Indikationen
Die temporäre Tracheostomie mit dem Einsatz eines Tracheostomietubus ist bei verschiedensten, hauptsächlich
akuten Erkrankungen der oberen Atemwege mit schwerer Atemnot indiziert.
Beispiele dafür sind:
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Trauma
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Anaphylaxie
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Neoplasie
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morphologische Defekte
Außerdem hat sich diese Technik bei ausgewählten Operationen in der Maulhöhle als nützlich erwiesen,
da so mehr Platz und somit bessere Übersicht gewährleistet ist.
Benötigtes Material
Da temporäre Tracheostomien meist als Notfall bei schwer dyspnoeischen Patienten mit oberer
Atemwegsobstruktion durchgeführt werden, muss das benötigte Material unter Umständen schnell zur Verfügung
stehen. Es sollte deshalb stets an einem geeigneten Ort bzw. an jenem Ort, an dem normalerweise Notfälle
stabilisiert werden, bereitliegen.
Zu den benötigten Materialien zählen:
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Tracheostomietubi in verschiedenen Größen (ca. 2 – 8 mm Durchmesser; gecufft oder ungecufft)
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steriles OP-Besteck
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genügend starkes Nahtmaterial
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Gaze für die Fixierung des Tubus um den Hals
Für ein adäquates Tubusmanagement werden sterile Kochsalzlösung, Chlorhexidin (2 %) sowie sterile
Saugkatheter mit dem dazu passenden Saugsystem benötigt. Zum Schutz des Tracheostomietubus sollten
ausreichend Verbandsmaterial und Wundsalbe vorhanden sein.
Management
Aufgrund des Fremdkörpers in Form des Tubus wird natürlicherweise mehr Sekret in der Trachea gebildet. Dies
führt zum erhöhten Risiko einer Obstruktion durch Mukus im Lumen des Tubus. Da dies verheerende Konsequenzen
haben kann, muss der Tubus regelmäßig auf mögliche Obstruktionen überprüft und jeweils gereinigt werden.
Falls der Tracheostomietubus einen Cuff hat, sollte dieser nur im Falle einer Beatmung benutzt werden, wenn
also der Druck in der Lunge ansonsten nicht aufgebaut werden kann (positive pressure ventilation) oder wenn
durch den Tubus Inhalationsanästhetika verabreicht werden sollten. Um den Schaden an der Mukosa der Trachea
möglichst minimal zu halten, sollte der Cuff nur ganz vorsichtig aufgeblasen werden. Zudem sollte dieser
ungefähr alle 4 Stunden gelöst, der Tubus neu platziert und danach wieder aufgeblasen werden. So werden
Drucknekrosen in der Wand der Trachea möglichst gering gehalten.
Abb. 1 Benötigte Materialien für die temporäre Tracheostomie. (© Manuel Schmidli)
Abb. 2 Freilegung der Trachea: Die Inzision wird in der ventralen zervikalen Mittellinie
ausgehend vom Cartilagus cricoideus etwa 3 cm nach kaudal, zuerst durch die Haut und danach durch das
subkutane Gewebe geführt. Anschließend wird der M. sternohyoideus ebenfalls in der Mittellinie in der
Aponeurose separiert, um die Trachea freilegen zu können. (© Manuel Schmidli)
Abb. 3 Setzen der Haltefäden: Abhängig von der Richtung des Schnittes müssen nun
Haltefäden gesetzt werden. Bei einer horizontalen Inzision sollten diese um die anliegenden
Trachealringe und bei einer vertikalen Inzision jeweils durch die anliegenden Trachealringe gezogen
werden. Die Haltefäden ermöglichen, das Lumen der Trachea jederzeit aufrechtzuerhalten. Die Fäden
sollten klar markiert werden, um ein späteres Auswechseln des Tubus zu erleichtern. Die Höhe der
Inzision der Trachea wird in der Regel beim 4.–5. Trachealring gewählt. (© Manuel Schmidli)
Abb. 4 Tracheostomie: Die Inzision der Trachea kann auf verschiedene Arten erfolgen;
entweder horizontal (transversal) zwischen 2 Trachealringen oder alternativ vertikal (longitudinal)
über die Länge von 2–3 Trachealringen. Falls ein horizontaler Zugang gewählt wird, sollte die Länge
des Schnittes nicht mehr als die Hälfte des Tracheaumfangs betragen. (© Manuel Schmidli)
Abb. 5 Einsetzen des Tracheostomietubus: Ein entsprechender Tubus wird nun vorsichtig
durch die vorbereitete Inzision in die Trachea eingesetzt. Sollte viel Blut und Mukus vorhanden sein,
muss vorher abgesaugt werden. Die Wahl der Tubusgröße erfolgt je nach Dimension der Trachea. Im
Idealfall sollte er eine Größe aufweisen, die genügend Luftfluss gewährleistet, jedoch auch Luftfluss
um den Tubus ermöglicht. In der Regel entspricht dies ungefähr der Hälfte des Durchmessers der
Trachea. Dies ist insbesondere wichtig, um eine gewisse Absicherung gegen „silent death“ durch eine
Okklusion des Tubus zu erreichen. (© Manuel Schmidli)
Abb. 6 Fixierung: Kranial und kaudal des Tubus werden M. sternohyoideus, subkutanes
Gewebe und Haut routinemäßig adaptiert. Der Tracheostomietubus muss nach dem Einsetzen adäquat mittels
entsprechenden Hautknoten oder einer Gaze um den Hals gesichert werden. (© Manuel Schmidli)
Abb. 7 Schutz: Das Stoma um den Tubus sollte mit einer dünnen Schicht antibiotikahaltiger Salbe
abgedeckt oder alternativ mehrmals täglich mit einer 2 %igen Chlorhexidin-Lösung gereinigt werden.
Zudem sollte das Stoma leicht bandagiert werden; dünne Strümpfe eignen sich dafür vorzüglich. (© Manuel Schmidli)