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DOI: 10.1055/s-0044-1790383
Sedativa-Konsum als Lifestyle? Ergebnisse aus einer Studie zum Benzodiazepin- und Opioidkonsum unter jungen Menschen
Hintergrund und Fragestellung: Nachdem bereits Mitte der 1990er Jahre opioidhaltige Präparate wie das codeinhaltige "Lean"/"Purple Drank" in der US-Rap-Szene populär wurden, sind Mitte der 2010er Jahre auch andere sedierende Medikamente unter deutschen Rappern zum Thema geworden, darunter „Lean“ und andere Opioide sowie Benzodiazepine. Bislang gab es keine Erkenntnisse darüber, wie sich die Präsenz dieser Substanzen bei populären Musikern auf die Prävalenz unter jungen Menschen auswirkte.
Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Mittels einer quantitativen Online-Umfrage wurden 1.148 junge Menschen (14-30 Jahre) mit Erfahrungen mit illegalen Drogen und/oder psychoaktiven Medikamenten richtete, befragt. Zusätzlich wurden 15 qualitative Interviews mit jungen Menschen geführt, die Erfahrungen mit Benzodiazepinen und/oder Opioiden haben. Zudem wurden gemeinsam mit Fachleuten aus Prävention und Beratung mögliche Präventionsempfehlungen diskutiert.
Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Es existiert eine Gruppe von Jugendlichen, deren Motivation für den Gebrauch von Sedativa durch Vorbilder aus der Populärkultur ausgelöst wurde. Generell sind solche Substanzen aber in erster Linie unter ohnehin drogenaffinen Personen verbreitet, u.a. im Kontext funktionalen Einsatzes am Ende von Partynächten. Während die oft in der Popkultur ästhetisierte Mischung "Lean" bei den Konsummustern eine untergeordnete Rolle spielt, werden vor allem medizinische Opioide wie Tilidin oft mit Cannabis und/oder Alkohol kombiniert. Benzodiazepine – neben Diazepam vor allem Alprazolam – werden seltener aus Genussgründen, sondern funktional, bis hin zur Selbstmedikation, gebraucht. Hinsichtlich Konsummustern zeigt sich eine breite Spanne, wobei Intensivkonsum auffällig selten berichtet wird.
Diskussion und Schlussfolgerung: Während Vorbilder einheimischer und internationaler Rapper eine große Rolle beim Experimentieren zu spielen scheinen, hängt eine Fortsetzung des Konsums oder gar problematische Gebrauchsmuster nicht nur von Peer-Dynamiken ab, sondern auch von psychischen Problemen der Betreffenden, die bewusst oder unbewusst mit dem Konsum bearbeitet werden. Bei Prävention und Beratung ist daher besonders auf derartige Motivlagen bei Personen mit entsprechender Vorbelastung zu achten. Großangelegte Aufklärungskampagnen zum Thema werden hingegen nicht empfohlen.
Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten. Erklärung zur Finanzierung: Die Studie wurde vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert.
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Publication History
Article published online:
19 September 2024
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