Suchttherapie 2001; 2(3): 167-168
DOI: 10.1055/s-2001-16414
Versorgung aktuell
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Kids&Co - Hilfe für Kinder suchtkranker Eltern

Ein Angebot der Beratungsstelle für Eltern, Jugendliche und Kinder in Bergisch GladbachKids&Co - Help for Children of Addicted Parents - Advice Centre for Parents, Adolescents and Children in Bergisch GladbachRomana Römer
  • Beratungsstelle für Eltern, Jugendliche und Kinder, Bergisch Gladbach
Weitere Informationen

Romana Römer
Diplom-Pädagogin

Kids&Co
Beratungsstelle für Eltern, Jugendliche und Kinder

Paffrather Str. 7-9

51465 Bergisch Gladbach

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
15. August 2001 (online)

Inhaltsübersicht #

Zusammenfassung

Der Beitrag informiert über das Projekt Kids&Co, eines der bundesweit ersten ambulanten Hilfeangebote für Kinder suchtkranker Eltern.

Kids&Co wendet sich an betroffene Kinder aller Altersgruppen. Schwerpunkte der Arbeit liegen insbesondere in Gruppenangeboten, Einzelgesprächen und Elternarbeit. Es werden die Rahmenbedingungen der Arbeit, die Konzeption sowie die angebotenen Formen der Hilfe vorgestellt.

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Kids&Co

  • unterstützt Kinder und Jugendliche aus Familien mit Suchtproblemen auf ihrem Weg zu einer altersentsprechenden Entwicklung (Kids). [1]

  • nimmt die Familie als Ganzes[2] mit ihren Anpassungsleistungen an die Abhängigkeit in den Blick. Dysfunktionale Bewältigungsversuche der Angehörigen, häufig als Co-Abhängigkeit bezeichnet, werden bearbeitet (Co).[3]

Gleichzeitig machen wir über Multiplikatoren- und Öffentlichkeitsarbeit auf die Situation der betroffenen Kinder aufmerksam. Als eines der bundesweit ersten Projekte mit dieser Zielsetzung hat Kids&Co kommunale Bedeutung und überregionales Interesse erlangt.

In dem folgenden Beitrag wird Kids&Co dargestellt anhand

  • der Rahmenbedingungen,

  • eines Überblicks der Hilfsangebote und

  • einer ausführlicheren Darstellung des Gruppenangebots.

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Organisatorischer Rahmen

In der Entstehungsgeschichte von Kids&Co spiegelt sich der Stellenwert des Themas zwischen Sucht- und Jugendhilfe: 1994 wurde Kids&Co durch den Psychosozialen Dienst in Bergisch Gladbach ins Leben gerufen. Seit 1996 wird die Arbeit an der Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern (Katholische Erziehungsberatung e. V.) fortgeführt.

Die gewachsene Kooperation ermöglicht es, beiden Handlungsfeldern gerecht zu werden.

Das Team besteht aus

  • 1 Dipl.-Sozialpädagogin und Familientherapeutin (¿ Stelle) (Leitung)

  • 1 Dipl.-Pädagogin (¿ Stelle)

  • 1 Erzieherin (Honorarkraft)

Finanziert wurde das Projekt in den ersten Jahren hauptsächlich durch Stiftungsgelder, folgend durch eine Förderung des Landes Nordrhein-Westfalen als Modellprojekt. Für die zweite Jahreshälfte 2001 konnte erstmals eine kommunale Kostenübernahme erreicht werden. Die zukünftige Finanzierung ist nicht gesichert. Spenden erlauben zusätzlich die Durchführung spezieller Aktivitäten.

Fachliche Reflexion wird durch folgendes Gefüge von Gremien gewährleistet:

  • teaminterne Supervision und Besprechungen

  • trägerinterne Kooperationsgespräche mit Mitarbeitern der Suchthilfe (Alkohol und illegale Drogen), dem Fachdienst Prävention, der Leitung der Beratungsstelle für Eltern, Jugendliche und Kinder sowie der Trägervertretung der Katholischen Erziehungsberatung e. V.

