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DOI: 10.1055/s-2001-18321
Kapillarmikroskopie bei Kollagenosen
Publication History
Publication Date:
08 November 2001 (online)
Frage: Wie ist die Bedeutung der Kapillarmikroskopie für die Such- und Differentialdiagnostik von Kollagenosen und Vaskulitiden einzuschätzen? Welche Erfahrungen zur Sensitivität und Spezifität der Methode liegen vor?
Antwort: Die Kapillarmikroskopie ist eine einfache und nicht invasive Untersuchungsmethode zur Erfassung morphologischer Veränderungen der Nagelfalzkapillaren. Diese werden unter anderem bezüglich Gestalt, Durchmesser, Dichte und Verteilungsmuster beurteilt [4] [5].
Leider sind die kapillarmorphologischen Veränderungen in der Regel nicht spezifisch für bestimmte Krankheitsbilder (z. B. diabetische Mikroangiopathie). Eine wichtige Ausnahme machen aber die Systemische Sklerose (SSc), Dermatomyositis und Mischkollagenose (Mixed connective tissue disease). Bei diesen drei Kollagenosen können schon sehr früh charakteristische Veränderungen von hoher diagnostischer Wertigkeit gefunden werden. Die früheste Veränderung ist eine Dilatation einzelner Kapillarschlingen. Diese Erweiterung nimmt im Verlauf zu; bei starker Dilatation spricht man dann von Riesenkapillaren. Zudem vermindert sich die Zahl der Kapillaren in der distalen Gefäßreihe, was man mit Rarefizierung bezeichnet. Später können stellenweise sämtliche Kapillaren zugrundegehen, so dass avaskuläre Zonen gesehen werden können. Oft bestehen auch Mikroblutungen, welche Ausdruck eines aktiven mikroangiopathischen Prozesses sind [3] [4].
Die Kombination von Riesenkapillaren, avaskulären Zonen und Mikroblutungen gilt als hochspezifisch (über 90 %) für die Krankheitsgruppe der SSc, Dermatomyositis und Mischkollagenose. Diese drei Kollagenosen lassen sich kapillarmikroskopisch aber nicht voneinander abgrenzen, da ihr kapillarmorphologisches Muster sehr ähnlich ist. Bei der SSc ist die Sensitivität recht groß, man findet diese Veränderungen bei mehr als 80 % der Patienten. Besonders bei der SSc mit limitiertem Hautbefall (CREST-Syndrom) können diese Veränderungen oft schon viele Jahre vor dem Auftreten der klinischen Krankheitsmanifestationen nachweisbar sein. Sie haben deswegen große prognostische Bedeutung, und sie erlauben bei der Differentialdiagnose des Raynaud-Syndroms oft, solche sekundären Formen abzugrenzen. Auch bei der Diagnose der Dermatomyositis und Mischkollagenose sind diese Befunde oft wegweisend, allerdings treten sie hier etwas weniger häufig (40 - 80 %) als bei der SSc auf [2-4].
Beim systemischen Lupus erythematodes, beim Sjögren-Syndrom und bei der rheumatoiden Arthritis lassen sich diese spezifischen Veränderungen (Riesenkapillaren, avaskulären Zonen und Mikroblutungen) in der Regel nicht nachweisen. Hingegen findet sich hier mit Ausnahme der rheumatoiden Arthritis häufig eine unspezifische Mikroangiopathie (z. B. Dilatationen und Rarefizierung).
Bei Vaskulitiden können Thrombosen, grosse Blutungen und Nagelfalznekrosen gesehen werden. Diese Befunde sind recht spezifisch für eine Vaskulitis; die Bedeutung der Kapillarmikroskopie ist hier aber geringer, weil zur Diagnosestellung für den erfahrenen Untersucher meistens schon die makroskopischen Befunde ausreichend sind.
Literatur
- 1 Blockmans D, Beyens G, Verhaeghe R. Predictive value of nailfold capillaroscopy in the diagnosis of connective tissue diseases. Clin Rheumatol. 1996; 15 148-153
- 2 Granier F, Vayssairat M, Priollet P, Housset E. Nailfold capillary microscopy in mixed connective tissue disease. Comparison with systemic sclerosis and systemic lupus erythematodes. Arthritis Rheum. 1986; 29 189-195
- 3 Maricq H R. Widefield capillary microscopy: Technique and rating scale for abnormalities seen in scleroderma and related disorders. Arthritis Rheum. 1981; 24 1159-1165
- 4 Maricq H R, Le R oy EC, D’Angelo W A, Medsger T A, Rodnan G P, Sharp G C, Wolfe J F. Diagnostic potential of in vivo capillary microscopy in scleroderma and related disorders. Arthritis Rheum. 1980; 23 183-189
- 5 Schmidt J A, Caspary L, von Bierbrauer A, Ehrly A M, Jünger M, Jung F, Lawall H. Standardisierung der Nagelfalz-Kapillarmikroskopie in der Routinediagnostik. VASA. 1997; 26 5-10
Dr. Adrian Forster
Dr. Pius Brühlmann
Universitätsspital
Rheumaklinik
Gloriastraße 25
CH-8091 Zürich