Zentralbl Chir 2001; 126(10): 822-827
DOI: 10.1055/s-2001-18255
Bibliothek des Chirurgen

J.A.Barth Verlag in Medizinverlage Heidelberg GmbH & Co.KG

Richard von Volkmann und die Chirurgie an der Friedrichs-Universität in Halle von 1867 bis 1889

Richard von Volkmann and the Surgical School of Halle in 1867 to 1889W. Hach1 , V. Hach2
  • 1Institut für Gefäßmedizin Frankfurt am Main
  • 2Tierärztlichen Klinik für Kleintiere Frankfurt am Main, Unfall- und Orthopädische Chirurgie
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Publication History

Publication Date:
06 November 2001 (online)

Summary

Richard von Volkmann (1830-1889) was appointed senior consultant of the University Surgical Hospital in Halle at the young age of 36. On returning home from the war of 1870/1871, he saw traumatic fever rampant in his hospital. He became a rigorous advocate of Lister's method of antisepsis.
There were a large number of very serious accidents in the up-coming industrial town of Halle. Acute and chronic inflammation of the joint led to severe disfigurements. By invention of large reconstructive operations von Volkmann was able to obtain impressive results. He was the founder of traumatology and orthopaedic surgery.
Tuberculosis was regarded at that time as the most common cause of death. By means of surgery certain forms of the illness could be cured. Tuberculous coxitis and gonarthritis were the most common indications for orthopaedic surgery. Von Volkmann used his distraction method for tuberculous spondylitis.
Many terms used in medical practice derive from Richard von Volkmann. He described Volkmann's triangle, ischaemic muscle contractures and resorption fever. He developed a whole range of new methods of surgical procedures and the concept of wound drainage. His name is associated with Volkmann's splint, Volkmann'ssharp spoon” and several other inventions.
Richard von Volkmann was one of the founders of the Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (German Surgical Society). His famous Träumereien an französischen Kaminen (“Reveries at French Firesides”), an anthology of fairy-tales for his children, played an important role in his life's work.

Zusammenfassung

Richard von Volkmann (1830-1889) wurde schon im 37. Lebensjahr zum Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik Halle ernannt. Nach der Heimkehr aus dem Krieg 1870/71 sah er in seiner Klinik das Wundfieber wüten. Er wurde ein konsequenter Verfechter der Lister'schen antiseptischen Methode.
In der aufstrebenden Industriestadt Halle gab es viele und schwerste Unfälle. Die akuten und chronischen Gelenkentzündungen führten zu extremen Verunstaltungen. Durch die Erfindung der großen rekonstruktiven Operationen konnte von Volkmann beachtliche Erfolge erzielen. Er war der Begründer der traumatologischen und orthopädischen Chirurgie.
Die Tuberkulose galt seinerzeit als die häufigste Todesursache. Durch die operative Medizin gelang es, bestimmte Formen der Krankheit zu heilen. Die tuberkulöse Coxitis und Gonarthritis gehörten zu den häufigsten Indikationen der orthopädischen Chirurgie. Bei der Spondylitis tuberculosa setzte von Volkmann seine Distraktionsmethode ein.
Viele Begriffe aus der ärztlichen Praxis gehen auf Richard von Volkmann zurück. Er hat das Volkmann'sche Dreieck, die ischämischen Muskelkontrakturen und das Resorptionfieber beschrieben. Die Operationstechnik wurde von ihm um eine Reihe neuer Methoden und um die Wunddrainage bereichert. Mit seinem Namen sind die Volkmann'sche Schiene, der Volkmann'sche Scharfe Löffel und andere Erfindungen verbunden.
Richard von Volkmann war Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. In seinem Lebenswerk spielten die berühmten Träumereien an französischen Kaminen, eine Märchensammlung für seine Kinder, eine wichtige Rolle.

Literatur

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Prof. Dr. Wolfgang Hach

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