Psychiatr Prax 2002; 29(1): 1-2
DOI: 10.1055/s-2002-19677
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

In eigener Sache

The Editor's NoteAsmus  Finzen1
  • 1
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Publication History

Publication Date:
22 January 2002 (online)

Table of Contents

Der 29. Jahrgang unserer Zeitschrift bringt einige Veränderungen mit sich. Diese beginnen auf der Titelseite. Sie enden mit der Neugestaltung der letzten Seiten. Die Herausgeber sind sich des längeren bewusst, dass der Titel „Psychiatrische Praxis” weder das Anliegen noch die Inhalte der Zeitschrift vollumfänglich spiegelt. Eher das Gegenteil ist der Fall. Die Psychiatrische Praxis ist nicht primär eine Zeitschrift für die niedergelassene Psychiaterin, den niedergelassenen Nervenarzt, obwohl wir uns wünschten, dass mehr von diesen sie lesen würden. Tatsächlich haben wir den Anliegen der in Praxis und Klinik tätigen Kolleginnen und Kollegen gerecht zu werden versucht, indem wir den sozialpsychiatrisch geprägten wissenschaftlichen Teil durch Kasuistiken und Klinische Berichte, durch Beiträge zur Aktuellen Psychiatrie und vor allem durch viele Buchbesprechungen ergänzt und erweitert haben.

Von unseren Schwerpunkten her sind wir nach wie vor eine Zeitschrift für soziale und klinische Psychiatrie, für Versorgungsforschung und Public Mental Health. Diese wissenschaftliche Seite ist uns wichtig, zumal sie im deutschsprachigen Raum in dieser Breite von anderen nicht gepflegt wird. Weil man den Namen einer eingeführten wissenschaftlichen Zeitschrift aus vielen Gründen nicht ändern soll, haben wir uns entschieden, unseren Titel im Untertitel zu ergänzen: Sozialpsychiatrie, Klinische Psychiatrie, Public Mental Health und Versorgungsforschung. Wir sind guten Mutes, dass wir den Anspruch, den wir damit formulieren, auch werden einlösen können. Die Psychiatrische Praxis wird weiterhin acht Mal im Jahr erscheinen, im April und im November als Themenheft. Nachdem sich die ersten vier mit den Themen Psychiatriegeschichte, Stigma, Angehörige und vor allem im Herbst des vergangenen Jahres „Nach dem Suizid” sehr bewährt haben, sind wir damit auf gutem Weg. Alle haben ein positives Echo bei unseren Leserinnen und Lesern ausgelöst. Das nächste ist noch einmal dem Thema „Angehörige” gewidmet. Im Herbst hoffen wir dann ein Heft mit dem Thema „High Utilizers” präsentieren zu können:

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„High Utilizer”

An vielen Orten ist der Eindruck entstanden, dass sich eine Art neue Drehtürpsychiatrie entwickelt hat, dass bestimmte Patientengruppen immer wieder in die Klinik zurückkehren, dass die gleichen Patienten (oder andere) einen unverhältnismäßig hohen Anteil des Versorgungsangebotes teilstationärer und ambulanter Dienste in Anspruch nehmen. Dazu besteht Forschungsbedarf, ganz abgesehen davon, dass wir Wege finden müssen, das Leid, dass mit diesem Problem verbunden ist, zu mindern und zu lindern. Wenn Sie in ihrer Institution, in Ihrer Klinik Erfahrungen damit haben, zögern sie nicht, uns diese in Form von Erfahrungsberichten mitzuteilen. Wenn Sie dazu ein Forschungsprojekt auf dem Weg haben, nehmen wir Ihre Originalarbeit dankbar entgegen (Originalarbeiten sind das kritische Problem bei der Zusammenstellung von Themenheften). Redaktionsschluss ist Ende Juni 2002.

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Dank

In einem Editorial wie diesem bieten wir Gelegenheit zu Dank und auch ein bisschen zur Zufriedenheit mit unserer Arbeit: Wir danken in erster Linie natürlich unseren Leserinnen und Lesern, die uns auch nach der Umstellung von sechs auf acht Hefte und der entsprechenden Preissteigerung die Treue gehalten haben. Wir danken unseren Autorinnen und Autoren, ohne die es in der Psychiatrischen Praxis nichts zu lesen gäbe. Wir danken Ihnen auch für die Geduld, mit der Sie Manuskripte überarbeiten, zu denen unsere Experten Einwände oder Anregungen gemacht haben. Die meisten Manuskripte werden nach der Begutachtung noch einmal einer Überarbeitung unterzogen. Schließlich danken wir unseren Gutachterinnen und Gutachtern, die es uns möglich gemacht haben, 80 % unserer Autorinnen und Autoren innerhalb von zwei Monaten eine Rückäußerung zu ihrem Manuskript zu liefern. Wir wollen das auch in Zukunft so halten.

