Einführung
Einführung
Seit dem Gipfel 1985 mit 5,7 Millionen Kokainkonsumenten ist die
Anzahl in den USA zwar stark zurückgegangen, jedoch ist die Rate der
regelmäßigen Konsumenten in der Bevölkerung seit 1992 stetig
bei 1,5 Millionen bzw. 0,7 % der Bevölkerung geblieben
[1]. Dies zeigt, dass Kokainabhängigkeit in den
USA als Problem weiterhin besteht und sich auf gleichem Niveau hält.
Gleichfalls wird deutlich, dass Kokainabhängigkeit offenbar schwierig zu
behandeln ist. Mit zahlreichen Studien fördert das United States National
Institute on Drug Abuse seit einigen Jahren die Erforschung der Behandlung von
Kokainabhängigkeit unter Einschluss der neuesten Entwicklungen auf dem
Gebiet der Pharmakologie sowie der Verhaltens- und psychosozialen
Therapien.
Fast alle Behandlungsprogramme substanzbedingter Erkrankungen
beinhalten auch eine psychosoziale Behandlung. Dabei ist Drogenberatung in
einem gruppentherapeutischen Setting wahrscheinlich am weitesten verbreitet,
ebenso wie individuelle Beratung oder Psychotherapie und Familientherapie in
vielen drogenfreien Rehabilitations-, Methadonsubstitutions- und
Entgiftungsprogrammen verfügbar sind [2]. Die Art
der Psychotherapie variiert zwar, häufig angeboten werden jedoch kognitive
Verhaltenstherapie, psychodynamische Kurztherapie und interpersonelle
Therapie.
Psychotherapeutische Ansätze zur Behandlung von
Substanzabhängigkeit sind somit weit verbreitet, jedoch sind diese
Ansätze erst in den letzten beiden Jahrzehnten wissenschaftlich evaluiert
worden. Frühere Studien zur Suchttherapie konzentrierten sich meist auf
die pharmakologische Behandlung, obwohl fast jedes Behandlungsprogramm
psychosoziale Interventionen in irgendeiner Form zumindest mit einschloss und
sie in manchen Fällen sogar das gesamte Programm ausmachten
[3]. Diese relative Vernachlässigung der
Erforschung und Evaluierung psychosozialer Behandlungen bei
Substanzabhängigkeit beruhte zumindest teilweise auch auf den
Schwierigkeiten, Forschung in diesem Bereich durchzuführen, z. B.
verursacht durch Compliance-Probleme in Bezug auf die Studiendurchführung
sowie Probleme bei der Rekrutierung und Haltequote der Patienten.
Psychotherapie wird in der einen oder anderen Form entweder allein
oder in Verbindung mit Medikamenten bei der Behandlung psychiatrischer
Störungen eingesetzt. Man sollte jedoch annehmen, dass die Psychotherapie
einen Platz in der Suchtbehandlung haben müsste, da subjektive
Befindlichkeitsstörungen sowohl als Mitverursacher als auch als Folge von
Suchtstörungen gelten. Klinische Beobachtungen zeigen, dass einige
Suchtmittel, zumindest zeitweilig, psychiatrische Symptome reduzieren und daher
ihren Konsum fördern. Dieser Gebrauch zur Erleichterung von emotionalem
Leiden resultierte in einer Theorie süchtigen Verhaltens, der so genannten
„Selbstmedikations-Hypothese” [4].
Psychotherapie hat vielleicht die besten Erfolgschancen, wenn sie in
ein laufendes Programm integriert wird, das direkt auf die Reduktion oder
Eliminierung des Drogengebrauchs und der psychiatrischen Symptome, die die
Abhängigkeit begleiten, abzielt.
Therapeutische Settings
Therapeutische Settings
Es haben sich zwei verschiedene Settings ergeben, die bei der
Durchführung einer Psychotherapie - unter Berücksichtigung der
notwendigen Drogenberatung - sinnvoll erscheinen. Washton
[5] hat die Komponenten eines strukturierten,
progressiven Behandlungsprogramms beschrieben: Es ist abstinenzorientiert,
informiert über die Auswirkung von Drogen, fördert die Einbeziehung
der Familie, bietet Gruppen- und individuelle Therapie an, unterstützt die
Teilnahme an 12-Schritte-Programmen, fördert die körperliche
Gesundheit und gleichfalls werden häufige Urinkontrollen
durchgeführt. In solchen Programmen erfolgen Drogenberatung und
Psychotherapie durch nur eine Person.
