Geburtshilfe Frauenheilkd 2023; 83(10): 1278-1279
DOI: 10.1055/s-0043-1774702
Abstracts | OEGGG-AGG

Ergebnisse der PAVA-Studie – Kardiovaskuläre Gesundheit 10 bis 20 Jahre nach Präeklampsie

Ch Lößner
1   Klinik für Geburtsmedizin des Universitätsklinikums Jena
,
A Multhaup
1   Klinik für Geburtsmedizin des Universitätsklinikums Jena
,
M Franz
2   Klinik für Innere Medizin I des Universitätsklinikums Jena
,
L Bäz
2   Klinik für Innere Medizin I des Universitätsklinikums Jena
,
T Lehmann
3   Institut für Medizinische Statistik und Epidemiologie des Universitätsklinikums Jena, Deutschland
,
S Große
1   Klinik für Geburtsmedizin des Universitätsklinikums Jena
,
Y Heimann
1   Klinik für Geburtsmedizin des Universitätsklinikums Jena
,
T Groten
1   Klinik für Geburtsmedizin des Universitätsklinikums Jena
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung Frauen nach Präeklampsie (PE) haben lebenslang ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung kardiovaskulärer Erkrankungen. Dabei erkranken betroffene Frauen bereits in einem frühen Lebensalter, was auf einen vorgealterten Gefäßstatus zurückgeführt wird. Ziel dieser Arbeit war es, den Zusammenhang zwischen Endothelalterung und plazentaassoziierten Schwangerschaftserkrankungen, wie der PE, zu untersuchen. Im Rahmen der PAVA-(PE-assoziiertes vaskuläres Altern)Studie wurde die kardiovaskuläre Gesundheit von Frauen 10 bis 20 Jahre nach PE untersucht und mit jener von Frauen nach ereignislosen Schwangerschaften verglichen. Darüber hinaus wurde eine potenziell langfristige endotheliale Schutzwirkung des NO-Donators Pentaerytrithyltetranitrat (PETN) bei Frauen, die im Rahmen der PETN-Pilotstudie oder im individuellen Heilversuch in der Schwangerschaft PETN erhalten haben, analysiert.

    Material und Methodik Eingeladen wurden Patientinnen 10 bis 20 Jahre nach schwerer PE, Teilnehmerinnen der PETN-Pilotstudie von 2002–2008 sowie Patientinnen, die im Rahmen von Risikoschwangerschaften zuvor PETN im individuellen Heilversuch erhalten haben. Zusätzlich rekrutierten wir ein Kontrollkollektiv von Patientinnen nach ereignislosen Schwangerschaften. Zur Studienvisite erfolgte die Erhebung von Basisdaten sowie die Bestimmung von Basislaborwerten und ausgewählten Inflammations- und Angiogenese-Markern mittels LEGENDplexSerumanalyse. Funktionsdiagnostische Untersuchungen umfassten die transthorakale Echokardiografie sowie die Untersuchung weiterer kardiovaskulärer Parameter mit den automatisierten Messsystemen VICORDER und USCOM. Die statistische Auswertung erfolgte mittels SPSS.

    Ergebnisse 104 Frauen konnten im Zeitraum 08/2019–12/2022 nachuntersucht werden, 53 Probandinnen nach PE (davon 13 Frauen mit PETN- sowie 40 Frauen ohne PETN-Einnahme) und 51 Kontrollen. Die kardiovaskuläre Nachuntersuchung erfolgte durchschnittlich 14 Jahre nach Indexschwangerschaft. Frauen nach PE wiesen eine signifikant höhere Inzidenz chronischer Erkrankungen (33,3 vs. 67,9%, p < 0,001) einschließlich arterieller Hypertonie (13,7 vs. 41,5%, p < 0,001) auf. Es zeigten sich signifikant häufiger hypertensive Blutdruckwerte (41,2 vs. 67,30%, p = 0,008). Es ergaben sich keine Gruppenunterschiede in den Ergebnissen der kardiovaskulären Untersuchungen. In den LEGENDplex-Serumanalysen zeigten sich bei Frauen nach PE signifikant höhere Spiegel angiogener und inflammatorischer Marker, wie:

    • Osteopontin (p = 0,031),

    • Insulin-Like Growth Factor Binding Protein 4 (p < 0,001),

    • löslicher CD40-Ligand (p = 0,029),

    • Interleukin 18 (p = 0,009),

    • Angiopoietin-2 (p = 0,015) und des

    • Angiopoietin-Rezeptors TIE-1 (p < 0,001).

    Dabei zeigten sich keine Unterschiede in den Ergebnissen der Basislaborwertdiagnostik.

    Im Vergleich der Frauen nach PE mit und ohne Einnahme von PETN in der Schwangerschaft zeigte sich bei Frauen nach PETN-Einnahme echokardiografisch eine geringere rechtsatriale Fläche (p = 0,029) sowie ein geringerer rechtsventrikulärer enddiastolischer (p = 0,025) und endsystolischer (p = 0,043) Diameter, wobei die Ergebnisse für beide Gruppen innerhalb der Referenzbereiche lagen.

    Zusammenfassung Zusammenfassend bestätigen unsere Studienergebnisse, dass das kardiovaskuläre Erkrankungsrisiko bei Frauen nach PE erhöht ist. Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse der kardiovaskulären Funktionsdiagnostik in unserem Kollektiv auch 15 Jahre nach PE keine Unterschiede zu gleichalten Frauen 15 Jahre nach ereignislosen Schwangerschaften. Die gezeigte vergleichsweise höhere Konzentration von endothelaktivierenden Zytokinen im Serum der Frauen nach PE könnte als Ausdruck einer verstärkten endothelialen Aktivierung interpretiert werden. Ob hier ein Zusammenhang zu einer vorzeitigen Alterung des Endothels besteht, wird derzeit experimentell untersucht. Die Bedeutung der hier gezeigten Unterschiede der rechtskardialen Echoparameter bei Frauen nach PE unter PETN-Einnahme im Vergleich zu Frauen nach PE ohne PETN-Einnahme kann aufgrund der kleinen Fallzahl und insbesondere da alle Parameter innerhalb der Referenzbereiche lagen, nicht weiter interpretiert werden, sollte aber als Impuls für weitere Untersuchungen dienen.


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    Publication History

    Article published online:
    02 October 2023

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