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E-mail nutzen

Aus diesem Grunde bitten wir Sie, die Ersteinreichung von Manuskripten in Zukunft wenn immer möglich per Email vorzunehmen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Postwege - insbesondere zwischen den Ländern - mehr Zeit in Anspruch nehmen als der ganze übrige Begutachtungsprozess: Ein Manuskript, dass per Email bei uns eintrifft, kann elektronisch zur Begutachtung weitergeleitet werden; auch die Rückäußerung des Experten kommt dann per Mail nach Basel. In einem Fall, den wir immer wieder gerne anführen, war es so, dass der Begutachtungsprozess abgeschlossen war, bevor die Papierfassung des Manuskriptes bei uns eingetroffen war. Selbstverständlich wird das nicht immer so sein.

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Impact

Zufrieden sind wir nicht nur mit der LeserInnenreaktion auf die Hefte, die wir im vergangenen Jahr gestalten konnten. Besonders zufrieden sind wir mit dem Impact-Factor im Social-Science-Index, den das Institute for Science Information in Philadelphia im abgelaufenen Jahr für uns errechnet hat: 0,8931. Wir meinen, damit können wir uns sehen lassen und wir hoffen, dass unsere Autorinnen und Autoren dazu beitragen, dass wir diesen in der Zukunft auch halten können, dass wir irgendeinmal vielleicht die Schallgrenze von 1 für eine deutsche medizinische Zeitschrift erreichen können.

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Personalien

Dem Innentitel und dem Impressum werden Sie entnehmen, dass sich auch personell einiges geändert hat. Klaus Rose, Hannover, und Maria Rave, Karlsruhe, sind aus dem Kreis der aktiven Herausgeber ausgeschieden. Ulrike Hoffmann-Richter, Luzern - seit 1992 Redaktionsmitglied und lange Jahre Leiterin der Basler Redaktion - ist neu in den Kreis der Herausgeber berufen worden. Die Redaktion ergänzt sich durch Herrn Dr. Martin Eichhorn, Basel, während Herr Dr. Friedrich Martin Wurst ausscheidet. Die wichtigste personelle Veränderung aber, besteht darin, dass die Herausgeber die Psychiatrische Praxis künftig unter verstärkter Mitwirkung weiterer Kolleginnen und Kollegen aus Wissenschaft und Klinik im sozialpsychiatrischen Bereich - und unterstützt von den Ehemaligen - herausgegeben wird.

Herausgeber und Verlag haben im November vergangenen Jahres Herrn Professor Dr. Thomas Becker, Leiter einer Abteilung für Public Mental Health in Leipzig, Dr. Jörg Breitmaier, Chefarzt einer Psychiatrischen Abteilung, Ludwigshafen, Herrn Dr. Michael Franz, Oberarzt mit Schwerpunkt Sozialpsychiatrie an der Psychiatrischen Universitätsklinik Gießen, Herrn Privatdozent Dr. Martin Hambrecht, künftig Chefarzt beim Elisabethenkrankenhaus in Darmstadt, Privatdozent Herrn Dr. Gerhard Längle, Universität Psychiatrische Universitätsklinik Thübingen, Frau Dr. Ingrid Munk, Direktorin der Psychiatrischen Klinik Leipzig/Dösen, Dozent Herrn Dr. Werner Schöny, Ärztlicher Direktor des Wagner-Jaureck-Krankenhauses in Linz, Frau Dr. Angela Schürmann, Leitende Chefärztin am Ostsee Klinikum Neustadt sowie Privatdozent Herrn Dr. Tilman Steinert, Oberarzt und Leiter einer Abteilung für Versorungsforschung des Psychiatrischen Universitäts- und Versorgungskrankenhaus Weissenau neu die Mitwirkung an der Gestaltung unserer Zeitschrift gebeten. Dabei ist Jörg Breitmaier unseren Leserinnen und Lesern kein Unbekannter: Er besorgt seit vielen Jahren die Kongressankündigungen in der Psychiatrischen Praxis.