In einem anderen Behandlungsmodell werden dem Patienten ein
Drogenberater und ein Psychotherapeut gesondert zugeteilt. Der Drogenberater
kümmert sich um die konkreteren Bedürfnisse des Patienten,
beispielsweise durch Gespräche über aktuelle Probleme,
Unterstützung und Ermutigung der Bemühungen, den Drogenkonsum zu
reduzieren, Überwachung/Registrierung der Fortschritte, Kontaktaufnahme
oder Beratung mit medizinischem Personal, Hilfe bei der Arbeitssuche,
Beschaffung eines Rechtsbeistandes, Unterstützung von Zielsetzungen durch
Durchsetzung der Programmregeln und eine genaue Dokumentation. Wichtig für
dieses Modell sind die Koordination der Angebote und gute persönliche
Beziehungen zwischen Psychotherapeuten und Beratungspersonal.
Therapeutische Qualitäten
Therapeutische Qualitäten
Die Qualitäten des Therapeuten haben einen wichtigen Einfluss
auf den Erfolg der Behandlung [6]. Kleinman et al.
[7] konnten zeigen, dass die Zuordnung des Therapeuten
der stärkste Prädiktor für die Haltequote in der Behandlung von
Kokainabhängigen war.
Insbesondere für drei Qualitäten des Therapeuten konnte
ein Einfluss festgestellt werden:
-
die Einstellung des Therapeuten,
-
die Fähigkeiten des Therapeuten,
-
das Interesse des Therapeuten, den Patienten helfen zu wollen
[8].
All diese Qualitäten beeinflussen und formieren auch die
Therapeuten-Patienten-Beziehung. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass
Therapeuten, die vom Beginn der Behandlung an eine Beziehung herstellten, die
vom Patienten als „Helfen” wahrgenommen wurde, eine bessere
Chance auf Erfolg hatten als Therapeuten, die weniger positive Verbindungen
herstellten [8].
Im Vordergrund dabei stehen das Interesse und der Umgang des
Therapeuten mit bestimmten Problemen. Manche Therapeuten zeigen stark negative
Reaktionen auf manipulierendes, antisoziales, impulsives und forderndes
Verhalten, welches drogenabhängige Patienten zeigen können.
Therapeuten mit überwiegend negativen Reaktionen werden diese Patienten
letztlich nicht erfolgreich behandeln können.
Therapeutische Ansätze
Therapeutische Ansätze
Die meisten Techniken individueller Psychotherapie für
drogenabhängige Patienten basieren auf Modellen aus der Behandlung von
psychiatrischen Störungen, insbesondere der Depression. Für eine
effektive Therapie müssen Suchttherapien jedoch einige konkretere
Verhaltensregeln, die normalerweise als Teil der Suchtberatung angesehen
werden, integrieren.
Zwar unterscheidet sich Kokainabhängigkeit von anderen
Substanzabhängigkeiten, dennoch sind viele dieser Komponenten oder
Interventionen auch bei Abhängigkeit von anderen Substanzen geeignet. Dies
gilt ebenso für die meisten Verhaltenstherapien, die, häufig nur mit
geringfügigen Änderungen, auf alle Substanzabhängigkeiten
anwendbar sind.
Zusammenfassend sollte eine effektive Therapie von
Kokainabhängigkeit Folgendes beinhalten. Sie sollte:
-
zugeschnitten sein auf individuelle Probleme und
Bedürfnisse
-
einfach und schnell erreichbar sein/niedrigschwellig
-
sich sowohl mit den Problemen befassen, die mit dem Drogenkonsum
verbunden sind (medizinisch, psychologisch, sozial, Arbeit, familiär,
rechtlich) wie mit dem Drogenkonsum selbst
-
sich den sich ändernden Behandlungsbedürfnissen des
Klienten anpassen
-
eine ausreichende Behandlungsdauer haben (3 Monate und mehr)
-
Beratung oder andere psychosoziale Komponenten einbeziehen
-
wenn möglich, eine kombinierte psychosoziale Behandlung mit
pharmakologischer Behandlung verbinden, weil bei effektiver Medikation
kombinierte Behandlungen die besten Erfolgschancen haben
-
eine integrierte Behandlung für weitere psychiatrische oder
somatische Krankheiten (Komorbidität) bieten
-
berücksichtigen, dass medikamentöser Entzug nur den
Behandlungsbeginn darstellt und wenig zur Veränderung der
Drogenabhängigkeit beitragen kann; längerfristige Behandlung ist
darüber hinaus notwendig
-
das Ziel der Abstinenz bezogen auf alle Drogen, nicht nur auf
Kokain, unterstützen
-
berücksichtigen, dass Behandlung nicht freiwillig sein
muss, um effektiv zu sein
-
eine Überwachung von möglichem Drogenkonsum durch
Urinanalysen und weitere biologische Tests einbeziehen
-
eine Untersuchung auf HIV/AIDS, Hepatitis B und C, TB und andere
Infektionserkrankungen sowie eine Beratung zur Prävention und den Umgang
mit der Erkrankung anbieten
-
die Teilnahme an Selbsthilfegruppen unterstützen, da diese
die professionelle Behandlung ergänzen und ausweiten können
-
last but not least: Die Heilung von Sucht ist häufig ein
langfristiger Prozess und kann vielfache Episoden der Behandlung erfordern.
