Pneumologie 2001; 55(11): 541
DOI: 10.1055/s-2001-18495
LAUDATIO
Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Herrn Professor Dr. Karl Wurm zum 95. Geburtstag

In Praise of Professor Dr. Karl Wurm on the Occasion of his 95th Birthday
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Publication Date:
19 November 2001 (online)

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    Herr Professor Dr. Karl Wurm, der große Freiburger Sarkoidose-Spezialist, feiert am 13. 11. 2001 seinen 95. Geburtstag in Höchenschwand, wo er die Sonnenhofklinik bereits 1950 zu einem Zentrum für Sarkoidose ausbaute.

    Er wurde als sechstes von sieben Kindern in Dillingen an der Donau im schwäbischen Bayern geboren, wo sein Vater Landwirt und Sattler war. Auf dem zweiten Bildungsweg hat er zur Medizin gefunden und als Werkstudent, u. a. auch in den Kalibergwerken von Buggingen, sein Studium in Freiburg und München verdient, wo er bereits nach neun Studiensemestern am 2. 1. 1933 mit dem Staatsexamen abschloss und gleichzeitig mit dem Prädikat „Magna cum laude” promovierte.

    Nach einer dreijährigen Assistenzzeit bei Professor Uhlenhut am Freiburger Hygieneinstitut habilitierte er sich 1936 als knapp Dreißigjähriger mit einer Arbeit über Lymphogranulomatose. Als junger Wissenschaftler ging er während der Kriegszeit von Freiburg nach Prag, wo er 1941 eine Dozentur für Innere Medizin erhielt. Während des Krieges wurde er als beratender Sanitätsoffizier für die Seuchenbekämpfung eingesetzt und kam in dem Zusammenbruch des Deutschen Reiches in russische Kriegsgefangenschaft.

    In engem Kontakt zur Freiburger Universität (Professores Reindell, Doll, Kalkoff, Lesch) und anderen wissenschaftlichen Instituten (Universität Zürich, Professor Uehlinger) begann er seine außergewöhnliche Beschäftigung mit der Sarkoidose und hielt regelmäßig Vorlesungen an der medizinischen Universitätsklinik Freiburg, wo er 1954 zum Professor ernannt wurde.

    Seine Verdienste um die noch immer ungeklärte Ätiologie und Pathogenese der Sarkoidose mit nicht voraussagbarem Verlauf bestehen in der Schaffung klarer Röntgenstadien des Lungenbildes, welche heute noch ihre Gültigkeit haben. Sein Homunculus mit der Darstellung aller möglichen Organbindegewebsstrukturen, in erster Line der Lunge (Augen, Herz, Gehirn, Knochen und Haut), hat Eingang in viele gute Lehrbücher gefunden.

    Sein wissenschaftliches und ärztliches Interesse am Patienten ist bis heute nicht erlahmt. Er hat regelmäßig an den von uns organisierten Fortbildungsveranstaltungen teilgenommen und mit seiner großen Erfahrung gerne zum Wohle des Patienten in die diagnostischen und therapeutischen Diskussionen eingegriffen. Auch als wir hier als erste die bronchoalveoläre Lavage einsetzten, war Karl Wurm stets mit größtem Eifer dabei, wenn es darum ging, neue diagnostische Verfahren zu evaluieren. Der Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie 1997 in Freiburg im neu eröffneten Konzerthaus war für ihn Anlass genug, von Höchenschwand zu den Sitzungen anzufahren und spätabends wieder nach Hause. Auch hat er mit mir zusammen noch vor kurzem einen Doktorranden aus „seiner Klinik” promoviert, dem er das aktuelle Thema „Häufigkeit von Cor pulmonale und/oder Herzmuskelbefall bei Sarkoidose” gab.

    Auf Fachkongressen in Europa, Japan und Amerika hielt Professor Wurm beachtliche Referate, es wurden ihm Ehrungen wie das Bundesverdienstkreuz, die Albert-Fraekel-Plakette der Ärztekammer Südbadens und das Fakultätswappen der medizinischen Fakultät Tokio sowie die Ehrenmitgliedschaft der „Japan Society of Sarcoidosis” und der internationalen „World Association of Sarcoidosis and other Granulomatous Disorders” verliehen.

    Der Schwarzwald ist ihm zur zweiten Heimat geworden. Er hat sich auch um die innere Struktur und den Stil des Kurortes Höchenschwand ganz besonders kompetent und nachhaltig verdient gemacht. Auch heute noch bemüht er sich um die gedeihliche Entwicklung seiner Kurgemeinde.

    Wer so alt werden darf, der braucht nicht nur die hierfür notwendigen Gene, sondern muss sich auch das richtige Lebensumfeld schaffen können - was Karl Wurm nach der Rückkehr aus der russischen Kriegsgefangenschaft im Hochschwarzwald mit Alpensicht und internationaler Anerkennung aufs Trefflichste gelungen ist.

    Wir wünschen dem bescheidenen Arzt und engagierten Forscher im biblischen Alter weiterhin Gesundheit und liebenswürdige menschliche Begegnungen.

    Prof. Dr. Heinrich Matthys, Freiburg