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DOI: 10.1055/s-0044-1790467
Charakterisierung der Klientel mit kokainbezogener Problematik in Berliner Suchthilfeeinrichtungen
Hintergrund und Fragestellung: Nach einer Phase des Rückgangs in den 2010er Jahren, gewinnt Kokain in deutschen Suchthilfeeinrichtungen zunehmend an Bedeutung. So ist die kokainbezogene Problematik als Betreuungsanlass seit 2017 anteilsmäßig kontinuierlich angestiegen. Eine aktuelle, tiefergehende sozio-demographische Charakterisierung der hilfesuchenden Klientel fehlt bislang allerdings. Somit ist unklar, welche Subgruppen von Menschen mit einer Kokainproblematik besonders durch Angebote der Suchthilfe erreicht werden. Der Beitrag stellt eine entsprechende sozio-demographische Charakterisierung für das Bundesland Berlin vor.
Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Datengrundlage bilden fallbezogene, anonymisierte Individualdatensätze der Berliner Suchthilfestatistik (BSHS) aus dem Jahr 2022, erhoben anhand des Deutschen Kerndatensatzes zur Dokumentation im Bereich der Suchthilfe (KDS 3.0). Der KDS erfasst neben einrichtungsbezogenen Daten auch Informationen zur Soziodemographie und zu Betreuungsparametern Hilfesuchender. Für die Fragestellung wird die Klientel mit einer primären kokainbezogenen Problematik deskriptiv beschrieben.
Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Im Jahr 2022 wurden in der BSHS insgesamt N= 1.923 Fälle mit primärer kokainbezogener Problematik in teilnehmenden ambulanten Suchthilfeeinrichtungen dokumentiert. Der Großteil dieser Klientel ist männlich (84%), knapp über die Hälfte erwerbstätig (52%), und gut ein Drittel hat eine (Fach-) Hochschulreife (35%). Ein Viertel der Betreuten hat zudem mindestens ein eigenes minderjähriges Kind (26%). Begleitend zur Kokainproblematik werden häufig alkoholbezogene (30%), cannabinoidbezogene und tabakbezogene Probleme (je 23%) berichtet.
Diskussion und Schlussfolgerung: In Berlin erreichen Angebote der ambulanten Suchthilfe vergleichsweise sozial gut integrierte Personen mit kokainbezogener Problematik. Um die Bedürfnisse von Hilfesuchenden aus gegebenenfalls schlechter erreichten Subgruppen gerecht zu werden (z. B. weibliche Konsumierende), könnte eine entsprechende Anpassung beziehungsweise ein Ausbau von Suchthilfeangeboten sinnvoll sein.
Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten. Erklärung zur Finanzierung: Die Berliner Suchthilfestatistik 2024 wurde aus Mitteln der Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit und Pflege gefördert. Die Deutsche Suchthilfestatistik 2024 wurde durch das Bundesministerium für Gesundheit gefördert. Mit der Finanzierung sind keine Auflagen verbunden.
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Publication History
Article published online:
19 September 2024
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Georg Thieme Verlag KG
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