Geburtshilfe Frauenheilkd 2001; 61(10): 766-770
DOI: 10.1055/s-2001-18368
Originalarbeit

Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Einfluss der unterschiedlichen Geburtspositionen auf mütterliche Geburtsverletzungen und kindliche Parameter während spontaner vaginaler Geburt

Influence of Different Maternal Birth Positions on Perineal Trauma and Neonatal Parameters During Spontaneous Vaginal DeliveryB. Bodner-Adler1 , K. Bodner1 , E. A. Joura1 , P. Husslein2 , P. Wagenbichler3 , A. Kaider4 , K. Mayerhofer1
  • 1 Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, Universität Wien
  • 2 Abteilung für Geburtshilfe und Gynäkologie, Universität Wien
  • 3 Abteilung für Geburtshilfe und Gynäkologie, Semmelweis Frauenklinik Wien
  • 4 Institut für Medizinische Computerwissenschaften, Universität Wien
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
09. November 2001 (online)

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Zusammenfassung

Fragestellung

Während der letzten Jahre haben vor allem alternative Geburtspositionen an Bedeutung gewonnen. Der günstige Effekt der Schwerkraft auf den Uterus, die bessere Anpassung des kindlichen Kopfes an den Beckeneingang sowie die Erweiterung des Geburtskanales werden als Vorteile genannt. Das Ziel dieser Arbeit war es, mögliche Vorteile alternativer Geburtspositionen gegenüber der Rücken- und Seitenlage während spontaner vaginaler Geburt zu evaluieren.

Material und Methodik

Diese multizentrische Studie umfasste 1009 Frauen mit spontaner vaginaler Geburt. Je nach Wahl der Geburtsposition wurde zwischen aufrechter (alternativer) Geburtsposition, Rücken- und Seitenlage unterschieden. Folgende Parameter wurden untersucht: Häufigkeit und Schweregrad von Geburtsverletzungen, Episiotomierate, Dauer der Austreibungsperiode, Oxytocingabe, Anwendung einer Epiduralanästhesie, Nabelschnur-pH-Wert und der Apgar-Wert nach 1 und nach 5 Minuten.

Ergebnisse

Unter den 1009 Frauen wählten 67 % die Rückenlage, 16 % die Seitenlage und 17 % eine aufrechte Geburtsposition. Die Episiotomierate war in Rückenlage, verglichen mit den anderen Geburtspositionen signifikant höher (p = 0,01). Zwischen dem Auftreten von Geburtsverletzungen sowie dem postnatalen Zustandsbild des Neugeborenen und der Wahl der Geburtsposition konnte kein statistisch signifikanter Zusammenhang gefunden werden (p > 0,05). Die mittlere Dauer der Austreibungsphase betrug in allen 3 Positionen 30 Minuten. Unsere Daten zeigten weiter, dass sowohl der Oxytocingebrauch (p = 0,001) als auch die Epiduralanästhesierate (p = 0,001) signifikant häufiger war bei Frauen, die die Rückenlage als Geburtsposition wählten.

Schlussfolgerung

Die Wahl der Geburtsposition scheint weder auf Häufigkeit und Schweregrad von Geburtsverletzungen noch auf das postnatale Zustandsbild des Neugeborenen einen Einfluss zu haben. Allerdings zeigt sich in Rückenlage eine signifikant höhere Rate an Episiotomien sowie ein erhöhter Oxytocingebrauch. Trotzdem sollte die werdende Mutter die Möglichkeit haben die Geburtsposition zu wählen, die für sie am angenehmsten ist.

Abstract

Purpose

During recent years alternative birth positions have gained more significance. Physiological advantages have been claimed for these birth positions, including the positive effect of the gravity on the uterus, a better alignment of the fetus during passage through the pelvis and an increase in pelvic dimension. The aim of this study was to evaluate possible advantages of the upright birth positions over the supine and the lateral position during spontaneous vaginal delivery.

Material and Methods

This retrospective, multicenter trial included 1009 women with spontaneous vaginal delivery. Dependent on the choice of the birth position, we differentiated between women delivering in upright (alternative), supine or lateral position. The following variables were studied: the frequency and severity of vulvo-perineal lacerations, the use of episiotomy, the length of second stage of labour, the donation of oxytocin, the use of epidural anaesthesia, the cord pH and the Apgar score after one and after five minutes.

Results

Among 1009 women, 67 % decided for the supine position, 16 % for the lateral position and 17 % for the upright birth position. Our data revealed statistically significant higher rates of episiotomy in women who delivered in supine position compared to other birth positions (p = 0.01). A statistically significant association between the maternal birth position and the occurrence of vulvo-perineal lacerations and the neonatal outcome could not be observed (p > 0.05). The median length of the second stage of labour was 30 minutes in all 3 birth positions. Our results showed that oxytocin (p = 0.001) as well as epidural anaesthesia (p = 0.001) were used statistically significant more frequently in women delivering in supine position.

Conclusion

The maternal birth position seem not to have any influence on the frequency and severity of vulvo-perineal lacerations and on the neonatale outcome. A significant higher rate of episiotomy and use of oxytocin in women who delivered in supine position could be observed. However, in our opinion the best recommendation is to give the mothers the option of bearing in the position that is most comfortable for them.

Literatur

Dr. Klaus Mayerhofer

Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe Universitätsfrauenklinik Wien

Währinger Gürtel 18 - 20

A-1090 Wien

Österreich

eMail: klaus.mayerhofer@akh-wien.ac.at