Rofo 2002; 174(4): 241-242
DOI: 10.1055/s-2002-25126-4
Leserbrief
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Stellungnahme

J.  Blobel
  • Neuss
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Publication Date:
29 April 2004 (online)

Stellungnahme

Die Tatsache, dass wir um eine erneute Stellungnahme gebeten wurden, unterstreicht, dass die Zeitschrift RöFo auch unter Einbeziehung der CT-Gerätehersteller ein geeignetes Podium für diese Strahlendosisdiskussion darstellt. Wir danken Herrn Dr. Tuerkay für die kritischen Anmerkungen zu unserem Kommentar in der RöFo Heft 10/2001 [1]. Herr Dr. Tuerkay ist als Mitarbeiter des CT-Herstellers tätig, dessen Scanprotokolle in der Arbeit von Giacomuzzi et al. [2] vorgestellt und von uns in der ersten Stellungnahme diskutiert wurden.

Der von Herrn Dr. Tuerkay angeführte ImPACT-Report hat anhand von Phantommessungen und physikalischen Parametern ein Bildgütekriterium entwickelt, welches bei gleichen CT-Verhältnissen einen relativen Vergleich ermöglicht, ursprünglich für Einzelschichtsysteme entwickelt wurde und nur die axialen Schichtbilder auswertet. Das dabei verwendete Catphan-Phantom besteht aus Zylindern in z-Richtung, welche der menschliche Körper in den seltensten Fällen enthält. Auflösungsunterschiede in z-Richtung werden deshalb nicht berücksichtigt, sind jedoch für die Wiedergabe von räumlichen Objekten aufgrund des Partialvolumeneffektes von entscheidender Bedeutung. Mit einem für die x-y-Ebene gut abgestimmtem CT-System ist es möglich, ein optimales Testergebnis in Bezug auf Bildqualität und Strahlendosis zu erhalten. Es ist jedoch für den Patienten die Strahlendosis bedeutsam, mit welcher die diagnostische Information der Anatomien mit einer irregulären Form gewonnen wird. Diese Strahlendosis resultiert aus den täglich verwendeten Protokollen, um die räumlichen Strukturen in den multiplanaren Schichtebenen abzubilden und zuverlässig zu diagnostizieren.

Herr Dr. Tuerkay führt aus, dass es irreführend ist, ein Niedrig-Dosis-Protokoll (50 mAs) eines Anwenders mit einem 480 mAs- Protokoll (...) eines anderen Anwenders direkt zu vergleichen, ohne die Endresultate der entstandenen Bilder ... in Betracht zu ziehen.

An einem Bildbeispiel zu dem bisher hinsichtlich der Dosiswirkung diskutierten Felsenbeinprotokollen aus Innsbruck (140 kV, 480 mAs) und Berlin (120 kV, 120 mAs) mit dem Unterschied im Faktor 11 [2] nehmen wir wie folgt dazu Stellung.

In einer gerade veröffentlichten Arbeit von Klingebiel et al. aus der Abt. Neuroradiologie, Institut für Radiologie der CharitÅ, Campus Mitte, sind Bildbeispiele zum Thema-High-Resolution-Computertomographie veröffentlicht [3]. Bereits dem Titel, aber auch den Bildbeispielen aus dieser Arbeit kann man entnehmen, dass es sich nicht um ein so genanntes Low-Dose-Protokoll mit verminderter Auflösung handelt, sondern im Gegenteil hinsichtlich der Bildqualität ein neuer Standard gesetzt wird. In dieser Arbeit sind die Scanparameter mit 120 kV, 50 mAs, Pitch 0.75, 4 × 0,5 mm Scanschichtdicke und die Rekonstruktionsparameter, z. B. 0,2 mm Rekonstruktionsintervall, detailliert angegeben. Dies ist das AquilionTM-Protokoll mit High-Resolution-Qualität, wenn auch mit Low Dose. In der Arbeit von Klingebiel et al. wird darüber hinaus der Nachweis geführt, dass bildqualitativ hochwertige multiplanare Reformationen, wie z. B. mit ca. 45³ axialer Neigung der Schichtebene in der Abb. [1], und auch virtuell endoskopische Abbildungen der Paukenhöhle möglich sind, basierend auf den sehr kleinen isotropen Bildvoxeln mit dem verwendeten Computertomographen. Wir möchten als Beispiel einer mittels Computertomographie zu evaluierenden komplexen und subtilen Anatomie das Mittelohr anführen. Als kritisches Bildelement ist hier u. a. die sog. Stapes-Suprastruktur bekannt, zu der die Crura des Stapes zählt. Das Crus anterius weist einen Durchmesser von ca. 0,4 - 0,6 mm auf und stellt somit höchste Anforderungen an die Detailauflösung des Bildgebungsverfahrens. Diese klinisch bedeutsame anatomische Struktur ist mittels des von uns als Standardprotokoll definierten, auf den Arbeiten von Klingebiel et al. basierenden Scanprotokolles, regelhaft darstellbar (s. Abb. [1]) [3].