  • im Rahmen von zwei Arbeitskreisen findet fachlicher Austausch über die Arbeit und Fortentwicklung der Hilfen statt. Praxisvertreter und -vertreterinnen treffen sich regelmäßig erstens an der Katholischen Fachhochschule NW (Abteilung Köln) unter Leitung von Prof. Dr. Michael Klein und zweitens im Diözesancaritasverband.

  • Fallbesprechungen mit Mitarbeitern der Beratungsstelle

  • Supervision im „Großteam” und - soweit es die Zeit erlaubt - Teilnahme an allen Abläufen der Beratungsstelle.

Dank mittlerweile siebenjähriger beständiger Arbeit hat Kids&Co sich als Ansprechpartner etabliert, so dass Überweisungen neben der Sucht- und Drogenhilfe auch über Ärzte, niedergelassene Therapeuten, Kindertageseinrichtungen, Schulen und die Jugendämter der Region erfolgen. Zunehmend melden sich Familien oder Jugendliche auf eigene Initiative an.

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Formen der Hilfe

Das Spektrum unserer Arbeit soll Kinder aller Altersgruppen von suchtbelasteten Eltern erreichen und den individuellen Bedürfnissen gerecht werden. Je nach Bedarf variieren wir deshalb unsere Angebote und setzen aus Kapazitätsgründen wechselnde Schwerpunkte. Alle Angebote sind freiwillig, kostenfrei und unterliegen der Schweigepflicht.

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Mutter-Kind-Gruppe

Dieses Angebot richtet sich an Mütter von Kindern im Alter von 0-6 Jahren, die auf Grund der eigenen Suchtproblematik - oder der ihres Partners - an gängigen Gruppenangeboten in Familienbildungsstätten usw. nicht teilnehmen würden. Die Gruppe findet in den Räumen der Drogenberatung statt. Hier geht es insbesondere um konkrete Erziehungshilfe und beziehungsfördernde Erlebnisse zwischen Mutter und Kind. Gleichzeitig finden die Frauen dort Gelegenheit zum gegenseitigen Austausch.

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Gruppen für Grundschulkinder

Die Kindergruppen bieten Kindern im Alter von 6-10 Jahren einen geschützten Raum, um in Kontakt zu kommen mit

  • sich selbst (Selbstwert, Individualität)

  • ihren Erlebnissen (Bewältigung)

  • anderen Kindern, die ähnliche Erfahrungen haben (Entlastung).

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Jugendliche

Aufgrund der knappen Budgetmittel sind derzeit erlebnis-pädagogische Freizeiten für Jugendliche nicht möglich. Zurzeit stehen wir Jugendlichen nur zu Einzelgesprächen bis zu jeweils einmal wöchentlich zur Verfügung.

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Elterngespräche

Effektive Hilfe für die Kinder erfordert meist auch Arbeit mit den Eltern, um die Auswirkungen der Suchtkrankheit auf die Familie zu bearbeiten, d. h. das elterliche Selbstwertgefühl und die Erziehungskompetenz zu stärken, um damit die Beziehungen und kindlichen Entwicklungsbedingungen so weit wie möglich zu bessern. Es bedeutet viel Kraft, bedarf häufig einiger Zeit und mehrerer Anläufe im Beratungsprozess, bis Eltern sich die Auswirkungen der familiären Situation auf die eigenen Kinder anschauen können.

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Das Konzept der Kindergruppen

Die Gruppen bieten Grundschulkindern einen geschützten Raum, um

  • über die Situation zu Hause zu sprechen und dadurch Verwirrung, Schuldgefühle und Ängste im Zusammenhang mit der elterlichen Sucht zu bearbeiten,

  • ein Gefühl von Zusammengehörigkeit zu entwickeln,

  • eigene Stärken und Bewältigungsmuster zu entdecken und den eigenen Gefühlen trauen zu lernen,

  • Bedürfnisse zu erkennen und sich für sie einzusetzen,

  • sich anzuvertrauen und sich abzugrenzen,

  • kindgerecht das Phänomen „Abhängigkeit” besser zu verstehen,

  • sich auszuprobieren, einfach Kind sein zu können.

Der Aufnahme in die Kindergruppe geht eine diagnostische Phase voraus. Durch den Aufenthalt im Spielzimmer der Beratungsstelle wird in dieser Zeit die eingehende Beobachtung und Untersuchung des Kindes (Exploration) möglich. Spielerische diagnostische Verfahren (z. B. Family Relations Test, projektive Verfahren) ermöglichen einen Einblick in dessen Erlebniswelt und Entwicklungsstand. Hier wird deutlich, ob eine Gruppensituation förderlich für das Kind erscheint, gleichzeitig dienen die Informationen der individuellen Behandlung in der Gruppe und als Basis für begleitende Elterngespräche.

Voraussetzung für die Gruppenteilnahme des Kindes ist die Zustimmung und Unterstützung mindestens eines Elternteils/Erziehungsberechtigten. Ohne diesen Rückhalt droht das Kind durch die Abwehr der Eltern sehr belastet zu werden, es gerät in einen Loyalitätskonflikt. Die Leistung des Elternteils/der Eltern besteht vor Gruppenbeginn darin, dem Kind die emotionale Erlaubnis zu geben, das Tabuthema „Sucht” zu öffnen. Mutter und/oder Vater müssen während des Gruppenprozesses bereit zu regelmäßigen Gesprächen sein.[4] Die Gruppen treffen sich wöchentlich jeweils für eine Stunde. Nach definierten Zeitabschnitten kann die Zusammensetzung der Gruppe wechseln, die Verweildauer der Kinder in der Gruppe variiert individuell. Aktuell haben wir zwei Kindergruppen. Die erste Gruppe ist altershomogen (7-9 Jahre) und gemischtgeschlechtlich (zwei Mädchen und vier Jungen). Mit der zweiten Gruppe folgen wir dem geschlechtsspezifischen Ansatz, hier arbeitet eine Kollegin mit drei Mädchen im Alter von 6 bis 8 Jahren.

Die Treffen finden wöchentlich im Gruppenraum der Beratungsstelle statt. Jede Stunde beginnt mit einer Runde, in der die Kinder von neuesten Erlebnissen, Ideen und Sorgen erzählen. Darauf folgt ein inhaltlicher Teil, der sich meist aus der vorherigen Stunde ergibt bzw. dort anknüpft. Die Mitarbeiterinnen entwickeln in Nach- und Vorbereitung Ideen, die sie den Kindern vorschlagen.

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1 Im Mittelpunkt steht die Bearbeitung psychosozialer Themen im Zusammenhang mit der elterlichen Erkrankung, weniger die (direkte) Auseinandersetzung mit der eigenen Suchtgefährdung.

2 „Familie” meint die engste Bezugswelt des Kindes und kann vielfältige Formen umfassen.

3 Unter Berücksichtigung der spezifischen Auswirkungen arbeiten wir sowohl mit durch Alkoholismus und andere Suchtmittel belastete Familien als auch mit nicht stoffgebundenen Abhängigkeiten.

4 Ausführliche Beschreibung siehe unten.

Romana Römer
Diplom-Pädagogin

Kids&Co
Beratungsstelle für Eltern, Jugendliche und Kinder

Paffrather Str. 7-9

51465 Bergisch Gladbach

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1 Im Mittelpunkt steht die Bearbeitung psychosozialer Themen im Zusammenhang mit der elterlichen Erkrankung, weniger die (direkte) Auseinandersetzung mit der eigenen Suchtgefährdung.

2 „Familie” meint die engste Bezugswelt des Kindes und kann vielfältige Formen umfassen.

3 Unter Berücksichtigung der spezifischen Auswirkungen arbeiten wir sowohl mit durch Alkoholismus und andere Suchtmittel belastete Familien als auch mit nicht stoffgebundenen Abhängigkeiten.

4 Ausführliche Beschreibung siehe unten.

Romana Römer
Diplom-Pädagogin

Kids&Co
Beratungsstelle für Eltern, Jugendliche und Kinder

Paffrather Str. 7-9

51465 Bergisch Gladbach