Zusammenfassung
Hintergrund Thermische Schädigungen sind häufige Verletzungen, welche in schweren Fällen mit erheblicher Morbidität und Mortalität einhergehen können. Der
Goldstandard der chirurgischen Therapie besteht in der Entfernung des Eschars durch tangentiale Exzision und nachfolgender Wunddeckung mittels autologer
Spalthaut. 2014 wurden klinische Resultate eines neuartigen enzymatischen Débridements auf Basis der Ananaspflanze (Nexobrid™, Hauptwirkstoff Bromelain)
publiziert. Am Zentrum für Brandverletzte am UniversitätsSpital Zürich wurde das enzymatische Débridement 2016 eingeführt. Wir berichten hier über die ersten
Erfahrungen und unsere Interpretationen.
Patienten und Methoden Die ersten 12 mit Nexobrid™ therapierten Patienten mit gemischt zweitgradiger, zweitgradig tiefer oder drittgradiger thermischer
Schädigung wurden untersucht. Nicht in die Studie eingeschlossen wurden minderjährige Patienten und schwangere oder stillende Frauen. Nach dem sogenannten
„Pre-soaking“ mit physiologischer Kochsalzlösung erfolgte das Auftragen des aus zwei Komponenten hergestellten Nexobrid™-Gels für 4 Stunden mit okklusiver
Versiegelung. Nach Abtragung desselben wurde ein „Post-soaking“ mit Prontosan®-Verbänden durchgeführt, und nach weiteren 6–12 Stunden ein definitiver
Wundverband aufgebracht.
Ergebnisse Das Durchschnittsalter der Patienten betrug 51 (19–78) Jahre, die Hospitalisationsdauer 38 (1–92) Tage. Der Anteil geschädigter
Körperoberfläche betrug durchschnittlich 25 (1–67) %. Es wurden im Mittel 11 (1–18) % der Körperoberfläche mit Nexobrid™ nach 7 (1–19) Tagen débridiert. Bei 8
Patienten heilten die Defekte nach Nexobrid™ Behandlung ohne wesentliche Narbenbildung per secundam ab. Bei 4 Patienten waren im Verlauf weitere chirurgische
Maßnahmen notwendig, sowohl zur Vervollständigung des Débridements wie auch zur Defektdeckung. Die Methode war effizient in schwierigen Behandlungsarealen wie
Rücken, Hände und Füße, wo der Erhalt der Demis zu einem guten funktionellen Resultat ohne narbige Kontrakturen führte.
Schlussfolgerung Die Behandlung mit Nexobrid™ stellt eine Erweiterung der therapeutischen Möglichkeiten bei der Behandlung teilweise zweitgradig tiefer
thermischer Verletzungen mit guten Langzeitresultaten dar. Das Anbringen und Entfernen des Nexobrid™ kann in Analgosedation auf der Intensivstation durchgeführt
werden. Die Behandlung mit Nexobrid™ reduziert den chirurgischen Anteil der Behandlung.
Abstract
Introduction Thermal injuries are frequent and can be associated with relevant morbidity and mortality in severe cases. Excisional debridement followed by
autografting is the standard of care for deep burns, but is associated with serious potential complications. Clinical results of a novel enzymatic debridement
based on Bromelain raw material extracted from the pineapple plant (Nexobrid™) were published in 2014. At the Center for Burns at the University Hospital Zürich
enzymatic debridement was introduced in 2016. Our experience and interpretation of the first 12 cases are reported.
Patients and Methods Patients of at least 18 years of age with second and third degree burns were included in this study. Pregnant or breast feeding women
were excluded. After so-called „pre-soaking“ with saline solution, the Nexobrid™ gel was applied for 4 hours with occlusive sealing. After abrasion of the
debris, „post-soaking“ with Prontosan® followed and definite wound dressings were applied.
Results The mean age of the patients was 51 (19–78) years, the length of hospital stay was 38 (1–92) days. The amount of burns was 25 (1–67) % of the
total body surface area (TBSA). On average, 11 (1–18) % of the TBSA was debrided with Nexobrid™ after 7 (1–19) days. In 8 patients, the defects completely
healed without scarring after Nexobrid™ treatment. In 4 patients additional surgical measures were necessary to complete the debridement as well as to cover the
defect. The treatment with Nexobrid™ was efficient in difficult treatment areas such as back, hands and feet, where preservation of the demis prevented joint
contracture through scarring.
Conclusion Treatment with Nexobrid™ extends the armamentarium to treat partial second-degree thermal injuries with good long-term results. It can be
applied in analgosedation in an intensive care setting and reduces the need for surgical treatment.
Schlüsselwörter
Verbrennung - Pathologie - Verbrennungschirurgie - Nexobrid - enzymatisches Débridement
Key words
burns - burn wound - enzymatic debridement