Empirisch gesicherte Behandlungen
Gegenwärtig gibt es drei bekannte psychotherapeutische
Modelle der Verhaltenstherapie für Kokainabhängigkeit, die besonders
viel versprechend sind; alle diese sind empirisch gestützt:
-
Individual Drug Counseling/Individuelle Drogenberatung
-
Cognitive-Behavioral Therapy (Relapse Prevention)/Kognitive
Verhaltenstherapie (Rückfallprävention)
-
Community Reinforcement Approach (Contingency
Management)/Gemeindenahes Verstärkermodell (Contingency Management)
Individuelle Drogenberatung
Individuelle Drogenberatung
Individuelle Drogenberatung (Individual Drug Counseling, IDC)
[9]
[10] ist unmittelbar auf
die Reduktion bzw. Abstinzenz von Drogenkonsum ausgerichtet. Sie richtet sich
gleichfalls auf die Bereiche, die durch die Abhängigkeit
beeinträchtigt sind - wie beispielsweise Erwerbsstatus, Familien-
und Sozialbeziehungen, illegale Aktivitäten - sowie auf Inhalt und
Struktur des Heilungsprogramms des Patienten. Sie konzentriert sich auf
kurzfristige Verhaltensziele, die dem Patienten dabei helfen, sich von der
Substanz zu distanzieren und dann Hilfsstrategien zu entwickeln, um abstinent
zu bleiben. Als Ergänzung der professionellen Behandlung unterstützt
dieses Modell stark die Teilnahme an 12-Schritte- oder anderen
Selbsthilfeprogrammen. Wenn nötig, werden Überweisungen zu anderen
Hilfsangeboten wie z. B. medizinische, psychiatrische und
Arbeitsberatung vorgenommen.
Die IDC wurde aus den allgemeinen Drogenberatungstechniken für
die NIDA-Kokain-Psychotherapiestudie (siehe unten) entwickelt. In dieser, an
mehreren Orten durchgeführten Studie an 487 kokainabhängigen
Erwachsenen half IDC mit einer zusätzlichen Gruppe(nberatung) den
Patienten in größerem Maß, ihren Drogenkonsum zu reduzieren,
als dies bei kognitiver Therapie mit zusätzlicher Gruppe oder bei einem
psychodynamischen Ansatz plus Gruppe der Fall war. In dieser Studie dauerte die
Behandlung 6 Monate, einschließlich drei anschließender
Kontrollsitzungen. In den ersten drei Monaten war die
Behandlungshäufigkeit zweimal pro Woche und in den Monaten 4-6
einmal pro Woche. Während der gesamten 6-monatigen Behandlungsdauer wurde
einmal wöchentlich zusätzlich Gruppentherapie angeboten.