Die Berufung in unseren Beirat erfolgt entsprechend den Verlagsgepflogenheiten zunächst für zwei Jahre. Wir Herausgeber und die neue Herausgeberin erhoffen uns von den Mitgliedern verstärkte Aktivität, vielfältige Anregung, Unterstützung bei der Begutachtung und gegebenenfalls auch einmal die Gestaltung eines Themenheftes. Zentrales Kriterium für die Berufung war für uns der Wunsch, den Kreis der an der Zeitschrift Mitarbeitenden, deutlich zu verjüngen. Als wir die Psychiatrische Praxis gründeten, waren zwei der drei Herausgeber unter 40 Jahre alt. Heute liegt der Altersdurchschnitt im Herausgebergremium nach dem Ausscheiden von Hans Klaus Rose und Maria Rave Schwank gerade mal bei unter 60. Wir erhoffen uns auch, dass sich einige der neu gewonnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Lauf der nächsten Jahre soweit profilieren, dass sie für die Nachfolge künftig ausscheidender Herausgeber in Betracht kommen. Weitere Kriterien für die Berufung gab es allerdings auch: Zugehörigkeit zu Institutionen, die bislang untervertreten waren und vor allem die Wahl eines Repräsentanten aus Österreich. Die Liste der Beiratsmitglieder ist mit diesem ersten Schritt noch nicht vollständig. Für Ergänzungen wollen wir uns aber Zeit lassen.

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Zum Schluss einige Worte des Abschieds

Frau Dr. Maria Rave Schwank stieß 1990 als erste Frau zu den Herausgebern der Psychiatrischen Praxis. Sie war damals Ärztliche Direktorin in Riedstatt, in einem Hessischen Landeskrankenhaus, ebenfalls als erste Frau an einer solchen Einrichtung. Ihr beruflicher Weg hatte sie zuvor über Heidelberg zum Landschaftsverband Rheinland nach Köln geführt. Später wechselte sie von Riedstatt als Chefärztin an die Städtische Psychiatrische Klinik in Karlsruhe. Frau Maria Rave Schwank hat die Psychiatriereform in der Bundesrepublik still aber beharrlich und intensiv mitgeprägt. Sie hat als Mitherausgeberin der Psychiatrischen Praxis immer wieder darauf gedrängt praktische, die klinische, die kranke Seite nicht zu vernachlässigen.

Herr Professor Dr. Hans Klaus Rose war mit Herrn Helmut Köster und mir Mitbegründer der Psychiatrischen Praxis. Er hat die geschäftsführende Herausgeberschaft sehr früh übernommen, nachdem ich diese anlässlich meines Wechsels als Direktor nach Wunstorf nach einem Vorlaufjahr und einem Herausgeberjahr nicht mehr wahrnehmen konnte. 18 Jahre lang hat er die Psychiatrische Praxis geführt, ihr zu langsamem aber stetigem Wachstum und Ansehen verholfen, bis er Ende 1992 das Amt an mich übergab - allerdings nicht, indem er sich bequem in seinen Direktorensessel in der Evangelischen Nervenklinik Tannenhof in Remscheid zurücklehnte, sondern indem er uns Baslern über weitere 10 Jahre mit Rat und Tat zur Seite stand und weiterhin seinen wichtigen Beitrag zur Gestaltung der Zeitschrift leistete. In diesen 28 Herausgeberjahren vollzog sich auch seine berufliche Laufbahn: Nach Assistenzarzttätigkeit in Heidelberg war er von Anfang an Oberarzt an der neu gegründeten Psychiatrischen Abteilung der Medizinischen Hochschule Hannover, habilitierte sich im Gründungsjahr der Psychiatrischen Praxis 1974, wurde 1978 außerplanmäßiger Professor, übernahm 1988 die Leitung des Tannenhofes. Seit 1998 lebt er wieder in Hannover. Maria Rave, vor allem aber Hans Klaus Rose, gilt mein ganz persönlicher Dank. Sein Wirken ist auch Symbol für die personelle Kontinuität dieser Zeitschrift. Beiden gilt der Dank aller derjenigen, die an der Psychiatrischen Praxis mitarbeiten.

Asmus Finzen, Basel