Die wesentlichen Voraussetzungen dafür sind eine geringst mögliche Schichtdicke im Helical-Scan in Kombination mit einem in z-Richtung wirkendem Rekonstruktionsalgorithmus zusätzlich zur axialen Rekonstruktion. Mit 4 × 0,5 mm Scanschichten und der beim CT AquilionTM verwendeten MUSCOTTM-Conebeam-Rekonstruktion werden die anatomischen Objektänderungen in z-Richtung genau erfasst und der Partial-Volumeneffekt weitestgehend vermieden. Dieser Sachverhalt ist die Basis dafür, dass die Dosis und das mAs-Produkt im Interesse der Strahlenhygiene entscheidend gesenkt werden können.Es war das Ziel der ersten Stellungnahme [1] zum Artikel von Giacomuzzi et al. [2] dem pauschalen Urteil zu widersprechen, dass die Mehrschicht-CT-Anwendung eine Patientendosiserhöhung im Vergleich zum Einzelschicht-CT bewirkt. Die Voxel-Isotropie im Submillimeterbereich (bis 0,35 mm) mit dem Mehrschicht-CT-AquilionTM erzielt bei einem Benchmarking mit dem Programm „CT-Expo” [4] zur Hannover-Multizenter-Dosisstudie der Einzelschichtsysteme für alle in der CharitÅ, Campus Mitte, am CT AquilionTM verwendeten Scanprotokolle eine Dosiseinsparung im Mittel von 35 % bezogen auf den pitchnormierten CTDIw-Wert. Jeder interessierte Leser kann diese Protokolle mit dem entsprechenden Dosis-Benchmarking sowie Sonderdrucke der Publikation von Klingebiel et al. unter der unten aufgeführten Adresse erhalten.

Mit diesem Diskussionsbeitrag wollen wir dazu anregen, die in der täglichen Routine genutzten Protokolle bezüglich der Dosiswirkung abzuschätzen und gegebenenfalls hinsichtlich der erforderlichen Bildqualität zu optimieren. Zu diesem Thema fehlt noch der Kommentar von Herrn Dr. Tuerkay und Giacomuzzi et al. bezogen auf die absoluten und relativen Dosisaussagen in der Arbeit von Giacomuzzi at al. [2], gemessen mit und zwischen den in Innsbruck vorhandenen CT-Systemen.

Abb. 1 Paraxiale MPR in Höhe der Ovale-Fenster-Nische. Diese Stapes-Suprastruktur (Pfeile) ist sicher abgrenzbar (Scanparameter 120 kV, 50 mAs, Pitch 0.75, 4 × 0,5 mm Scanschichten).

Literatur

  • 1 Blobel J, Baartman H. Kommentar zur Publikation: S. M. Giacomuzzi et al in Fortschr. Röntgenstr, 2001; 173/7: 643-649; . Fortschr. Röntgenstr 2001 173/10 Rubrik Markt + Technik
  • 2 Giacomuzzi S M. et al . Untersuchung zur Strahlenexposition bei der Einzelschicht- und Mehrschicht-Spiral- CT (eine Phantom- Studie). Fortschr.  Röntgenstr.. 2001;  173/7 643-49
  • 3 Klingebiel R. et al . Virtual Endoscopy of the Tympanic Cavity Based on High-resolution Multislice Computed Tomographic Data.  Otology & Neurotology;. 2001;  22/6 803-807
  • 4 Stamm G, Nagel H D. CT-Expo V, 1.0 Dosisberechnungsprogramm; . Hamburg-Hannover; 2001

Korrespondenzadresse

Dr. J. Blobel

Toshiba Medical Systems GmbH,
Neuss

Phone: 02131-1809-140

Email: muscot@fmse.nl