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DOI: 10.1055/s-0043-117877
Schwerer Motorradunfall: Mit mehr als 100 km/h gegen den Laternenpfahl
Publication History
Publication Date:
26 April 2018 (online)
Im Industriegebiet in Neuss überholt ein Motorradfahrer mit stark überhöhter Geschwindigkeit mehrere Autos. Er verliert auf gerader Strecke die Kontrolle über sein Fahrzeug, gerät gegen die Bordsteinkante und prallt gegen einen Laternenpfahl. Mehr als 20 m von seinem Motorrad entfernt bleibt er bewusstlos am Boden liegen. Unter seinem Helm dringt Blut hervor. Ersthelfer vor Ort verständigen den Rettungsdienst.
von Volker Wanka, Oberarzt am Institut für Anästhesiologie an der Enzkreisklinik Neuenbürg, ärztlicher und organisatorischer Leiter des dort stationierten Notarzteinsatzfahrzeugs und Mitherausgeber von retten!
Ungewöhnliches Hochrasanztrauma
Strukturiertes Vorgehen
Was zunächst nach einem alltäglichen Einsatzgeschehen klingt, stellt sich im Verlauf als unerwartetes Hochrasanztrauma mit letztlich letalem Ausgang heraus. Gerade bei derart überraschenden Einsatzverläufen ist es wichtig, automatisierte und verinnerlichte Arbeitsabläufe algorithmisch abzuarbeiten. So macht es die RTW-Besatzung in diesem Fall: Obwohl sie völlig unerwartet mit einem polytraumatisierten Unfallopfer konfrontiert sind, gelingt es ihr, sich sofort an die Situation zu adaptieren und die notwendigen Erstmaßnahmen einzuleiten. Auch die Teamkommunikation und die Zusammenarbeit mit den nachfolgend eingetroffenen Rettungskräften funktionieren augenscheinlich sehr gut – für ein strukturiertes Vorgehen und einen erfolgreichen Einsatz unabdingbar!
Behinderung durch Gaffer und Presse
Leider versuchen immer häufiger Beobachter, Bildmaterial eines Unfalls zu bekommen, um es anschließend ins Netz zu stellen. Auch das gilt es bei derartigen Einsätzen zu bedenken. Geeignete Maßnahmen dagegen sind Platzverweise durch die Polizei und der Aufbau eines Sichtschutzes.
Persönliche Belastung
Man muss es aushalten können, auch junge Menschen während oder nach einem Einsatz zu verlieren. Der hier beschriebene Fall bleibt der RTW-Besatzung nachhaltig in Erinnerung. Einsatznachbesprechungen mit allen Beteiligten können in derartigen Fällen helfen, mit dem Erlebten besser umzugehen. Viele Rettungsdienstbezirke bieten auch psychologische Unterstützung für die professionellen Helfer an. Scheuen Sie sich im Zweifelsfall nicht, diese Hilfe in Anspruch zu nehmen!
Fazit
Alltag im Rettungsdienst: Vermeintlich harmlos klingende Einsatzmeldungen entpuppen sich als schwerwiegende Fälle – und umgekehrt stellt sich manch spektakuläre Meldung als harmloser Einsatz heraus. Diese Besonderheit unseres Berufsalltags erfordert von allen Beteiligten größte Flexibilität und situationsadaptiertes Handeln. Aber gerade dieses Spannungsfeld macht unseren Beruf ja so abwechslungsreich und einzigartig.