Zusammenfassung
Sozial-epidemiologische Studien zum Gesundheitszustand von Kindern
und Jugendlichen, die neben den sozio-ökonomischen Faktoren auch den
Einflussfaktor „Nationalität” berücksichtigen, sind in
der Public-Health-Forschung bisher kaum bekannt. Der hier ausgewertete
Datensatz „Mikrozensus 1995” bietet die Möglichkeit, den
Zusammenhang zwischen dem Gesundheitszustand einer Person und seinem
sozio-ökonomischen Status (gemessen über Arbeitslosigkeit,
Sozialhilfe-Empfang, Pro-Kopf-Einkommen, höchster Schulabschluss) zu
analysieren, und dabei auch die Nationalität zu berücksichtigen. Als
1 %ige Stichprobe der bundesdeutschen Bevölkerung erfasst
der Mikrozensus sowohl deutsche als auch ausländische Mitbürger aller
Altersklassen. Eine Analyse des Gesundheitszustands von 50 908 deutschen
und ausländischen Kindern und Jugendlichen im Alter von 0-18 Jahren
hinsichtlich ihrer Krankheitshäufigkeit sowie hinsichtlich des Rauchens
zeigt ein überraschendes Ergebnis: In der Altersgruppe 0-9 Jahre
sind die ausländischen Kinder erheblich gesünder als die deutschen
Kinder, obwohl ihre Familien einen niedrigeren sozio-ökonomischen Status
aufweisen und obwohl ihre Eltern häufiger rauchen. Es wird die Hypothese
formuliert, dass das familiäre Netzwerk eine gesundheitsfördernde
Ressource und ein stark protektiver Faktor für die Gesundheit, vor allem
von ausländischen Kindern, ist und dass auf diese Weise die
sozio-ökonomische Benachteiligung dieser Personengruppe (sowie die
gesundheitliche Belastung durch das Rauchen ihrer Eltern) mehr als ausgeglichen
wird.
Abstract
At least in Germany social epidemiologists have practically never
studied the association between the health status of children on one hand and
their social status and nationality on the other. The census data from 1995
analysed here include data on social status (employment, social security, per
capita income, school education) and nationality; and the 1 %
sample of the population living in Germany covers all nationalities and all
members of the families interviewed. The analysis includes 50,908 children aged
0-18 years and focuses on the health status and the smoking behaviour of
the children and their parents. The result is somewhat surprising: In the age
group 0-9 years foreign children seem to be more healthy than German
children, despite the fact that their families more often belong to the lower
status group and that their parents smoke more than the parents of the German
children. It is hypothesised that social support in foreign families is
stronger than in German families, and that this protective effect is stronger
than the disadvantages of foreign children concerning social status of their
families and smoking behaviour of their parents.
Schlüsselwörter
Gesundheitliche
Ungleichheit - Nationalität - Kinder und
Jugendliche - Passivrauchen
Key words
Health
inequalities - Nationality - Children and
Teenagers - Passive smoking
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