Suchttherapie 2024; 25(S 01): S17-S18
DOI: 10.1055/s-0044-1790335
Abstracts
Symposien
S10 FOR2974: Zugrundeliegende (kognitive) Mechanismen der Verhaltensänderung und Ausführung bei spezifischen Internetnutzungsstörungen

Generelle Exekutivfunktionen, stimulus-spezifische Inhibitionskontrolle und prädisponierende Faktoren bei der Soziale-Netzwerke-Nutzungsstörung

Annica Kessling
1   Allgemeine Psychologie: Kognition, Universität Duisburg-Essen, Duisburg, Deutschland
,
Silke M. Müller
1   Allgemeine Psychologie: Kognition, Universität Duisburg-Essen, Duisburg, Deutschland
,
Matthias Brand
1   Allgemeine Psychologie: Kognition, Universität Duisburg-Essen, Duisburg, Deutschland
,
Elisa Wegmann
1   Allgemeine Psychologie: Kognition, Universität Duisburg-Essen, Duisburg, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Hintergrund und Fragestellung: Die Soziale-Netzwerke-Nutzungsstörung (SNN) wird charakterisiert durch eine verminderte Kontrolle über die Nutzung von sozialen Netzwerken. Dabei wird angenommen, dass eine Kombination aus verringerten generellen Exekutivfunktionen und verminderter stimulus-spezifischer Inhibitionskontrolle eine problematische Nutzung begünstigen. Zusätzlich gelten prädisponierende Variablen wie ADHS-Symptomatik oder eine erhöhte Impulsivität als relevante Risikofaktoren bei der Entwicklung und Aufrechterhaltung einer SNN. Vor dem Hintergrund der Debatte von SNN als potenzielle Verhaltenssucht werden mögliche Unterschiede zwischen Personen mit und ohne SNN hinsichtlich der genannten Komponenten untersucht.

    Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: 199 Probandinnen wurden auf der Grundlage eines auf den DSM-5-Kriterien für Computerspielstörungen basierten strukturierten diagnostischen Interviews der Gruppe mit SNN (n=99) oder der Kontrollgruppe (n=100) zugeordnet und in einem 1:1 Laborsetting untersucht. Für die generellen Exekutivfunktionen wurden der Stroop-Test sowie der Modified Card Sorting Test eingesetzt. Stimulus-spezifische Inhibitionskontrolle wurde mittels einer modifizierten Version der Go/No-Go-Task untersucht. Standardisierte Fragebögen wurden zur Erfassung der ADHS-Symptomatik und Impulsivität eingesetzt.

    Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Personen mit SNN zeigten signifikant geringere Leistungen in den Aufgaben zur Erfassung genereller Exekutivfunktionen und eine höhere Ausprägung in der ADHS-Symptomatik und Impulsivität im Vergleich zur Kontrollgruppe. Es konnten keine Unterschiede bei der stimulus-spezifischen Inhibitionskontrolle festgestellt werden. Ebenso gab es keine Interaktionseffekte der Symptomschwere und Exekutivfunktionen auf die stimulus-spezifische Inhibitionskontrolle.

    Diskussion und Schlussfolgerung: Symptome einer SNN scheinen grundsätzlich mit einer Beeinträchtigung genereller Exekutivfunktionen assoziiert zu sein. Ebenso wurde festgestellt, dass Personen mit SNN impulsiver sind und eine erhöhte ADHS-Symptomatik aufweisen als Personen ohne SNN. Anders als in theoretischen Annahmen postuliert, konnte keine verminderte Inhibitionskontrolle gegenüber den spezifischen Stimuli bei Personen mit SNN im Vergleich zu nicht-problematischen Nutzerinnen identifiziert werden. Es ist anzunehmen, dass generelle aufmerksamkeitsbezogene Defizite bei SNN auschlaggebend sind. Es empfiehlt sich, in zukünftigen Studien ecological momentary assessments zu verwenden, um einen tieferen Einblick die reduzierte Kontrolle über die Nutzung im Alltag insbesondere vor dem Hintergrund der Relevanz kognitiver Merkmale zu gewinnen.

    Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten. Erklärung zur Finanzierung: Die Studie wurde im Rahmen der Forschungsgruppe ACSID, FOR2974, durchgeführt, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert wird – 411232260


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    Publication History

    Article published online:
    19 September 2024

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