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DOI: 10.1055/s-0043-124465
In memoriam Prof. Dr. Kurt Georg Simon
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
16. Januar 2018 (online)
Am 26. November 2017 ist Herr Professor Dr. med. Kurt Georg Simon im gesegneten Alter von 96 Jahren verstorben. Über mehr als drei Jahrzehnte leitete er – Chefarzt und Verwaltungsdirektor in einer Person – die Aprather Klinik, war 1977/78 Präsident der „Deutschen Gesellschaft für Pneumologie“ (die sich damals noch „Deutsche Gesellschaft für Lungenkrankheiten und Tuberkulose“ nannte) und führte von 1979 bis 1991 die Geschäfte der „Rheinisch-Westfälischen Vereinigung für Lungen- und Bronchialheilkunde“ (heute „Westdeutsche Gesellschaft für Pneumologie“) mit leichter, aber sicherer Hand.
Kurt Georg Simon wurde am 23. Februar 1921 in Aprath geboren und wuchs auf in unmittelbarer Nähe der dortigen „Heilanstalt für tuberkulosekranke Kinder“, die sein Vater Georg Simon, ein renommierter Tuberkulose-Experte, leitete. Nach ihm sind die apikalen Streuherde der Tuberkulose benannt, die „Simon’schen Spitzenherde“. Die Kinderheilstätte befand sich auf dem Gelände von Schloss Aprath, das damals noch – samt Rittersaal und Reitturnieren – existierte. Vor dieser anregenden Kulisse verlebte Kurt Simon eine unbeschwerte Kindheit. Beide, Klinik wie Schloss, gibt es heute nicht mehr.
Mit fünf Jahren kam Kurt Simon in die katholische Volksschule Koxhof, eine halbe Stunde Fußmarsch entfernt. Die Kinder der Arbeiter aus dem nahen Kalkwerk seien, wie er erzählte, in Holzpantoffeln zum Unterricht gekommen, mit riesigen Löchern in den Strümpfen. Das Gymnasium absolvierte Kurt Simon in Wuppertal und schloss es mit 17 Jahren mit dem Abitur ab. Die Medizin lag als Berufsziel nahe, und so studierte der bekennende Rheinländer von 1940 bis 1944 an den Universitäten Köln und Bonn. 1944 legte er in Frankfurt das Medizinische Staatsexamen ab. Man konnte sich damals schon nach 4 Jahren zur Prüfung melden, weil in Trimestern studiert wurde. Die Prüfungen mussten teilweise in Luftschutzkeller verlegt werden. In der Kriegszeit wurde Kurt Simon immer wieder aus dem Studium gerissen und „zu den Waffen gerufen“, mehrfach musste er zwischen Front und Hörsaal wechseln – Deutschland befand sich ja mitten im Krieg.
Nach Kriegsende war es sehr schwierig, an Weiterbildungsstellen zu kommen. So nahm Kurt Simon nolens volens zunächst eine Assistenzarzt-Stelle am Pharmakologischen Institut der Uni Düsseldorf an, wechselte dann an die benachbarte Neurologische Klinik, von da an die Kinderklinik der Uni Würzburg und arbeitete anschließend ein paar Monate in der Radiologie in Düsseldorf, ehe er eine Weiterbildungsstelle an der Ruhrlandklinik in Essen erhielt. Dort sammelte er reichlich Erfahrung mit der Diagnose und Therapie der Tuberkulose, erlebte die ersten Versuche mit der neuen Chemotherapie und erlernte auch die damals gängigen chirurgischen Techniken (wie Thorakoplastik und Pneumolyse).
1952 wechselte er an die Klinik Aprath und war unter seinem Vater zunächst als Oberarzt tätig. 1953 trat er mit 32 Jahren dessen Nachfolge an. Bis 1988 leitete er die Klinik – 35 Jahre lang – und sorgte dafür, dass sie sich fachlich und baulich immer auf dem zeitgemäßen Stand befand. So richtete er 1960 zwei Stationen für tuberkulosekranke Frauen ein, als die Kindertuberkulose zurückging. Damit war der erste Schritt von der Kinderheilstätte zur pneumologischen Klinik getan. Als 1982 die Zahl der klinischen Betten auf 120 reduziert wurde, richtete Kurt Simon einen Bereich für geronto-psychiatrische Pflegepatienten ein. 1988 beendete er seine Tätigkeit in der Aprather Klinik und arbeitete noch ein Jahr in eigener Praxis.
Kurt Simons akademische Karriere war geradlinig: 1967 erhielt er einen Lehrauftrag an der Uni Düsseldorf, habilitierte sich dort 1970 für das Fach „Lungenkrankheiten” und wurde 1973 apl. Professor. Als Präsident der „Deutschen Gesellschaft für Lungenkrankheiten und Tuberkulose“ richtete er 1978 deren Kongress in Düsseldorf aus. Als Geschäftsführer der Rhein.-Westf. Vereinigung für Lungen- und Bronchialheilkunde leitete er deren Geschicke zwölf Jahre lang mit Umsicht. Auch nach seiner Pensionierung blieb Kurt Simon bis ins hohe Alter an wissenschaftlichen Fragen interessiert, nicht nur medizinischen, publizierte regelmäßig, hielt Vorträge und engagierte sich in sozialen Fragen. Entspannung fand er beim Golfspiel und auf Reisen. Seine Familie war ihm immer ein Quell der Freude und in den letzten Tagen auch des Trostes. Die pneumologische Gemeinschaft verliert mit Kurt Simon einen engagierten Arzt, einen begeisterten und begeisternden Lehrer und einen klugen, liebenswerten Kollegen.
Korrespondenzadresse
Prof. Dr. Nikolaus Konietzko
Spillheide 78
45 239 Essen
nikolaus.konietzko@t-online.de
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