Kognitive Verhaltenstherapie
Kognitive Verhaltenstherapie
Kognitive Verhaltenstherapie (Cognitive-Behavioral Therapy, CBT)
[11] basiert auf Modellen der
Rückfallprävention [12] und wurde
ursprünglich für die Behandlung von Problemtrinkern entwickelt,
später jedoch für Kokainabhängigkeit angepasst. Kognitive
Verhaltensstrategien basieren auf der Theorie, dass Lernprozesse eine
maßgebliche Rolle bei der Entwicklung von Verhaltensmustern spielen. In
dieser Therapie lernen die Klienten, problematisches Verhalten zu
identifizieren und zu korrigieren. Rückfallprävention umfasst
verschiedene kognitive Verhaltensstrategien, um die Abstinenz zu erleichtern
und dem Rückfall vorzubeugen. Der CBT-Behandlungsansatz von
Kokainabhängigkeit besteht aus einer Anzahl von Strategien, die die
Selbstkontrolle fördern sollen. Spezifische Techniken umfassen die
Erforschung der positiven und negativen Konsequenzen des fortgesetzten Konsums,
Selbstbeobachtung zur Früherkennung von Suchtdruck und Erkennung von
Risikosituationen, Entwicklung von Strategien zur Vermeidung von und zum Umgang
mit Risikosituationen und dem Wunsch zu konsumieren. Dieses Modell versucht den
Klienten dabei zu helfen, Probleme vorauszusehen und effektive
Coping-Strategien zu entwickeln.
CBT gehört zu den am häufigsten evaluierten psychosozialen
Ansätzen zur Behandlung von Substanzabhängigkeit. Ein
Forschungsüberblick [13] konnte zeigen, dass,
verglichen mit nicht behandelten Kontrollgruppen, die Effektivität von CBT
bei der Behandlung verschiedener Suchtmittelerkrankungen bewiesen wurde. Die
Ergebnisse einiger Studien zeigen, dass CBT im Vergleich zu den anderen
häufig angewandten Behandlungen ähnlich effektiv, aber nicht
effektiver ist als andere Ansätze, während andere Studien die
Überlegenheit von CBT, vor allem bei Patienten mit schwerer
Kokainabhängigkeit und schwerer Psychopathologie, nahe legen.
Carroll et al. [14] verglichen für die
Behandlung von Kokainabhängigkeit CBT mit der Interpersonellen
Psychotherapie (IPT). Beide untersuchten Gruppen reduzierten ihren
Kokainkonsum, insgesamt waren die Unterschiede jedoch nicht signifikant. Bei
der Untergruppe von Patienten mit schwerem Kokainkonsum zeigte sich, dass die
CBT-Behandelten eher abstinent wurden als die IPT-Behandelten
(54 % vs. 9 %).
In einer weiteren 4-Felder-Studie wurde CBT vs. Clinical Management
(CM) mit Desipramin vs. Plazebo verglichen [11]. Nach
12 Wochen Behandlung zeigten alle vier Gruppen signifikante Verbesserungen bei
der Verringerung des Kokainkonsums. Hierbei gab es keine signifikanten
Unterschiede bezüglich der Wirkung von Psychotherapie bzw. Medikation.
Dennoch ist zu beachten, dass die Patienten mit der schwersten
Kokainabhängigkeit besser mit CBT als mit CM abschnitten. Ein
interessantes Ergebnis war, dass sich bei der Kontrolluntersuchung nach einem
Jahr anscheinend eine verzögerte Wirkung von CBT bemerkbar machte. Nach
dem Ende der Behandlung haben die Klienten, die mit CBT behandelt worden waren,
ihren Kokainkonsum weiter reduziert, während bei den anderen (CM) der
Konsum stabil blieb.
Community-Reinforcement-Ansatz
Community-Reinforcement-Ansatz
Das gemeindenahe Verstärkermodell (Community Reinforcement
Approach, CRA) beinhaltet eine „Belohnung” [15]
[16]. Dies ist eine intensive
ambulante Therapie, die ebenfalls ursprünglich für
Alkoholabhängige entwickelt wurde und für Kokainabhängige
modifiziert worden ist. Primäres Ziel ist, Kokainabstinenz so lange
aufrechtzuerhalten, dass die Patienten neue Fähigkeiten erwerben
können, die ihnen bei der Beibehaltung des abstinenten Verhaltens
helfen.
Die Patienten nehmen an ein oder zwei individuellen
Beratungssitzungen in der Woche teil. Im Vordergrund steht die Verbesserung der
familiären Beziehungen, das Erlernen verschiedener Strategien zur
Minimierung des Drogenkonsums, Arbeitsberatung und die Entwicklung neuer
Freizeitaktivitäten sowie Bildung sozialer Netzwerke. Die Patienten
unterziehen sich 2- bis 3-mal pro Woche einer Unrinkontrolle und erhalten bei
negativen Proben als Anreiz eine Belohnung in Form eines Gutscheins. Der Wert
dieses Gutscheins steigt mit der Anzahl der aufeinander folgenden drogenfreien
Proben. Die Gutscheine können gegen Waren eingetauscht werden, die mit
einem gesunden, nüchternen Leben vereinbar sind. Dieser Ansatz
fördert das Interesse der Patienten an der Behandlung und hilft ihnen
systematisch, Abstinenzphasen zu erleben.
