Pneumologie 2017; 71(12): 836
DOI: 10.1055/s-0043-122637
Pneumo-Fokus
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Keine Vorteile: Prednisolon bei unteren Atemwegsinfekten

Hay AD. et al.
Effect of Oral Prednisolone on Symptom Duration and Severity in Nonasthmatic Adults With Acute Lower Respiratory Tract Infection: A Randomized Clinical Trial.

JAMA 2017;
318: 721-730 doi:10.1001/jama.2017.10572
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Publication History

Publication Date:
07 December 2017 (online)

 

    Akute Infekte des unteren Atmungstrakts gehören zu den häufigsten Krankheitsbildern in der Allgemeinmedizin. Die Symptome ähneln mitunter jenen des Asthmas, weswegen der Einsatz von Kortikosteroiden Linderung schaffen soll. Die Idee dahinter ist, die entzündlich veränderte Schleimhaut zu erneuern und durch ein intaktes Epithel die Hustenrezeptoren zu schützen. Ein Forscherteam der Universität Bristol hat dies nun in einer Studie überprüft.


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    An der multizentrischen, randomisierten Studie nahmen 54 englische Hausarztpraxen teil. Erwachsene Patienten im Durchschnittsalter von 47 Jahren und einem akuten Husten (≤ 28 Tage) sowie mindestens einem weiteren typischen Symptom für eine Infektion der unteren Atemwege (schleimiger Auswurf, Brustschmerzen, Atemnot und pfeifendes Atemgeräusch) nahmen an der Studie teil. Die ansonsten gesunden und asthmafreien Teilnehmer benötigten keine akute Antibiotikabehandlung. Unter ihnen waren 63 % Frauen und 17 % Raucher. Einen Hustenauswurf hatten 77 %, 70 % waren kurzatmig. Weitere Symptome waren Wheezing (47 %), Brustschmerzen (46 %) sowie anomale Peak-Flow-Messwerte (42 %). Sie bekamen entweder fünf Tage lang 2-mal tgl. 20 mg Prednisolon oral (n = 199) oder 1-mal tgl. ein Placebo (n = 202). Primäre Endpunkte waren Hustendauer und Symptomschwere an den Tagen zwei bis vier. Von 398 auswertbaren Patienten machten 84 % Angaben zur Dauer des Hustens und 93 % zur Schwere der Symptome.

    Im Median hielt der Husten in der Verum-Gruppe fünf Tage lang an, genauso lange wie in der Placebo-Gruppe (p = 0,36). Die Symptomschwere auf einer Skala von 0 bis 6 lag mit Prednisolon im Mittel bei 1,99 und in der Placebo-Gruppe bei 2,16 (adjustierte HR, 1,11; 95 %-KI, 0,89 – 1,39; p = 0,05). Um klinisch relevant zu sein, hätte der Unterschied zwischen Prednisolon- und Placebo-Gruppe mindestens 1,66 Punkte auf der Skala betragen müssen. Auch bei den sekundären Endpunkten und Dauer oder Schwere anderer Symptome gab es keinen signifikanten Vorteil für die Verum-Gruppe. So lag die Dauer des anomalen Peak Flow bei bis zu 28 Tagen und der Husten bei bis zu 56 Tagen. Es gab keinen signifikanten Unterschied bei der Antibiotikagabe oder bei nicht schwerwiegenden Nebenwirkungen. Es gab keine schweren unerwünschten Ereignisse.

    Fazit

    Erwachsene ohne Asthma, die an einer akuten Infektion der unteren Atemwege erkrankt sind, konnten laut dieser Studie nicht von der Einnahme von Prednisolon profitieren. Laut Meinung der Autoren ist der Einsatz von Kortikosteroiden bei Infekten der unteren Atemwege nicht gerechtfertigt. Bei einer Subgruppe von Patienten, wie zum Bespiel jene mit erhöhten Werten an C-reaktivem Protein, mag dies anders sein, doch belastbare Ergebnisse stehen hierzu noch aus, so die Autoren weiter.

    Dr. Marion Rukavina, Berlin


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