Eine selbstbewusste Berufsgrupppe mit vielen Facetten

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

mit der vorliegenden Ausgabe blicken wir auf das Forum Hebammenarbeit 2017 zurück, zu dem wir rund 1.300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Mainz begrüßen durften. Es stand unter dem Motto: Die Hebamme – Superwoman mit vielen Facetten. Und damit lässt sich gewiss nur ansatzweise das umschreiben, was Ihre Berufsgruppe tagtäglich und rund um die Uhr leistet.

Dass ich als Medizinerin Ihnen heute die Fachartikel zu unserem Kongress präsentiere, liegt nicht nur daran, dass ich seit zwei Jahren u.a. verantwortlich bin für den Programmbereich Hebammen im Georg Thieme Verlag. Ich blicke auch aus der Perspektive Ihrer Zielgruppe auf Sie und Ihre unschätzbar wichtige Arbeit: Ich bin Mutter von zwei Söhnen. Bei meinen beiden Geburten habe ich eindrucksvoll erfahren, wie wichtig es ist, in diesen bedeutsamen Augenblicken eine selbstbewusste Hebamme zur Seite zu haben, die es mit dem richtigen Maß an Unterstützung, Ruhe und Motivation im richtigen Moment vermag, Frauen durch diesen Sturm der Gefühle zu leiten. Wenn in der Geburtshilfe alles medizinisch korrekt, evidenz- und leitlinienbasiert abläuft, ist das schon einmal eine ganz wichtige Voraussetzung für eine komplikationslose Geburt. Aber das allein genügt aus meiner Sicht noch nicht – selbst dann nicht, wenn die Gebärende über eine Fachausbildung im Gesundheitswesen verfügt und sich ansonsten in der Einrichtung durchaus in guten Händen fühlt. Nein, zu diesem einzigartigen Ereignis braucht die Frau zudem eine Geburtshilfe, die getragen ist von Weisheit, Erfahrung und – ja – vielleicht so etwas wie Liebe. Meine Vision ist, dass auch das wieder mehr Einzug ins Gesundheitssystem findet.

Aus meiner Sicht stehen im Gesundheitssystem die verschiedenen Berufsgruppen gleichwertig nebeneinander und im besten Falle geschieht das Handeln in erster Linie zum Wohle der Ratsuchenden, der Patientinnen und Patienten. Ich persönlich glaube, dass Sie als Hebammen einen wesentlichen Beitrag dazu leisten können, diese Vision Wirklichkeit werden und diese Sichtweise in der Breite ankommen zu lassen. Wie das gelingen kann und welche Rolle dabei die Akademisierung der Hebammenausbildung spielt, diskutierten unter anderem unsere Expertinnen in Mainz unter dem Motto: Die Zukunft der Hebammen – wohin geht die Reise? (ab Seite 388)

Albert Einstein war nicht nur ein großer Forscher, sondern auch ein weiser Mensch, mein Lieblingszitat von ihm:

„Der intuitive Geist ist ein heiliges Geschenk und der rationale Verstand sein treuer Diener. Wir haben eine Gesellschaft erschaffen, die den Diener ehrt und das Geschenk vergessen hat.“

Das Geschenk wird wiederentdeckt und für mich stehen Sie, liebe Hebammen, wie auch auf dem Kongress in Mainz sichtbar wurde, für beides: für Rationalität, vertreten durch Wissenschaft und Evidenz, ebenso wie für Intuition und Weisheit. Verstehen Sie meinen Wunsch an Sie aus meiner Erfahrung heraus, dass ich – selbst als Medizinerin – vor meinem ersten Kind nicht wusste, wie wertvoll eine Hebamme sein kann: Seien Sie selbstbewusst und seien Sie gerne laut selbstbewusst.

Ich freue mich sehr, dass wir Sie dabei mit unseren Kongressen und Medien fachlich begleiten dürfen. Es ist uns von Verlagsseite aus eine Ehre, für Sie zu arbeiten.

Dr. Bettina Hansen

Stellvertretende Verlagsleiterin und Ärztin Georg Thieme Verlag KG