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DOI: 10.1055/s-2001-11313
12 Jahre Erfahrung mit dem Arzt im Praktikum
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
31. Dezember 2001 (online)

Die Aussagen in Nipperts Kommentar [1] könnte man für naiv oder für zynisch halten. In scheinbarer Chronistenrolle wird der historische Hintergrund des AiP erläutert, ohne dass sich der Autor mit den Widersprüchlichkeiten aufhält, die seine Entstehung begleiteten. Das PJ von 1970 sollte den Medizinalassistenten ersetzten. Woher nun die angeblich so schlechte Qualifikation der Post-Pjler kam (möglicherweise von einer schlechten Lehre?) wird nicht erwähnt. Jedenfalls hat das PJ den AiP von 1988 überlebt.
Auch den Widerspruch, dass die AiP-Zeit nun ihrerseits wieder »berufsvorbereitend« sein sollte, andererseits aber auf die Facharztweiterbildung angerechnet wird, streift der Autor, ohne darauf einzugehen. Das mag naiv sein.
Zynisch wird die Argumentation dann, wenn Nippert zum einen im Absatz »Berufliche Situation« Statistik referiert, ohne auf Inhalte einzugehen und am Ende zu dem Schluss kommt, die AiP-Phase sei ein »anerkanntes und erfolgreiches Modell«. Dies spricht der realen Situation von ÄiP Hohn, die als Billigarbeitskräfte unter dem Gehalt der Stationsputzfrau in den meisten Fällen Assistentenarbeit verrichten und sich in Hoffnung auf eine »richtige« Stelle zu Wohlverhalten gezwungen sehen. Somit ist die Überfrachtung der ÄiP mit Arbeit und Verantwortung, die Nippert im letzten Absatz konzediert, auch keinesfalls »unerwünschter Nebeneffekt der wachsenden Kompetenz« derselben (sic!), sondern schlicht systemimmanente Ausbeuterei.
Sehr gerne würde ich die Ergebnisse der »eigenen Befragungen« von Nippert lesen, in denen die AiP-Zeit von den Betroffenen als Chance gesehen wird. Hätte er diese doch nur breiter publiziert - womöglich würde dann auch der Deutsche Ärztetag endlich aufhören, alle Jahre wieder die Abschaffung des AiP zu fordern.
Literatur
Dr. med. Thomas Müller
Innere Abteilung Ev. Krankenhaus
Dr.-Stelbrink-Straße 47
57223 Kreuztal