Gesundheitswesen 2001; 63(6): 398-403
DOI: 10.1055/s-2001-15736
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Heimübertragungen von 2,3,7,8-Tetrachlordibenzo-p-dioxin und β-Hexachlorcyclohexan?

A. Manz1 , O. Päpke2 , X. Baur3
  • Gast am Zentralinstitut für Arbeitsmedizin der Universität Hamburg
  • Forschungsinstitut „Ergo”, Hamburg
  • Zentralinstitut für Arbeitsmedizin der Universität Hamburg
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
31. Dezember 2001 (online)

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Zusammenfassung

Mit der vorliegenden Studie wird der Frage nachgegangen, ob gewerblich verursachte Belastungen mit polychlorierten Dioxinen und Furanen (PCDD/F) sowie mit Hexachlorcyclohexan (HCH) an häusliche Kontaktpersonen übertragen werden können. Untersucht wurden die Konzentrationen an PCDD/F insgesamt, berechnet als toxische Äquivalente (TEQ) gemäß BGA/UBA sowie speziell an 2,3,7,8-TCDD („TCDD”) und β-HCH im Blut oder im Fettgewebe bei ehemaligen Mitarbeitern eines früher (bis 1984) in Hamburg angesiedelten Betriebes zur Herstellung von Insektiziden (HCH-Basis) und Herbiziden (T-Säure-Basis). Hiermit in Vergleich gestellt wurden die entsprechenden Befunde bei Frauen, die mit diesen Männern in häuslicher Gemeinschaft lebten bzw. noch zusammenleben und die keinen sonstigen Kontakt mit den betreffenden Chemikalien hatten. Für TCDD und TEQ liegen verwertbare Befunde von 14 Paaren vor, für β-HCH von 11.

Bezüglich TCDD und TEQ treten bei den Frauen Werte auf, die das Ausmaß der für die Allgemeinbevölkerung geltenden sog. Hintergrundbelastung deutlich übersteigen und die eine Abhängigkeit von den bei den Männern festgestellten Belastungen erkennen lassen. Das Verhältnis der bei den Frauen ermittelten Konzentrationen zu denjenigen bei den Männern bewegt sich bei diesen Schadstoffen um 10 %. Die Gefährdung der Kontaktpersonen dauert wegen der sich nur langsam und metabolisch kaum verändert vollziehenden Ausscheidung der betreffenden Schadstoffe über die Haut und die Fäzes auch über den Zeitraum der Exposition hinaus an. Aus einer zusätzlich bei einem Einzelfall unternommenen Untersuchung ergibt sich der Hinweis, dass bei diesem Vorgang die Wäsche eine maßgebliche Überträgerrolle spielen kann. Auch bezüglich β-HCH fanden sich bei einigen Frauen erhöhte Werte, die bis 10 % der bei den männlichen Partnern ermittelten Belastungen ausmachen. Ingesamt sind die Unterschiede gegenüber der Allgemeinbevölkerung jedoch weniger auffällig als beim TCDD und TEQ. Die klinische Bedeutung der bei den Frauen erhobenen Befunde bedarf weiterer Beobachtungen.

Transfer at Home of 2,3,7,8 Tetrachlorodibenzo-p-dioxin and β-Hexachlorocyclohexane?

Persons living together with workers who have been exposed to dioxins, furans or hexachlorocyclohexane, accumulate increased concentrations of these molecules in the blood and in fatty tissue, in comparison with normal people. This result is based on an investigation of 14 workers and their female partners. The workers had been contaminated with high concentrations of 2,3,7,8-TCDD and moderate concentrations of β-HCH, respectively, in contrast with their female partners who had never been exposed to these poisons. Nevertheless, the female partners accumulated a significant amount of these molecules, corresponding to 10 % of the concentrations of their male partners. The origin of this correlation is still unknown. As a working hypothesis, we discuss the possibility of molecular transfer by clothing and underwear. The clinical consequences of these findings are still unclear. Further observations are needed.