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DOI: 10.1055/s-0044-1790318
Inhärente Widersprüche beim Kampf gegen die Stigmatisierung von Substanzkonsumstörungen
Hintergrund und Fragestellung: Die Forderung, die Stigmatisierung von Personen mit Substanzmissbrauch und Suchterkrankungen zu beenden, wird seit Langem erhoben und findet breite Anerkennung in der Fachwelt. Jedoch erzeugt die Suchtforschung kontinuierlich evidenzbasierte Erkenntnisse, die Substanzmissbrauch und Suchtverhalten problematisieren. Dies führt zu einem inhärenten Konflikt, da die Suchtprävention darauf abzielt, die Prävalenz von Substanzmissbrauch und suchtbedingtem Verhalten in der Gesellschaft zu reduzieren. Diese Situation birgt erhebliche Widersprüche, die nur schwer aufzulösen sind.
Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Die sich aus diesem Konflikt ergebenden Widersprüche werden durch die Analyse wissenschaftlicher Publikationen theoretisch untersucht. Weiterhin werden Vorschläge erarbeitet, um diese Widersprüche möglichst harmonisch aufzulösen. Auch werden verbreitete Methoden zur Quantifizierung der Stigmatisierung von Menschen mit Substanzkonsumstörungen kritisch bewertet.
Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Die Ansichten darüber, was unter „Anti-Stigmatisierung“ zu verstehen ist und wie das Ausmaß der Stigmatisierung sinnvoll gemessen werden kann, variieren erheblich. Einige Konzepte und Methoden zur Quantifizierung erweisen sich als hochgradig problematisch, da sie die bestehenden Widersprüche nicht lösen, sondern eher verstärken.
Diskussion und Schlussfolgerung: Es ist von zentraler Bedeutung, in einer modernen demokratischen Gesellschaft Toleranz für Menschen mit Suchtproblemen zu fördern und Betroffene bei der Reduzierung ihrer Probleme zu unterstützen. Es ist jedoch nicht zweckmäßig, die gravierenden Probleme, die betroffenen Personen für sich selbst und ihre Umwelt verursachen, zu leugnen oder die wissenschaftliche Beschreibung dieser Probleme sowie die Forderung nach präventiven Maßnahmen unter den Begriff „Stigmatisierung“ zu subsumieren, wie es oft geschieht. Eine realistische, differenzierte und präzise Auseinandersetzung mit dem Phänomen „Stigmatisierung“ ist erforderlich, die immanente Widersprüche anerkennt und konstruktive Vorschläge zu deren Lösung formuliert.
Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten.
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Publication History
Article published online:
19 September 2024
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Georg Thieme Verlag KG
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