Viele Studien haben diesen Ansatz (CRA) mit einem Standardmodell der
Drogenberatung verglichen, das den speziellen Verhaltensanreiz der Belohnung
allerdings nicht beinhaltet. CRA wurde in der Behandlung von
Kokainabhängigkeit geprüft, wurde kombiniert mit Disulfiram (Antabus)
für die Behandlung von Kokain- und Alkoholabhängigkeit und er wurde
in der Methadonsubstitution für Kokain- und Heroinkonsumenten genutzt. In
jedem Fall war die Behandlung, die auf dem Community-Reinforcement-Ansatz
inklusive Gutschein basierte, erfolgreicher als eine alleinige Drogenberatung.
Eine Einschränkung, die manchmal bei diesem Ansatz beobachtet wird, ist
die Tendenz, wieder in alte Gewohnheiten zurückzufallen, sobald der Anreiz
aufhört. Eine weitere Einschränkung für eine breite Anwendung
der Methode in den USA liegt darin, dass Drogenprogramme keine ausreichenden
Mittel für die Gutscheine zur Verfügung stellen können.
Die NIDA-Kokain-Therapiestudie
Die NIDA-Kokain-Therapiestudie war eine an mehreren Standorten
stattfindende Untersuchung, die die Effektivität von vier ambulant
angewendeten psychosozialen Behandlungen für Kokainabhängige
prüfte.
Die Behandlungen waren
-
Gruppendrogenberatung allein (GDC),
-
individuelle Drogenberatung (IDC) plus GDC,
-
kognitive Therapie (CT) plus GDC,
-
Supportive-Expressive Therapy (SE - ein
psychodynamischer Ansatz) plus GDC.
Die Behandlung bestand aus einer 6 Monate dauernden aktiven Phase
und einer 3-monatigen Auffrischphase. Über die gesamten 6 Monate fanden
wöchentlich 1,5 Stunden Gruppensitzungen statt. Ziel war es, den Patienten
dabei zu helfen, ihren Kokainkonsum zu reduzieren bzw. zu stoppen und ihnen die
Teilnahme an einem 12-Schritte-Programm zu ermöglichen sowie eine Schulung
zur HIV-Risikominimierung.
Die individuellen Therapiesitzungen für IDC, CT und
SE-Therapie dauerten 50 Minuten und wurden zweimal pro Woche in den ersten 12
Wochen und einmal wöchentlich während der Wochen 13-24
durchgeführt. Monatliche Einzelsitzungen wurden während der
Auffrischphase (Monate 7-9) durchgeführt. Der Behandlungserfolg
wurde nach 6, 9, 12 und 18 Monaten beurteilt. Hauptzielkriterien waren der
Drogenkonsum anhand des Composite Scores des Addiction Severity Index (ASI),
das ASI-Item „Kokaingebrauch während der letzten 30 Tage”
und Urinkontrollen.
Die Patienten waren zwischen 18 und 60 Jahre alt, hatten als
DSM-IV-Hauptdiagnose eine Kokainabhängigkeit mit gegenwärtiger oder
beginnender teilweiser Remission und während der letzten 30 Tage
öfter als an einem Tag Kokain konsumiert. Von 2197 gescreenten Patienten
erfüllten 1771 die Einschlusskriterien und waren zur Rekrutierung
vorgesehen, 937 sind erschienen, 870 begannen mit der Orientierungsphase und
487 schlossen die erforderliche Anzahl an Terminen und Untersuchungen ab und
wurden randomisiert.
Die randomisierten Patienten waren im Durchschnitt 34 Jahre,
lebten allein (70 %), hatten 13 Jahre Schulbildung und waren
erwerbstätig (60 %). Die meisten waren männlich
(77 %) und Weiße (58 %), 40 %
waren Afro-Amerikaner und 2 % lateinamerikanischer Herkunft.
Crackkonsum war die häufigste Form des Konsums (79 %),
19 % konsumierten Kokain nasal und nur 2 %
intravenös. Bei Aufnahme wies der durchschnittliche Patient 7 Jahre
Kokaingebrauch auf und berichtete über 10 Tage Kokaingebrauch sowie 7 Tage
Alkoholgebrauch im letzten Monat. Nach der Randomisierung hielt etwa die
Hälfte der Patienten ihre festgesetzten Termine ein.
