Zusammenfassung
Fragestellung: Die Validität der Sentinel-Node-Biopsie sollte auf Multizenterebene untersucht und
mögliche Einflussgrößen auf die Erfolgsraten analysiert werden.
Material und Methode: Bei 814 Patientinnen wurde eine Sentinel-Node-Biopsie mit anschließender axillärer
Lymphonodektomie durchgeführt. Die Detektionsrate und die Sensitivität des Verfahrens
sowie deren Abhängigkeit von Lymphographietechnik, Patientenselektion, technischem
Vorgehen und Lernverhalten wurden untersucht.
Ergebnisse: 21 Zentren und 80 Operateure waren an der Studie beteiligt. Die Detektion des Sentinel-Node
betrug für das Gesamtkollektiv 84,0 % und wies eine signifikante Abhängigkeit von
der Lymphographietechnik (Blau 71,6 %, Technetium 78,8 %, kombiniert 89,6 %) sowie
der Anzahl der durchgführten Eingriffe auf. Die Sensitivität lag bei 91,8 % im Gesamtkollektiv
und zeigte nur geringe Schwankungen sowohl im Vergleich der Lymphographietechniken,
der technischen Vorgehensweise und der Zentren, sowie in der Analyse der Lernkurven.
Im Vergleich zu den konventionellen Verfahren (Palpation, Axillasonographie) wies
die Sentinel-Node-Biopsie eine nur geringe Variabilität in der Falsch-Negativ-Rate
auch im Multizenteransatz auf.
Schlussfolgerung: Die Sentinel-Node-Biopsie stellt ein vielversprechendes Verfahren dar, den Nodalstatus
beim Mammakarzinom durch einen minimal-invasiven Eingriff zu evaluieren. Obwohl die
Detektionsrate erheblich von der technischen Durchführung des Verfahrens abhängt,
so weist die Falsch-Negativ-Rate eine hohe Konstanz gegenüber möglichen Einflussfaktoren
auf. Dadurch erscheint die Technik auch für einen breiten Einsatz geeignet. Wenngleich
beeinflussende Faktoren weiterhin untersucht werden müssen und der onkologische Stellenwert
der Sentinel-Node-Biopsie nur in prospektiv randomisierten Studien eindeutig geklärt
werden kann, so dürften die Daten der vorliegenden Arbeit zumindest die ethische Grundlage
bieten, eine kontrollierte Beobachtungsstudie an einem definierten Patientinnenkollektiv
nach Abschluss einer Randomisationsphase aufzulegen.
Summary
Purpose: To analyse the reliability of sentinel-node biopsy (SNB) in a multicenter setting
and to analyse factors potentially influencing the success rates.
Material and Methods: SNB with consecutive axillary clearance was performed in 814 breast cancer patients.
The detection rate and the sensitivity as well as the impact of the lymphography technique,
patient selection, technical procedure and learning curves were analysed.
Results: 21 centers and 80 surgeons were involved in the trial. The detection rate for the
sentinel node was 84.0 % for the entire group and showed a significant dependence
on the lymphography technique (blue dye, 71.6 %; radiolabelled tracer, 78.8 %; combined
technique, 89.6 %) as well as the number of interventions performed. The sensitivity
was 91.8 % for the entire collective. Little variation for the false negative rate
was observed when comparing the lymphography techniques, technical procedures, different
centers or learning curves. Compared to conventional staging procedures (palpation,
ultrasound), SNB showed only minor variation in the success rate even in a multicenter
setting.
Conclusion: SNB is a promising staging procedure for axillary involvement in breast cancer patients.
Although the detection rate depends strongly on the technical procedure, the false-negative
rate remains largely unaffected by potential influencing factors. Therefore, this
procedure provides reliable results and appears suitable for general application.
Although the impact of influencing factors on the success rates require further examination
and although the oncologic role of lymphatic mapping can only be studied in prospective
randomized trials, the data of this study may provide the ethical basis to initiate
an observational trial following the randomization phase.