Suchttherapie 2024; 25(S 01): S73-S74
DOI: 10.1055/s-0044-1790472
Abstracts
Symposien
S47 Internetnutzungsstörungen im Kindesund Jugendalter: Aktuelle Befunde zu Screening- Instrumenten, der Mutter-Kind-Beziehung, psychopathologischen Korrelaten und einem Onlinetraining

Screening-Instrumente für Internetnutzungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen – Ergebnisse einer Delphi-Studie

Samantha Schlossarek
1   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität zu Lübeck, Lübeck, Deutschland
,
Hannah Jörren
1   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität zu Lübeck, Lübeck, Deutschland
,
Hans-Jürgen Rumpf
1   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität zu Lübeck, Lübeck, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Hintergrund und Fragestellung: Kinder und Adoleszente sind besonders vulnerabel für die Entwicklung von Internetnutzungsstörungen (INS), wenngleich viele Erhebungsinstrumente an älteren Stichproben validiert wurden. Ziel der Delphi-Studie war es, einen Konsens innerhalb eines internationalen ExpertInnen-Panels hinsichtlich geeigneter Instrumente für das Screening der Computerspielstörung (CSS), Soziale-Netzwerke-Nutzungsstörung (SNNS) und INS für die Altersgruppe von 6 bis 18 Jahren zu erzielen.

    Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: 50 internationale ExpertInnen mit klinischer und/oder wissenschaftlicher Expertise zu INS bei Kindern und Adoleszenten wurden zur Teilnahme an einer anonymen Online-Umfrage eingeladen. Die Teilnehmenden erhielten zunächst Informationen über Instrumente, die an jüngeren Stichproben validiert und auf Basis zuvor durchgeführter systematischer Übersichtsarbeiten zu CSS (n=4 Instrumente), SNNS (n=2) und INS (n=3) am besten bewertet wurden. Anschließend sollten sie deren Angemessenheit beurteilen.

    Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Insgesamt nahmen 29 ExpertInnen an einer von insgesamt zwei Runden teil. Die Retentionsquote zwischen der ersten und der zweiten Runde betrug 76,9 Prozent. Ein Konsens von mindestens 80% unabhängig von der Altersgruppe konnte hinsichtlich einer Verwendung für klinische Zwecke bei 2 Instrumenten erreicht werden: Social Media Disorder Scale – Short Form (SMDS-SF) und Problematic Internet Use Questionnaire Short Form 6 Items (PIUQ-SF6). Das ExpertInnen-Panel hat den Einsatz der SMDS-SF für die Gruppe der 11- bis 14-Jährigen und für die 15- bis 18-Jährigen die Internet Gaming Disorder Scale (IGD scale), Nine Item Internet Gaming Disorder Scale Short Form (IGDS9-SF), SMDS-SF und Compulsive Internet Use Scale (CIUS) bezüglich Reliabilität, Validität und Wording als eligibel bewertet. Für die jüngste Altersgruppe der 6- bis 10-Jährigen konnte hingegen kein Konsens erreicht werden (Zustimmung unter 20%).

    Diskussion und Schlussfolgerung: Die Übereinstimmung innerhalb des ExpertInnen-Panels sank mit absteigender zu bewertender Altersgruppe, wobei die größte Diskrepanz beim Einsatz der jeweils präsentierten Instrumente für die jüngste Altersgruppe und für klinische Zwecke lag. Deshalb ist es essenziell, neue Instrumente speziell für junge Altersgruppen zu entwickeln, wobei eine externale Beurteilung durch Eltern oder andere Betreuungspersonen als geeigneter Ansatz erscheint.

    Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten. Erklärung zur Finanzierung: Children and Screens: Institute of Digital Media and Child Development; Bundesministerium für Gesundheit


    #

    Publication History

    Article published online:
    19 September 2024

    © 2024. Thieme. All rights reserved.

    Georg Thieme Verlag KG
    Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany