Dtsch Med Wochenschr 2001; 126(44): 1235
DOI: 10.1055/s-2001-18130
CME
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Arterielle Hypertonie - Der konkrete Fall

Arterial hypertension - The specific caseB. Weisser, R. Düsing, Th Mengden
  • Bonn
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B Weisser
R. Düsing
Th. Mengden

Bonn

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Publication Date:
31 October 2001 (online)

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    Anamnese: Ein 56-jähriger Patient stellte sich zu einer allgemeinen Untersuchung beim Hausarzt vor. Er war seit 7 Jahren nicht mehr beim Arzt gewesen. Er gab eine allenfalls geringgradig reduzierte körperliche Leistungsfähigkeit und vermehrten Harndrang an. Er wog 85 kg bei einer Körpergröße von 178 cm. Zwischen etwa dem 17. und 35. Lebensjahr hatte der Patient geraucht (ca. 15-20 Packungsjahre). In den letzten 10 Jahren hatte er 10 kg Gewicht zugenommen. Sein Vater habe mit 53 Jahren einen Herzinfarkt erlitten und sei mit 64 Jahren wahrscheinlich nach einem erneutem Infarkt plötzlich verstorben. Weitere Risikofaktoren waren anamnestisch nicht zu eruieren. Über eine familiäre Hypertoniebelastung war nichts bekannt.

    Untersuchungen: Blutdruck im Sitzen am rechten Oberarm 144/92 mmHg, links 142/92 mmHg. Unauffällige Auskultation der Lunge und des Herzens. Strömungsgeräusch über der rechten Arteria carotis. Ansonsten unauffällige körperliche Untersuchung. Natrium, Kalium, Kreatinin, Gesamteiweiß, Calcium, Phosphat und sämtliche Leberwerte lagen im Normbereich. Serum-Cholesterin 264 mg/dl, LDL 196 mg/dl, HDL 47 mg/dl, Triglyceride (nüchtern) 231 mg/dl. Nüchtern-Blutzucker 122 mg/dl, im oralen Glukosetoleranztest 2 h-Wert 208 mg/dl. HbA1c 7,5%. Im 24 h-Urin Mikroalbuminurie von 140 mg/24 h, Kreatinin-Clearance 62 ml/min. Im Röntgenbild des Thorax zeigte sich keine Lungenstauung bei grenzwertig großem Herz. In der transthorakalen Echokardiographie normale Kavitäten und systolische Pumpfunktion, linksventrikulärer Massenindex mit 119 g/m² im oberen Normbereich, jedoch Hinweis auf diastolische Funktionsstörung. In der ambulanten 24 h-Blutdruckmessung lag der Gesamtmittelwert bei 134/82 mmHg. Bei einer Kontrolluntersuchung wurden die Blutdruckwerte der Eingangsuntersuchung bestätigt. Bei der Duplex-Untersuchung der supraaortalen, extrakraniellen Halsgefäße zeigte sich ein 50%-Abgangsstenose der A. carotis interna rechts. Im Belastungs-EKG Belastung bis 175 Watt ohne Angina pectoris, EKG ohne Ischämiezeichen, systolischer Blutdruck bei 100 Watt 210 mmHg.

    Diagnose:

    • Arterielle Hypertonie WHO Grad 1,

    • V.a. hypertensive Herzerkrankung,

    • Diabetes mellitus mit Nephropathie,

    • Kombinierte Hyperlipidämie,

    • Arterielle Verschlusskrankheit der hirnversorgenden Arterien,

    • Übergewicht.

    Therapie und Verlauf: Nach der WHO-Risikostratifikation wurde ein hohes Risiko (20-30 %) diagnostiziert wegen einer Hypertonie Grad 1, Diabetes, Endorganschaden (Carotisstenose, Mikroalbuminurie) und weiteren Risikofaktoren. Der Patient wurde auf die Notwendigkeit einer regelmäßigen körperlichen Aktivität (3-4 × pro Woche, 45 Minuten bei einer Herzfrequenz von 180 minus Lebensalter, Walking, Fahrradfahren oder niedrig intensives Lauftraining) hingewiesen. Vorstellung zur Ernährungsberatung. Es wurde eine lipidsenkende Therapie begonnen. Neben der Gabe von 100 mg Acetylsalicylsäure wurde eine antihypertensive Therapie begonnen. Das Therapieziel für den Blutdruck wurde auf <130/80 mmHg (Praxismessung) festgelegt.

    Prognose: Der Diabetes ist grenzwertig eingestellt. Durch das Erreichen der Blutdruckzielwerte kann gerade beim Diabetiker eine signifikante Reduktion des Risikos für makrovaskuläre Komplikationen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall erreicht werden. Die asymptomatische Carotisstenose stellt keine Indikation für eine operative Therapie dar.

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