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DOI: 10.1055/s-2001-12030
J.A.Barth Verlag in Medizinverlage Heidelberg GmbH & Co.KG
Ätiologie und Verarbeitung ungewollter Kinderlosigkeit - Gibt es besondere Kinderwunschmotive?
Etiology and coping with childlessness - are there specific reasons for childwish?Publication History
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Publication Date:
31 December 2001 (online)

Zusammenfassung
Fragestellung: Existieren bei Patientinnen mit funktioneller Sterilität besondere Kinderwunschmotive, die als psychosomatischer Ätiologiefaktor verstanden werden können und sich von Frauen mit organischer Sterilitätsursache unterscheiden? Finden sich auffällige Kinderwunschmotive bei Frauen mit überwertigem Kinderwunsch? Material und Methode: 80 Patientinnen einer Sterilitätssprechstunde wurden mit einem semistrukturierten Interview, einem Fragebogen und dem Giessen-Test (GT) untersucht. Ergebnisse: Die Kinderwunschmotive der Frauen mit funktioneller Sterilität unterscheiden sich nicht von den Patientinnen mit organischer Sterilitätsursache. Bei Frauen mit überwertigem Kinderwunsch findet sich signifikant seltener das Motiv „Wunsch nach Bereicherung” und das Motiv „Problem entfällt”, d. h. der Wunsch, endlich das bedrückende Sterilitätsproblem zu lösen, kommt signifikant häufiger vor als in der restlichen Untersuchungsgruppe. Schlußfolgerungen: Beim Fehlen organischer Befunde psychosomatische Ursachen zu vermuten, wird der Komplexität psychodynamischer Prozesse nicht gerecht. Wichtiger als die Ätiologie ist die Verarbeitung des Sterilitätsproblems.
Etiology and coping with childlessness - are there specific reasons for childwish?
Summary
Objective: Do patients with functional sterility have special motivations to have a child? Could these motivations be an underlying reason for their sterility opposed to patients with organic sterility? Are there any specific motivations to have a child in patients with strong desires to have children? Material and methods: 80 patients attending an infertility clinic were evaluated using an interview, questionnaire and Giessen-Test (GT). Results: The motivation to have a child is not different in women with organic and functional sterility. Women with a strong desire to have children express significantly less often, that a child would contribute for them to achieve fulfilling life. But they express more frequently the hope to find a successfull treatment for their sterility. Conclusions: It can not be conducted that psychosomatic disorders are the true cause for sterility in absence of organic pathology. This would not consider the complexity of psychosomatic processes. Coping mechanism are more important than the underlying etiology of sterility.
Schlüsselwörter
Ungewollte Kinderlosigkeit - Kinderwunschmotivation - Begriff des Kinderwunsches - andrologische, tubare, funktionelle Sterilität
Key words
Unwanted childlessness - motivation for childwish - definition of childwish - andrological, tubal, functional sterility
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J. Groß
Abt. Gynäkologie und Geburtshilfe
Krankenhaus Waldfriede
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