Pneumologie 2017; 71(11): 712-713
DOI: 10.1055/s-0043-118415
Pneumo-Fokus
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Idiopathische Lungenfibrose: weniger akute Exazerbationen mit Nintedanib

Collard HR. et al.
Acute exacerbations in the INPULSIS trials of nintedanib in idiopathic pulmonary fibrosis.

Eur Respir J 2017;
49: 1601339 doi:10.1183/13993003.01339-2016
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Publication Date:
13 November 2017 (online)

 

    Die idiopathische Lungenfibrose (IPF) ist nicht heilbar. Ihr Verlauf kann nur gestoppt oder zumindest verlangsamt werden. Die Erkrankung ist mit Schüben assoziiert, die ein erhebliches Sterblichkeitsrisiko aufweisen und die Prognose deutlich verschlechtern. Der Tyrosinkinase-Inhibitor Nintedanib ist seit 2015 zur Therapie der IPF zugelassen. Eine aktuelle Studie zeigt nun, dass Nintedanib die Zeit bis zum Auftreten einer akuten Exazerbation verlängert.


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    Für ihre Analyse nutzten die Forscher gepoolte Daten der INPULSIS-Studie zur Nintedanib-Behandlung bei Patienten mit IPF. Ziel war es, den sekundären Endpunkt der Studie – die Zeit bis zum Auftreten einer akuten Exazerbation – bei der Behandlung mit Nintedanib zu untersuchen. Die Patienten wurden 3:2 randomisiert und bekamen 52 Wochen lang entweder zweimal täglich 150 mg Nintedanib oder ein Placebo. Die Nachbeobachtung dauerte 4 Wochen. Dabei wurden die Risikofaktoren für eine akute Exazerbation identifiziert und der Einfluss von Nintedanib auf das Risiko und Ergebnis einer Exazerbation ermittelt. Um Fehldiagnosen auszuschließen, wurden die akuten Exazerbationen von Ärzten geprüft und zusätzlich von einem unabhängigen Expertengremium beurteilt (adjudiziert). Die Mortalitätsraten nach akuten Exazerbations-Ereignissen wurden mithilfe des Logrank-Tests berechnet.

    Es kam zu 87 Ereignissen bei 76 Patienten. Acht davon waren laut Adjudizierung keine Exazerbations-Ereignisse. Unter den übrigen 79 Patienten kam es bei 5,3 % in der Nintedanib-Gruppe und 8,3 % in der Placebo-Gruppe zu akuten Exazerbations-Ereignissen. Die Inzidenzraten lagen bei je 5,3 vs. 8,2 pro 100 Patientenjahre. Die Inzidenzrate für bestätigte bzw. verdächtige Exazerbationen lag bei 2,2 (Nintedanib) vs. 5,8 (Placebo) pro 100 Patientenjahre. Das relative Risiko war 0,37; 95 %-KI 0,19, 0,72; (p = 0,003). Das Risiko einer akuten Exazerbation war mit folgenden Patientenvariablen assoziiert:

    • die Vitalkapazität (VC), erhöhtes Risiko bei geringer VC,

    • Sauerstoffgabe,

    • Einsatz von Antazida,

    • Art der Behandlung,

    • Raucherstatus.

    Eine Behandlung mit Nintedanib hatte keine Auswirkungen auf die Post-Exazerbations-Mortalität. Die assoziierten Risikofaktoren der ermittelten bzw. adjudizierten IPF waren ähnlich, ebenso wie deren Ausgang.

    Fazit

    Die sekundäre Endpunkt-Analyse der INPULSIS-Studie ergab, dass akute respiratorische Ereignisse in Form von bestätigten oder Verdachts-Exazerbationen mit einem verschlechterten Krankhausverlauf assoziiert sind. Verschiedene Risikofaktoren wie bspw. der Raucherstatus spielen dabei ebenfalls eine Rolle. Laut dieser Studie kann eine Behandlung mit Nintedanib das Risiko einer akuten Exazerbation verringern.

    Dr. Marion Rukavina, Berlin


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