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DOI: 10.1055/s-0044-1790504
Anforderungen an ein Drogenkonsumangebot aus Sicht von Konsumierenden in Leipzig
Hintergrund und Fragestellung: Es ist vielfach belegt, dass Drogenkonsumangebote sowohl aus gesundheits- als auch sicherheitspolitischer Perspektive sinnvoll und zielführend sind. Deshalb wird seit Jahren auch in Leipzig über die Einrichtung eines (mobilen) Drogenkonsumraums diskutiert. Die Stadt ist Schwerpunkt des Drogenkonsums in Sachsen, insbesondere von Methamphetamin und Opioiden. Wegen einer fehlenden Rechtsverordnung des Landes war die Einrichtung bisher jedoch nicht möglich. Die Stadt Leipzig hat 2023 eine Untersuchung zu Bedarf und Möglichkeiten eines Drogenkonsumraums beauftragt. Im Mittelpunkt stand die Frage, welche Anforderungen Konsumierende selbst an ein solches Angebot haben.
Methoden/Erläuterung des Versorgungsprojektes: Dazu wurden im November 2023 insgesamt 101 Konsumierende in Leipzig in fragebogengestützten face-to-face Interviews befragt. Der Fragebogen enthielt sowohl geschlossene als auch offene Fragen und die Angaben wurden entsprechend qualitativ oder quantitativ ausgewertet.
Ergebnisse/Erfahrungen, Erwartungen: Fast alle der Befragten (95%) erachten ein Drogenkonsumangebot als (sehr) wichtig und 75% würden das Angebot auch selbst nutzen. Dabei zeigte sich, dass die Befragten durch die Einführung eines Drogenkonsumangebots nicht nur mehr Sicherheit für sich selbst, sondern auch für ihre Umwelt erwarten. Aus Sicht der Konsumierenden sind für ein Drogenkonsumangebot vor allem fünf Punkte relevant:
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Umfassende und verbindliche Öffnungszeiten
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Safer-Use-Utensilien und -Beratung sowie Wundversorgung und Angebote der Gesundheitsprophylaxe
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Alle Konsumformen sollten möglich sein, wobei i.v.-Konsum und rauchen am wichtigsten sind
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Vor Ort sollten Ansprechpersonen zu sucht- und lebensweltbezogenen Themen beraten und ggf. zu weiterführenden Hilfen vermitteln
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Konsumangebote sollten integriert mit weiteren Angeboten geplant werden und den Konsumierenden auch einen Rückzugsort bieten (Schutz, Verpflegung, Sanitäranlagen)
Diskussion und Schlussfolgerung: Die Berücksichtigung der Perspektive von Betroffenen trägt dazu bei, effektivere und benutzerfreundlichere Lösungen zu entwickeln, die besser auf die tatsächlichen Bedürfnisse und Realitäten der Menschen eingehen. Daher sollten bei der Planung und Implementierung von Drogenkonsumangeboten in Kommunen die dargestellten Anforderungen von Konsumierenden beachtet werden.
Offenlegung von Interessenskonflikten sowie Förderungen: Ich und die Koautorinnen und Koautoren erklären, dass während der letzten 3 Jahre keine wirtschaftlichen Vorteile oder persönlichen Verbindungen bestanden, welche die Arbeit zum eingereichten Abstract beeinflusst haben könnten. Erklärung zur Finanzierung: Die Untersuchung wurde von der Stadt Leipzig in Auftrag gegeben und finanziert.
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Publication History
Article published online:
19 September 2024
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Georg Thieme Verlag KG
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