In dieser Multicenterstudie an 487 erwachsenen
Kokainabhängigen zeigten alle Behandlungsgruppen eine signifikante
Reduktion des Kokainkonsums. Die IDC mit Gruppe(nberatung) half jedoch den
Patienten eher, ihren Drogenkonsum zu reduzieren als die kognitive Therapie
plus Gruppe oder die Supportive-Expressive Psychotherapy plus Gruppe. Die
individuelle Therapie plus GDC war den zwei anderen Psychotherapien auch
bezogen auf die Anzahl der Tage mit Kokainkonsum im letzten Monat
überlegen. Eine Überlegenheit der Psychotherapie gegenüber GDC
für Patienten mit schwereren psychiatrischen Störungen konnte nicht
bestätigt werden.
Schlussfolgerungen
Schlussfolgerungen
Zusammenfassend haben die meisten Studien zur Psychotherapie bei
Kokainabhängigkeit ergeben, dass sie mit einer Reduzierung des
Substanzkonsums und Verbesserungen in anderen wichtigen Bereichen einhergehen
[14]
[17]. Es scheint jedoch,
dass bestimmte Bedingungen erfüllt sein müssen, um die Chancen zu
verbessern, Patienten in einer Therapie zu engagieren und positive Ergebnisse
zu erzielen. Gewöhnlich braucht der substanzabhängige Patient mehr
Struktur und eine größere Häufigkeit von Sitzungen, als die
traditionelle Psychotherapie bietet. Häufige, unter Kontrolle
durchgeführte Urin- und Atemtests sind wichtige Aspekte dieser Struktur.
Jeder dieser Tests auf Suchtmittel unterstützt Ehrlichkeit und hilft dem
Patienten, die Verantwortung für sein Verhalten zu übernehmen.
Direkte Rückmeldung der positiven oder negativen Urinkontrolle hilft dem
Patienten insofern, dass er merkt, dass der Therapeut sich für ihn
interessiert und seine Fortschritte überwacht. Angemessene Konfrontation
und Analyse der Gründe für den Drogenkonsum sind bei
Rückfällen wichtig, unabhängig davon, ob der Rückfall durch
Urinkontrolle, Atemtest oder Selbstaussage des Patienten entdeckt worden ist.
Positive Rückmeldung bei sauberen Urintestergebnissen ist eine starke
Bestätigung für die Beibehaltung von Abstinenz.
Viele Kliniker finden die Einbeziehung von wichtigen
Familienmitgliedern für den Behandlungsprozess ebenfalls hilfreich. Die
meisten Berater und Therapeuten richten besondere Aufmerksamkeit auf Faktoren
innerhalb der Familie, die die Behandlung unterminieren könnten, wie
z. B. Sucht bei einem Familienmitglied, indirekte finanzielle
Unterstützung der Sucht („Befähigung”) durch die Gabe
anderer Güter, wenn das ganze Geld für Drogen ausgegeben wurde, oder
auch die Entwicklung von Familienkrisen als Ergebnis einer Besserung des
Patienten. Wenn solche Faktoren bestehen, könnte eine Familientherapie
ebenfalls notwendig werden. Mindestens eine kontrollierte Studie über
strukturierte Familientherapie, die in Kombination mit Drogenberatung für
Methadonsubstituierte angewandt wurde, zeigte positive Ergebnisse
[18].
Die meisten der verschiedenen Therapiemodelle bieten hilfreiche
Strategien an und vielleicht zeigen zukünftige Studien, dass bestimmte
Patientencharakteristika mit größeren Verbesserungen in einer
bestimmten Psychotherapie, verglichen mit einer anderen, verbunden sind. Andere
Studien haben gezeigt, dass Therapeuten- und Patientenqualitäten,
einschließlich des Vorhandenseins psychiatrischer Symptome und
Störungen, Einfluss auf das Ergebnis haben [8]
[6]
[19]. Ein sehr positiver Effekt
von Psychotherapie, Beratung und anderen Behandlungen bei Substanzmissbrauch
ist die Reduktion des HIV-Risikoverhaltens, ein jüngstes Ergebnis, das
sich quer durch alle Therapiemodalitäten zeigt. Dies ist extrem wichtig,
besonders für einige Gruppen von Drogenkonsumenten und auch in einem
allgemeinen Sinn, d. h. für die öffentliche Gesundheit
[20].