Suchttherapie 2024; 25(S 01): S17
DOI: 10.1055/s-0044-1790334
Abstracts
Symposien
S10 FOR2974: Zugrundeliegende (kognitive) Mechanismen der Verhaltensänderung und Ausführung bei spezifischen Internetnutzungsstörungen

Ein Vergleich von Computerspiel-/ Glücksspielsucht und Alkoholabhängigkeit unter Einbezug von Entscheidungsverhalten und impliziten Assoziationen

Nanne Dominick
1   Ambulanz für Spielsucht, Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsmedizin Mainz, Mainz, Deutschland
,
Sabine Steins-Löber
2   Abteilung für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Universität Bamberg, Bamberg, Deutschland
,
Klaus Wölfling
3   Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Ambulanz für Spielsucht, Universitätsmedizin Mainz, Mainz, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Hintergrund und Fragestellung: Verschiedene Forschungsergebnisse legen nahe, dass veränderte implizite und explizite kognitive Prozesse bei Individuen mit Substanzabhängigkeiten die Aufrechterhaltung der jeweiligen Störungen beeinflussen. Im Rahmen des Forschungsprojekts RP7 der FOR2974 wird auf Grundlage des I-PACE (Interaction of Person-Affect-Cognition-Execution) Modells (Brand et al., 2019) untersucht, inwiefern implizite Kognitionen und die reiz-spezifische Reduktion exekutiver Kontrolle die Entstehung und Aufrechterhaltung von Spielstörungen beeinträchtigen.

    Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: An der Untersuchung nahmen 36 Patienten mit einer Computerspielsucht, 25 mit einer Glücksspielsucht, 20 mit einer Alkoholabhängigkeit und 37 gesunde Kontrollpersonen teil (N=123). Dabei wurden die impliziten suchtassoziierten Kognitionen (modifizierter Implicit Association Test, IAT) sowie die Entscheidungsfindungsprozesse bei Konfrontation mit suchtspezifischem Bildmaterial (modifizierter und erweiterter Iowa Gambling Task, IGT) analysiert.

    Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Die Studienergebnisse zeigen, dass sowohl Patienten mit Verhaltenssüchten als auch Patienten mit Substanzabhängigkeiten positive implizite Kognitionen gegenüber spiel- bzw. substanzbezogenen Bildreizen aufweisen. Diese Tendenz zeigt sich nicht bei der Kontrollgruppe. Spezifische, suchtabhängige Annäherungstendenzen sind bei allen drei Suchtgruppen nachweisbar und korrelieren mit der Schwere der Symptome. Im Vergleich zur Kontrollgruppe zeigen alle drei pathologischen Gruppen eine nachteilige Entscheidungsfindung bei Konfrontation mit relevanten suchtabhängigen Reizen.

    Diskussion und Schlussfolgerung: Die Ergebnisse verdeutlichen, dass sowohl implizite Kognitionen als auch Defizite in der Entscheidungsfindung bei Personen mit Verhaltenssüchten sowie bei Personen mit Substanzabhängigkeit (Alkohol) einen entscheidenden Beitrag zur Störungsgenese leisten.

    Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten. Erklärung zur Finanzierung: Die Studie wurde im Rahmen der Forschungsgruppe ACSID, FOR2974, durchgeführt, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert wird – 411232260


    #

    Publication History

    Article published online:
    19 September 2024

    © 2024. Thieme. All rights reserved.

    Georg Thieme Verlag KG
    Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany