Geburtshilfe Frauenheilkd 2001; 61(12): 995-1000
DOI: 10.1055/s-2001-19490
Originalarbeit

Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Prävalenz postmenopausaler Hormonsubstitution in Hamburg am Beispiel der Verordnungsdaten der AOK 1998 und TK 1999

Prevalence of Postmenopausal Hormone Replacement Therapy in HamburgD. Flesch-Janys1 , A. Köchel1 , P. Koch1 , J. Berger2 , W. Braendle3
  • 1 Arbeitsgruppe Epidemiologie, Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales der Freien und Hansestadt Hamburg und Institut für Mathematik und Datenverarbeitung in der Medizin, Universitätsklinikum Eppendorf, Hamburg
  • 2 Institut für Mathematik und Datenverarbeitung in der Medizin, Universitätsklinikum Eppendorf
  • 3 Abteilung für Klinische und Experimentelle Endokrinologie, Frauenklinik des Universitätsklinikums Eppendorf
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
10. Januar 2002 (online)

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Zusammenfassung

Fragestellung

Im Rahmen der Planung einer Fall-Kontroll-Studie zur Assoziation von postmenopausaler Hormonsubstitution (HRT) und Brustkrebs wurden Angaben zur Nutzung der HRT benötigt. In der Literatur liegen hierzu nur wenige Daten vor.

Material und Methodik

Es wurde eine Analyse der Verordnungsdaten zweier Krankenkassen (AOK Hamburg 1998, TK 1999) für in Hamburg versicherte Frauen im Alter von 40 Jahren und mehr vorgenommen.

Ergebnisse

Für beide Krankenkassen zusammengefasst wurde 23,1 % der Versicherten in den genannten Jahren ein Präparat zur hormonellen Substitutionsbehandlung verordnet. Darunter erhielten 8,2 % eine Estrogen-Monotherapie, 5,7 % eine sequenzielle Kombinationstherapie, 3,6 % eine kontinuierlich kombinierte Therapie aus Estrogenen und Gestagenen und 0,7 % eine Gestagen-Monotherapie. Differenziert man nach Krankenkassen, so liegen die Prävalenzen bei den Versicherten der TK höher als bei Versicherten der AOK. Bei der TK betrug die Prävalenz 31,7 %, bei den AOK-Versicherten 21,2 %. Betrachtet man die Altersverteilung, so zeigt sich ein eindeutiger Gipfel in der Gruppe der 50 - 54- bzw. 55 - 59-Jährigen, dem Alter, in dem klimakterische Beschwerden am häufigsten auftreten. In dieser Altersgruppe wurde etwa 41 % der AOK-Versicherten insgesamt eine Substitutionsbehandlung verordnet, in der Gruppe der TK-Versicherten waren es in der Altersgruppe 50 - 54 Jahre 48,9 % und in der Altersgruppe 55 - 59 Jahre sogar 58,3 %. Berücksichtigt man, dass die vorliegenden Daten nur die aktuellen Verschreibungen wiedergeben, so dürfte der Anteil von Frauen, denen jemals HRT-Präparate verordnet wurden, noch wesentlich höher liegen.

Schlussfolgerung

Angesichts dieser sehr hohen Prävalenz der HRT sowie des zunehmenden Einsatzes im Bereich der Prävention, verbunden mit langen Nutzungsdauern, sind epidemiologische Untersuchungen zur Klärung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses in Deutschland dringend geboten.

Abstract

Objective

We aimed to study the prevalence of postmenopausal hormone replacement therapy (HRT) in a region in Germany.

Methods

We analyzed prescriptions for HRT for women aged 40 years or older from two insurance providers (AOK and TK) in Hamburg, Germany.

Results

The overall prevalence of HRT was 23.1 %. Estrogens only were prescribed for 8.2 %, sequential HRT for 5.7 %, continuous combinations for 3.6 %, and progestagens only for 0.7 % of women. The prevalence for the companies TK and AOK was 31.7 % and 21.2 %, respectively. The highest prevalence of HRT was in women aged 50 - 59 years (58.3 % and 41 %, respectively).

Conclusions

The prevalence of HRT is high. Because the data reflect only current users, the proportion of ever users will be higher. These data underscore the need for epidemiologic studies to clarify the risks and benefits of long-term HRT.

Literatur

D. Flesch-Janys

Arbeitsgruppe Epidemiologie, Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales der Freien und Hansestadt Hamburg und Institut für Mathematik und Datenverarbeitung in der Medizin, Universitätsklinikum Eppendorf

Winterhuder Weg 29

22085 Hamburg

eMail: FLESCH@UKE.UNI-HAMBURG.DE