Leitlinie zur Behandlung dieser
Erkrankung eingebettet ist. Seine Kategorien, die CDD-Typen, kombinieren nicht nur
die deskriptiv-morphologischen Vorzüge der Vorläufersysteme, sondern erleichtern auch
die leitliniengerecht stratifizierte Indikationsstellung für Hospitalisierung und
Therapie. Als „Volkskrankheit“ mit hierzulande sinkendem Manifestationsalter ist die
Divertikelkrankheit in der alltäglichen CT-Diagnostik eine Konstante mit wachsender
Bedeutung. Die CDD in Verbindung mit der aktuellen Leitlinie ist geeignet, eine zielgerichtete
Kommunikation und Entscheidungsfindung bei der Behandlung zu ermöglichen.